Bleiklumpen werden zum Polit-Orakel

Neunkirchen. Orakeln in der Silvesternacht hat Tradition. Einen Blick in die Zukunft werfen, Antworten auf Fragen aus Zeichen deuten. Die SZ hat in diesem Jahr mitorakelt. Mit hohlen Bleifiguren, Gießlöffel, einer brennenden Kerze, einer Schale kaltem Wasser und einem Deutungsheft - Bleigießen also

 Claudia Emmerich (vorn) und Nele Scharfenberg aus der SZ-Redaktion Neunkirchen bei der Orakel-Arbeit mit Bleigießen. Foto: Willi Hiegel

Claudia Emmerich (vorn) und Nele Scharfenberg aus der SZ-Redaktion Neunkirchen bei der Orakel-Arbeit mit Bleigießen. Foto: Willi Hiegel

Neunkirchen. Orakeln in der Silvesternacht hat Tradition. Einen Blick in die Zukunft werfen, Antworten auf Fragen aus Zeichen deuten. Die SZ hat in diesem Jahr mitorakelt. Mit hohlen Bleifiguren, Gießlöffel, einer brennenden Kerze, einer Schale kaltem Wasser und einem Deutungsheft - Bleigießen also. Und gleich mal einen Rat an den scheidenden Oberbürgermeister Neunkirchens für die Zeit danach: "Herr Decker, verachten Sie die kleinen Freuden des Lebens nicht!" Das symbolisiert die "Sichel". Die beiden SZ-Redakteurinnen haben sie klar im Bleiklumpen erkannt. Die OB-Wahl ist Teil des Superwahljahres 2009. Und wenn wir gerade dabei sind: Was erwartet uns da von den Politikern? Auch hierzu wollten wir uns über und hinter Kerzenlicht erleuchten lassen. Aha, eine Kugel lässt sich erahnen. Wir können es uns aussuchen. Kugel-Deutung I: "Behalte deine schlechte Laune für dich." Politiker dürfen im Wahlkampf ja auch keine schlechte Laune zeigen. Kugel-Deutung II: "Du musst weniger essen." Merkt ihr Wahlkämpfer: schlanke Linie, fitte Erscheinung hilft womöglich, medien- und wählerwirksam rüberzukommen. Nun meint Kollegin Scharfenberg, aus dem Bleigebilde auch eine Art Flakon erkennen zu können, unten rund geschwungen, nach oben sich filigran weitend. Flakon lesen wir nach, steht für: "Nimm niemanden auf den Arm." Na, wir wollen auch nicht, dass unsere Politiker dies tun.Wenden wir uns nun dem turbulenten Thema Windkraft am Kleeberg in Eppelborn zu. Neue Bleifigur schmelzen, rein ins Wasser. Da ist zunächst ein Baum - für Kollegin Emmerich ein lebender Baum mit Krone. Für Kollegin Scharfenberg wird die Krone zur Wurzel, der Baum ist kahl, der Baum ist tot. SZ-Fotograf Willi Hiegel, der gerade fürs Foto da ist, ruft überzeugend: "Ein Bonsai-Bäumchen!" Was hat das nun mit der Windkraft in Eppelborn zu tun? Gute Frage. Bäume statt Windrädern? Nächste Frage. Neben dem Wie-auch-immer-Baum erkennen wir eine Peitsche. "Du brauchst eine starke Hand" lesen wir. Warum fällt den Betrachtern da der Eppelborner Bürgermeister Lutz und sein nicht immer braver Gemeinderat ein? Einen höchst attraktiven Neuzugang kann nach unserem Blei-Orakel der Neunkircher Zoo in diesem Jahr vermelden: Auf die Frage nach möglichen neuen Zoobewohnern erkennen alle Augen der Redaktion einen Drachen. Wenn das nicht die Besucher in rekordverdächtigen Scharen anzieht. Wenn es die Feuer speienden Fabelwesen noch gäbe. Vom Drachen nach Gondwana, der neuen Urzeit-Schau in Landsweiler-Reden, ist es nicht weit. Was passiert dort 2009? Diesmal ändert Kollegin Scharfenberg ihre Gieß-Taktik. An Stelle eines kraftvollen Auf-einmal-den-Löffel-Leerens tritt jetzt ein sanftes Hineingleiten des geschmolzenen Bleis ins Wasserbad. Und siehe da: sieben auf einen Streich - sieben kleine Blei-Würmchen oder was auch immer. Die Kollegin - jahrelang erprobte Bleigießerin - bietet sofort zwei Interpretationsmöglichkeiten an: "Viele Kleinteile - Gondwana fällt auseinander. Oder: Viele Kleinteile - es kommen ganz viele Besucher." Fein, irgendwie macht orakeln alles möglich. > Seite C5: Lesen Sie auch die Schlagzeilen 2009 für den Kreis Neunkirchen "Ein Bonsai-Bäumchen!" SZ-Fotograf Willi Hiegel als Bleifiguren-Deuter

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