Caritas will Alkohol von Tankstellen verbannen

Neunkirchen · Volle Pulle leben, das geht auch ohne Alkohol. Mitarbeiter des „HaLT-Projekts“ der Caritas verfassten daher einen Forderungskatalog, der exzessiven Alkoholkonsum von Jugendlichen eindämmen soll.

Alkohol an Tankstellen soll verboten werden. Das fordert die Beratungs- und Behandlungsstelle "Die Brigg" der Caritas, genauer gesagt das darin eingegliederte "HaLT-Netzwerk" im Landkreis Neunkirchen. Da die Zahl der komatösen Alkoholvergiftungen bei Jugendlichen wieder gestiegen sei, sah das Netzwerk Handlungsbedarf. Die Mitarbeiter erstellten einen Forderungskatalog.

Den Beteiligten von "HaLT" sind dabei gerade die Tankstellen ein Dorn im Auge. Die dort schnelle Verfügbarkeit von Alkohol für Jugendliche sei ein Risiko, sagt Horst Arend, "Die Brigg"-Fachdienstleiter. "Wenn das Bier leer ist, dann fahren sie eben mit dem Roller zur nächsten Tanke", so ein Beispiel, das Mitarbeiterin Yvonne Illy aus ihrer praktischen Erfahrung kennt. Früher habe es nach dem Kasten Bier dann eben keinen Nachschub mehr gegeben, sagt Arend. "Es ist ein grundsätzliches Problem", bemerkt Kollegin Ute Müller-Biehl, "was sucht Alkohol überhaupt an der Tankstelle?" Tankstellenbetreiber haben darauf eine einfache Antwort: Sie verdienen damit Geld. "Wir müssen einen Spagat finden, damit dieser Erwerbszweig nicht zum Erliegen kommt", erklärt Arend. Einverstanden wäre "HaLT" auch mit einem Nachtverkaufsverbot von Alkohol, wie bereits in Baden Württemberg.

Auch auf der Liste der Forderungen steht die Preisgestaltung. Alkohol soll durch höhere Preise für Jugendliche unattraktiv werden. Die Alcopop-Steuer beweise, dass es funktioniert, berichtet Illy. Die Gefahr: Bei weinhaltigen, bunten Cocktail-Getränken mit viel Zucker, die den Alkoholgeschmack übertünchen, greife die Steuer jedoch nicht.

Außerdem fordert das Netzwerk der Caritas die konsequente Einhaltung des Jugendschutzgesetzes beim Verkauf von Alkohol. Dazu gehört für Illy auch eine "Kultur des Hinsehens". Volljährige sollten keinen hochprozentigen Alkohol an Jugendliche weitergeben. Laut "HaLT" solle auch ein attraktives Angebot an alkoholfreien Getränken unterstützt werden, Festkultur müsse alkoholfrei gestaltet werden.

Beim Runden Tisch zum Thema Alkoholmissbrauch bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, eingerichtet durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familien, wurde der Katalog bereits diskutiert. So hofft "HaLT" seine Forderungen in die Politik einbringen zu können.

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Auf einen BlickMitarbeiter des Projekts "HaLT" besuchen jugendliche Komasäufer und reden mit Betroffenen. Im Anschluss bieten sie einen Risikocheck - eine Gruppenveranstaltung, die verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol lehrt. "HaLT" wird von Landkreis Neunkirchen, Land und Caritas finanziert. In Neunkirchen hat das Projekt seinen einzigen Standort im Saarland. Rund 100 gibt es bundesweit. pam

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