Programm für Langzeitsarbeitslose gefordert Caritas führt jetzt die Wohlfahrts-Liga an

Saarbrücken · Die Bekämpfung der Armut und der Langzeitarbeitslosigkeit stehen 2018 im Vordergrund.

 Die Armut im Saarland zeigt sich auch auf den Straßen, wenn Bettler um eine milde Gabe bitten und sich bei hilfsbereiten Passanten bedanken.

Die Armut im Saarland zeigt sich auch auf den Straßen, wenn Bettler um eine milde Gabe bitten und sich bei hilfsbereiten Passanten bedanken.

Foto: dpa/Friso Gentsch

Die Feder ist von der Alt-Saarbrücker Feldmannstraße hinüber in die Johannesstraße in St. Johann geflogen. Jetzt führt die dort gegenüber der evangelischen Johannes-Kirche (“Joki“) residierende Arbeitsgemeinschaft der Diözesan-Caritasverbände im Saarland die Liga der freien Wohlfahrtspflege Saar an. Die Führung der Feder übernahm der Caritas-Migrationsexperte Bernward Hellmanns, der von seinem Vorgänger Michael Hamm, Geschäftsführer des in der Feldmannstraße arbeitenden Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Rheinland-Pfalz/Saarland, bei einer Feierstunde im Roncalli-Saal des katholischen Johannes-Foyers eine gerahmte Gänsefeder symbolisch überreicht bekam.

Der „Wind of change“ machte sich wohltuend für die Großkoalitionäre im Saarland und die ehemalige CDU/SPD-Koalition in Berlin bemerkbar. Während Hamm in seiner Abschiedrede kritisch auf das Bundesteilhabegesetz für Behinderte einging und bemerkte, dass die Mehrzahl der Anregungen der Wohlfahrtsverbände von CDU und SPD nicht aufgegriffen worden seien, sagte Hellmanns, er wolle die Herausforderungen bei der Umsetzung des Gesetzes im Saarland mit der CDU/SPD-Landesregierung in „partnerschaftlicher Weise“ bewerkstelligen und den „Schulterschluss“ mit der Landesregierung suchen. Hellmanns zitierte die CDU-Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer, die gesagt habe, dass es darum gehe, die „solidarischen Netzwerke zu stärken“. Dem habe er nicht viel hinzuzufügen, betonte Hellmanns.

Der neue Vorsitzende der Liga (bestehend aus Arbeiterwohlfahrt Saarland, Arbeitsgemeinschaft der Diözesan-Caritasverbände im Saarland, Paritätischer Wohlfahrtsverband Rheinland-Pfalz/Saarland, Diakonisches Werk an der Saar, Deutsches Rotes Kreuz Landesverband Saarland und Synagogengemeinde Saar) Hellmanns sagte, dass die Bekämpfung der Armut im Saarland die größte Herausforderung im kommenden Jahr für die Liga sein werde. „Wir sind bereit, uns am Aktionsplan der Landesregierung zur Bekämpfung der Armut zu beteiligen“, sagte Hellmanns. „Der langjährigen intensiven Analyse der Armutsfrage, den Gutachten und Forschungsaufträgen sollte nun die tatsächliche Bekämpfung dieser, für unsere reiche Gesellschaft beschämenden Situation vieler Menschen folgen“, so Hellmanns. Ein weiteres Aufgabenfeld der Liga sei die Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit. Die Landesregierung habe in dieser Frage mit dem Programm „Arbeit für das Saarland“ (A-Saar) in den zurückliegenden Jahren einen richtigen Weg beschritten. Gefordert sei jetzt auf der Bundesebene ein Wechsel in der Politik der Arbeitsmarkt-Integration. Das Saarland müsse Modellregion für arbeitsmarktpolitische Maßnahmen wie den „Passiv-Aktiv-Transfer“ werden. Das heißt, das Langzeitarbeitslose bei öffentlichen Arbeitsmaßnahmen aktiv werden und weiter staatliche Hilfe bekommen.

 Caritas-Mann Bernward Hellmanns ist jetzt Chef der Liga der Freien Wohlfahrtspflege Saar.

Caritas-Mann Bernward Hellmanns ist jetzt Chef der Liga der Freien Wohlfahrtspflege Saar.

Foto: Gaby Jacquemoth/Caritas

Hellmanns Vorgänger Michael Hamm hatte zuvor gefordert: „Wir müssen uns noch klarer positionieren.“ Beim Festakt lagen auf jedem Stuhl für die etwa hundert Gäste die Broschüren der Wohlfahrts-Liga mit ihren Wahlprüfsteinen für die vergangene Landtagswahl im März, mit denen die Liga die Saar-Parteien veranlasst hatte, Farbe zu bekennen. Hamm kritisierte, dass soziale Leistungen leider von Regierungsseite oft nur als „Kostenfaktor“ angesehen würden. Dem traten die Gastredner Stephan Kolling (CDU), Sozial-Staatssekretär, und Christine Streichert-Clivot (SPD), Bildungs-Staatssekretärin, entgegen. Kolling dankte Hamm im Namen von Sozialministerin Monika Bachmann (CDU) für seine Arbeit als Liga-Chef, Streichert-Clivot nannte die Liga einen „Partner für den sozialen Frieden“.

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