Bilder wirken der Zeit enthoben

St Ingbert/St Wendel · Seine Bilder scheinen einer anderen Welt zu entstammen: Der Mia-Münster-Preisträger Albert Haberer nimmt in seinen Bildern Stellung, erweist sich als jung gebliebener kritischer Geist. Eine Ausstellung, die zum Nachdenken anregt. Heute wird er 80 Jahre alt.

 Albert Haberer stellt derzeit im Rathaus seiner Geburtsstadt St. Ingbert aus. Foto: Brigitte Quack

Albert Haberer stellt derzeit im Rathaus seiner Geburtsstadt St. Ingbert aus. Foto: Brigitte Quack

Foto: Brigitte Quack

Es ist eine seltsame Stimmung, die von Albert Haberers Gemälden in der St. Ingberter Rathausgalerie ausgeht. Denn sie wirken zeitlos, regelrecht der Zeit enthoben, wie ein Rundgang durch die aktuelle Ausstellung eindrucksvoll vor Augen führt. Mit ihren marmoriert anmutenden Oberflächen zeigen sie zwar eine dichte Substanz, scheinen aber dennoch einer anderen Welt zu entstammen. In den vielen Landschaften und kulissenhaften Architekturansichten, die meist menschenleer einher kommen, herrscht ein hohes Maß an Abstraktion. Prägnante Linienzüge werden grafisch zusammengefasst und damit in die Fläche eingebunden. Dagegen stehen diese strukturierten Oberflächen, die doch Räumlichkeit und Bewegung ins Bild bringen.

Dieser bisweilen starke Kontrast zweier prinzipiell gegensätzlicher Gestaltungsformen - Fläche ohne sichtlichen Übergang gegen Raum zu setzen - ist denn auch ein Grund für diese seltsame Anmutung. Dass zudem jegliches menschliche Leben in dieser Werkgruppe fehlt, ist ein weiterer Faktor, der beim Betrachter Erinnerungen an so manch surrealistisches Werk wecken kann.

Doch Haberer kann auch anders. Da er den künstlerischen Strömungen seiner Zeit zum Trotz stets dem Gegenstand verbunden blieb, zeigt er auch Bilder von Menschen. Das kann die verführerisch in Szene gesetzte französische Symbolfigur der Marianne sein oder Goethe in seiner wohlbekannten Pose - stets bindet er die Dargestellten ein in seine typischen Bildwelten, jenseits der Zeit. Und dennoch nimmt er Stellung. Etwa dann, wenn er den skandalträchtigen Limburger Bischof Tebartz-van Elst einem weißen Sportwagen entsteigen lässt und über seinem Haupt den weinenden geschundenen Christus ganz groß abbildet.

Gerade in den neuesten Werke erweist sich der 80-Jährige als ein junggebliebener kritischer Geist, der vor deutlichen Aussagen nicht zurück schreckt. So lohnt der Besuch dieser Ausstellung allemal, denn sie zeigt nicht nur die Werke eines bedeutenden saarländischen Künstlers, sondern regt auch zum Nachdenken an.

Albert Haberer - Bilder aus fünf Jahrzehnten. Bis zum 23. Dezember. Rathausgalerie St. Ingbert, montags bis donnerstags von 8 bis 18 Uhr, freitags bis 12 Uhr.

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Zur PersonAlbert Haberer wurde 1933 in St. Ingbert geboren. Er studierte Malerei am Hochschulinstitut für Kunst und Werkerziehung bei Boris Kleint und Karl Kunz sowie Kunstgeschichte an der Universität des Saarlandes. Er war Mitbegründer der "Galerie im Zwinger", St. Wendel, und erhielt 1999 den Mia-Münster-Preis der Stadt St. Wendel. Von 1960 bis 1996 war er im höheren Lehramt als Kunsterzieher und Geschichtslehrer tätig und setzte sich viele Jahre für die Interessen seines Berufsstandes ein. Am heutigen Donnerstag feiert der Künstler seinen 80. Geburtstag. qb

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