Charly rackert noch immer für die Eintracht

Herr Körbel, Sie haben alle Ihre 602 Bundesligaspiele für Eintracht Frankfurt absolviert. Was machen Sie heute? Karl-Heinz Körbel: Ich bin gemeinsam mit Bernd Hölzenbein Vorstandsberater und so immer noch am Bundesligageschehen dran. Zudem bin ich verantwortlich für unsere Fußballschule, unsere Fußballakademie und die Traditionsmannschaft

Herr Körbel, Sie haben alle Ihre 602 Bundesligaspiele für Eintracht Frankfurt absolviert. Was machen Sie heute?Karl-Heinz Körbel: Ich bin gemeinsam mit Bernd Hölzenbein Vorstandsberater und so immer noch am Bundesligageschehen dran. Zudem bin ich verantwortlich für unsere Fußballschule, unsere Fußballakademie und die Traditionsmannschaft. Die Fußballschule ist mittlerweile ein richtiger Imageträger für uns geworden. In den Sommerferien sind dort jede Woche 800 Kinder. Dort wollen wir auch neue Talente entdecken. Sie selbst haben nach Ihrer Entdeckung durch Eintracht Frankfurt 19 Jahre bei diesem Verein gespielt. Was war denn Ihr schönstes und was Ihr schlimmstes Erlebnis in Ihrer Karriere?Körbel: Es gab sehr viele schöne Erlebnisse. Hängen geblieben sind natürlich die vier DFB-Pokalendspiele und natürlich unser Uefa-Cup-Sieg 1980. Nie vergessen werde ich aber auch das letzte Spiel der Saison 1988/89. Ich sehe noch heute die Stadion-Uhr in Hannover vor mir, wie sie auf 20 vor 5 stand. Zu diesem Zeitpunkt waren wir abgestiegen. Dann habe ich das 1:1 geköpft und wir haben uns in die Relegation gegen den 1. FC Saarbrücken gerettet, wo wir dann die Klasse gehalten haben. Mein schlimmstes Erlebnis war mein Schien- und Wadenbeinbruch gegen Nürnberg 1985. In dem Spiel habe ich noch zwei Tore gemacht, und dann kam diese Verletzung. Danach war fraglich, ob ich meine Karriere fortsetzen kann. Warum bleiben Spieler heutzutage nicht mehr so lange beim selben Verein wie Sie?Körbel: Das Geld steht heute im Vordergrund. Viele Spieler sind durch ihre Berater gesteuert. Es gibt deshalb in der heutigen Zeit auch viel mehr Wechsel. Holte ein Verein früher drei oder vier Spieler vor der Saison, so sind es heute sieben bis acht. Dass das Geld die Hauptrolle spielt, ist auch ein Riesenproblem, das wir mit Eintracht Frankfurt haben. Es ist frustrierend, wenn wir einen Spieler holen wollen und dann einsehen müssen, dass wir keine Chance darauf haben, weil wir seine finanziellen Forderungen nicht erfüllen können. Aufgrund dessen sind auch die ersten acht Plätze in der Bundesliga an finanzstarke Teams vergeben. Wir in Frankfurt müssen daher schauen, dass wir eigene Talente ausbilden.Profitieren Sie heute noch davon, Bundesliga-Rekordspieler zu sein?Körbel: Dadurch, dass ich immer beim selben Verein war, habe ich Glaubwürdigkeit. Toll ist es natürlich auch, wenn kleine Kinder in der Fußballschule sagen: "Du bist doch der mit den meisten Bundesligaspielen." Unsere aktuellen Spieler fragen mich immer, wie ich das gemacht habe mit den 602 Einsätzen. Die können sich das gar nicht vorstellen. Ich hatte natürlich auch Glück mit Verletzungen. Ich glaube, ich hatte auch noch nie eine Zerrung. Auch im Alter von 54 Jahren schnüren Sie immer noch selbst die Fußballschuhe. Warum haben Sie sich entschlossen, in der Traditionsmannschaft zu spielen?Körbel: Als Heribert Bruchhagen als Vorstandschef zur Eintracht kam, wollte er eine Traditionsmannschaft ins Leben rufen, die es früher nicht gab. Ich habe mitgemacht, und mittlerweile sind wir eine richtige Gemeinschaft geworden. Wir haben unheimlich viele Anfragen für Spiele. In diesem Jahr bestreiten wir 27 Partien und haben keine Termine mehr frei. Wir planen jetzt schon für das kommende Jahr. Werden Sie auch beim Gastspiel des Eintracht-Traditionsteams in Tholey heute Abend mit von der Partie sein?Körbel: Ja klar. Ich selbst werde spielen, mit meiner angestammten Nummer, der 4. Die ist fest für mich reserviert, da darf niemand dran rütteln (lacht). Bei uns gibt es immer kleinere Streitereien um die Nummern. Jeder möchte natürlich mit seiner alten Lieblingsnummer spielen. "Die ersten acht Plätze in der Bundesliga sind an finanzstarke Teams vergeben."Charly Körbel

HintergrundMit einem Freundschaftsspiel einer Schaumbergauswahl gegen die Traditionsmannschaft von Eintracht Frankfurt wird heute um 18.30 Uhr im Stadion "Zum Klosterbrühl" in Tholey der neue Rasenplatz offiziell eingeweiht. Neben Charly Körbel werden unter anderem Spieler wie Norbert Nachtweih, Ralf Weber, Michael Anicic, Dietmar Roth, Uwe Müller und Cezary Tobollik für die Eintracht auflaufen.Der Eintritt beträgt für Erwachsene vier Euro, Kinder und Jugendliche bis 15 Jahre haben freien Eintritt. Karten gibt es ab 17 Uhr an der Tageskasse. Der Verein rät Zuschauern, die mit dem Auto anreisen, auf dem Parkplatz Sporstraße in der Ortsmitte zu parken und den Fußweg zum Sportplatz zu nutzen.redZur PersonKarl-Heinz Körbel wurde am 1. Dezember 1954 in Dossenheim (bei Heidelberg) geboren. Als 17-Jähriger wechselte der Vorstopper zu Eintracht Frankfurt. Für die Hessen bestritt er bis 1991 602 Bundesligaspiele - mehr hat kein anderer Spieler absolviert. In seiner Karriere gewann Körbel vier Mal den DFB-Pokal und 1980 den Uefa-Cup. Nur zur Meisterschaft reichte es nie. Körbel spielte zudem sechs Mal für die deutsche Nationalmannschaft. Nach seiner Laufbahn war er als Trainer für Frankfurt und die Zweitligisten VfB Lübeck und Zwickau tätig. sem

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