Buchmesse Leipzig: Neuer Mut, doch die alte Krise bleibt

Leipzig. Ist Bücherlesen "in"? Diesen Eindruck bekam zumindest jeder, der sich auf der Leipziger Buchmesse durch die vollen Hallen schob. Die Stände der großen Verlage waren ebenso dicht umlagert wie die Comic- und Kinderbuch-Abteilung. Und es waren nicht die Tüten- und Kugelschreibersammler, die vor den Tresen Halt machten

Leipzig. Ist Bücherlesen "in"? Diesen Eindruck bekam zumindest jeder, der sich auf der Leipziger Buchmesse durch die vollen Hallen schob. Die Stände der großen Verlage waren ebenso dicht umlagert wie die Comic- und Kinderbuch-Abteilung. Und es waren nicht die Tüten- und Kugelschreibersammler, die vor den Tresen Halt machten. "Die Leute sitzen an unserem Stand und lesen", sagte eine Mitarbeiterin von Hoffmann und Campe. "Sie interessieren sich für die Bücher - und das in Zeiten des E-Books."Die Buchbranche, so scheint es, hat auf ihrem viertägigen Frühlingstreffen in Leipzig neues Selbstbewusstsein gewonnen. Die neue alte Lust aufs Buch schlug sich auch in den Besucherzahlen wieder: 168 000 Menschen strömten nach Messeangaben in die Hallen - ein Rekord.

Pünktlich zur Messe startete der Börsenverein des Deutschen Buchhandels die bundesweite Kampagne "Vorsicht Buch!" Sie soll mit verschmitzten Postkarten- und Plakatmotiven die Aufmerksamkeit aufs Buch richten.

So schwungvoll die Leipziger Buchmesse ablief, so verheißungsvoll war nach Angaben des Börsenvereins der Start ins Jahr 2013. Die Umsätze legten um 1,7 Prozent zu. "Die Nachfrage nach dem Buch ist in dieser Gesellschaft ungebrochen und stark", sagte Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins. 2012 hatte die Branche rund 9,6 Milliarden Euro umgesetzt.

Eine der zentralen Zukunftsfragen wird es sein, wo die Menschen ihre Nachfrage nach Büchern befriedigen. Die Krise des stationären Buchhandels ist nicht ausgestanden. Laut einer Umfrage des Börsenvereins erwarten nur 25 Prozent der Händler derzeit gute Geschäfte, die Hälfte geht lediglich von mittleren Umsätzen aus. Aktuell werden laut Börsenverein 49,5 Prozent des Branchenumsatzes über den stationären Buchhandel erwirtschaftet, mit sinkender Tendenz. Der Buchhandel sei ein Beispiel für den Wandel, dessen Ende nicht in Sicht ist.

Nicht mehr wegzudenken sind inzwischen die E-Books, auch das war in Leipzig wieder zu sehen. Sowohl die Leser als auch Autoren interessieren sich für die Möglichkeiten des digitalen Publizierens. Steuerten die E-Books 2011 noch ein Prozent zum Branchenumsatz bei, waren es 2012 schon zwei Prozent. Die Tendenz hier: klar steigend.

Doch so leicht es ist, als Leser ein E-Book runter- und als Autor eines in die Verkaufsplattform hochzuladen - das klassische, professionell lektorierte und layoutete Buch wird es so schnell nicht verdrängen. Denn die Qualitätsprobleme der selbstverlegten E-Books sind nicht zu übersehen. Diese Erfahrung machte Wolfgang Tischer, Jurymitglied für den 2013 erstmals in Leipzig aufgelegten Indie-Autoren-Preis für Selbstverleger. Mehr als 400 Titel wurden eingereicht. "Von den 100 Titeln, die ich bewerten musste, waren vielleicht zwei richtig gut", sagte Tischer. "Da ist einfach auch viel Schrott dabei."

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