Bühnenstück zeigt: Hilfe holen ist kein Petzen!

St. Ingbert. Rund 260 Grundschulkinder aus St. Ingbert, Scheidt und Bübingen verfolgten gestern in der St. Ingberter Stadthalle das Stück "Ganz schön blöd!" des Präventionstheaters Zartbitter aus Köln. Das Stück richtet sich gegen sexuellen Missbrauch von Mädchen und Jungen und gegen Gewalt in den Medien. Tine ist gerade mit ihren Eltern umgezogen

St. Ingbert. Rund 260 Grundschulkinder aus St. Ingbert, Scheidt und Bübingen verfolgten gestern in der St. Ingberter Stadthalle das Stück "Ganz schön blöd!" des Präventionstheaters Zartbitter aus Köln. Das Stück richtet sich gegen sexuellen Missbrauch von Mädchen und Jungen und gegen Gewalt in den Medien.

Tine ist gerade mit ihren Eltern umgezogen. Und während sie sich durch die Umzugskisten in ihrem Zimmer wühlt, knallt Teugel - halb Teufel, halb Engel mit 17 vermasselten Schutzengelprüfungen - in ihr Leben. Eine letzte Chance hat Teugel, sich doch noch seine Flügel zu verdienen: Er soll Tine einen ganzen Tag lang beschützen. Dabei hat er überhaupt keine Ahnung, was heutzutage für Mädchen und Jungen eine Bedrohung darstellt. Während er mehr an Vulkanausbrüche und Flutwellen denkt, sind es eher Mobbing durch Gleichaltrige, Anmachen durch Erwachsene, peinliche oder grausame Bilder aufs Handy, die Tine und einigen ihrer Freunde schwer zu schaffen machen. Doch Tine traut sich nicht, sich jemandem anzuvertrauen. Sie hat Angst, als Petze dazustehen. Teugel entwickelt langsam ein Gespür für Tines Sorgen. Er bringt ihr bei, wie wichtig es ist, sich in "blöden" Situationen Hilfe zu holen. Tine fasst Mut, lernt, sich zu behaupten und erkennt den Unterschied zwischen "jemanden verpetzen" und "sich Hilfe holen". So schafft Teugel schließlich noch seine Schutzengelprüfung.

Zartbitter spielte auf Einladung der Beratungsstellen "Nele" gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen und "Phoenix", das Pendant für Jungen, der Stadt St. Ingbert und des Kreisjugendamts. Dabei endete die Veranstaltung nicht mit dem letzten Vorhang, sondern die beiden Schauspieler Imke Pankauke und Carsten Keller standen den Kindern im Anschluss noch Rede und Antwort. Einige der Kinder haben selbst schon Erfahrungen mit Mobbing, Handy-Bildern und ähnlichem gemacht. Manche stießen bei dem Versuch, darüber zu sprechen, auch auf taube Ohren oder wurden belächelt. Deshalb gab es auch Tipps und Ratschläge. Mitglieder der beiden Beratungsstellen, die zwar ihren Sitz in Saarbrücken haben, aber regelmäßig Sprechzeiten in den Landkreisen anbieten und auf Anfrage für Präventionsveranstaltungen auch Schulen besuchen, verteilten Infobroschüren und Kontaktadressen. An den Klassenlehrern wird es sein, nach dem Theaterbesuch das Thema nachzubearbeiten.

Klaus Ruffing, Leiter des Kreisjugendamtes, machte beim Gespräch nach der Aufführung, an dem neben den Schauspielern auch Waltraud Jäger, Ursel Breyer, Margit Leist und Hanne Beyer-Wagner von "Nele" sowie Udo Weber von "Phoenix" teilnahmen, spontan das Angebot, "Ganz schön blöd!" nochmal aufzuführen, um noch mehr Kinder zu erreichen. Er hob die gute Zusammenarbeit mit "Nele" und "Phoenix" sowie dem Theater Zartbitter hervor. Außerdem stellte er heraus, im Saarpfalz-Kreis sei das Hilfe- und Präventions-Netzwerk sehr gut entwickelt.

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