Bunkerwanderung weckte Begeisterung

Türkismühle. Alle Altersgruppen sind in der Wandergruppe vertreten die sich am Bahnhof in Türkismühle zur ersten Bunkerwanderung versammelt hatte. Ein paar Senioren waren Zeitzeugen, als die Verteidigungsanlagen errichtet wurden, einige der jüngeren Leute haben in ihrer Kindheit in den Bunkern gespielt

 Ein Blick in den restaurierten Maschinengewehrschartenstand in Eisen. Fotos: Faber

Ein Blick in den restaurierten Maschinengewehrschartenstand in Eisen. Fotos: Faber

Türkismühle. Alle Altersgruppen sind in der Wandergruppe vertreten die sich am Bahnhof in Türkismühle zur ersten Bunkerwanderung versammelt hatte. Ein paar Senioren waren Zeitzeugen, als die Verteidigungsanlagen errichtet wurden, einige der jüngeren Leute haben in ihrer Kindheit in den Bunkern gespielt. Als Besichtigungsobjekte standen Bunker, Schrankensperren, Wasserbehälter, Luftschutzanlagen, ein Kommandostand und zwei Doppel-Gruppenunterstände auf dem Programm. Peter Waltje, der Denkmalbeauftragte der Luftverteidigungszone West, hatte das Konzept zur Führung ausgearbeitet. "Die Anlagen gehen auf die Zeit zwischen 1937 und 1940 zurück, als die Landesbefestigung West entstand", erklärte Waltje zum Einstieg. Um die Luftabwehrbatterien und ihre Mannschaften im Kampf zu schützen, seien einerseits Bunkerbauten zum Schutz der Geschützbedienungen entstanden, andererseits infanteristische Bunkerstellungen ähnlich denen des Heeres. In den Anlagen waren Flakbatterien der Luftwaffe eingesetzt, deren Aufgabe es war, das Reichsgebiet vor einfliegenden Feindflugzeugen zu schützen. Planung und Ausbau der Bunker lag in den Händen der Luftwaffe.Gebaut wurde die Luftverteidigungszone West vom Reichsarbeitsdienst und der so genannten Organisation Todt hauptsächlich im Zeitraum vom 1. März bis zum 1. Oktober des Jahres 1939. In diesem Zeitraum wurden 1735 Bauwerke fertig gestellt. Am Türkenkopf, gleich gegenüber dem Bahnhof, zeigte Waltje zwei Bunker. Die zweite Luftschutzeinrichtung diente zum Schutz der Bahnarbeiter und wurde im Jahre 1940 an die Bevölkerung übergeben. In Sötern ging der Fachmann auf die Bedeutung von drei gesprengten Bunkern ein. Höhepunkt des Marsches war die Besichtigung der Anlagen in Eisen, die Waltje gekauft hat und seit zehn Jahren restauriert. "Sie sind noch nicht fertig", betonte Waltje. 27 000 Reichsmark hat seinerzeit der Bau des Maschinengewehrschartenstandes gekostet, dessen Innenräume die Wandergruppe zunächst beäugte. 343 Kubikmeter Betonvolumen wurden an dem Doppel-Gruppenunterstand verbaut, der für eine Besatzung von 27 Mann errichtet wurde, und 52 000 Reichsmark gekostet hat.

Überwältigende Resonanz

"Dass so viele interessiert an der Wanderung teilgenommen haben, damit hätte ich niemals gerechnet", meinte Waltje nach der vierstündigen Exkursion. Die eigentliche Idee der Bunkertour wurde während einer Rast an einer Bürgermeister-Fahrradtour geboren. "Wir haben direkt am gesprengten Bunker in Eisen eine Pause eingelegt", erinnerte sich Bürgermeister Andreas Veit noch genau. Dort sei darüber gesprochen worden, dass rund um die Gemeinde eine Vielzahl an Bunkern existieren, und man diese doch mit einer Wanderung einmal besichtigen könne. Der Gedankengang wurde weiter verfolgt, von Waltje ausgearbeitet und in die Tat umgesetzt. Die Bunkerwanderung soll nun als fester Bestandteil ins Tourismuskonzept der Gemeinde aufgenommen werden.

Auf einen Blick

 Ein Blick in den Schlafraum des restaurierten Doppelgruppen-Unterstands in Eisen.

Ein Blick in den Schlafraum des restaurierten Doppelgruppen-Unterstands in Eisen.

Im Zuge des Ausbaus der Landesbefestigung West (1937-1940) entstand östlich des eigentlichen Westwalls die Luftverteidigungszone West (LVZ-West) in einer Tiefe von bis zu 100 Kilometer auf einer gedachten Linie Jülich-Düren-Euskirchen-Wittlich-Traben-Trarbach-Idar-Oberstein-Kaiser slautern-Neustadt-Speyer-Karlsruhe-Offenburg-Freiburg-Lörrach. Im Saarland konnten bis heute 327 Bunkeranlagen nachgewiesen werden, von denen 88 intakt erhalten geblieben sind. An schweren Flakstellungen konnten drei, an leichten vier sowie an Scheinwerferstellungen eine nachgewiesen werden. frf

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