Bewegende Session mit Legenden der brasilianischen Folklore

Saarbrücken. "Roda bedeutet Kreis", erklärt Nancy de Matos-Leuze, die am Sonntagabend die zweite "Roda de Choro" im Schlosskeller organisiert hat. "In Brasilien gehen die Musiker in die Kneipe, setzen sich in eine Runde und fangen an zu spielen

Saarbrücken. "Roda bedeutet Kreis", erklärt Nancy de Matos-Leuze, die am Sonntagabend die zweite "Roda de Choro" im Schlosskeller organisiert hat. "In Brasilien gehen die Musiker in die Kneipe, setzen sich in eine Runde und fangen an zu spielen." Choro wiederum hat mit dem portugiesischen Verb "chorar" ("weinen") zu tun, was bedeutet, dass bei dieser traditionellen brasilianischen Musikrichtung das Melodieinstrument eine gewisse Melancholie verströmt. Aber da Trauer und Fröhlichkeit in der brasilianischen Musik oft sehr nahe beieinanderliegen, sollte man sich den Choro nicht als reine Jammermusik vorstellen. Er ist eine Mischung aus afrikanischer und europäischer Folklore.War bei der ersten "Roda" noch das Ensemble Sonoro allein aufgetreten, durften die Zuhörer bei der Neuauflage zwei Legenden des Choro begrüßen: den 70-jährigen Edson Sete Cordas, der seinen Namen von der siebensaitigen Gitarre bekommen hat, und Cacau do Pandeiro, der mit 82 Jahren souverän die brasilianische Variante der Schellentrommel schlägt. Herausragende Figur des Abend war jedoch Elisa Goritzki, die nicht nur zwischen Deutsch und Portugiesisch wechselnd sehr sympathisch durch den Abend führte, sondern auch immense Virtuosität an der Querflöte aufwies. Die langen und vertrackten Melodiebögen des Choro ließen ihr kaum Atempausen; gleichzeitig verlangt dieser Musikstil auch noch nach ständiger Improvisation, was der promovierten Musikerin aber keinerlei Mühen bereitete. Im zweiten Teil des Abends betraten die Teilnehmer des vorangegangenen Choro-Workshops die Bühne, sodass die eigentliche "Roda", vergleichbar einer Jam-Session im Jazz, beginnen konnte. Die junge Brasilianerin Adriana Baldo, Studentin an der Hochschule für Musik Saar, fügte sich dabei mit der beim Choro untypischen Oboe nahtlos ins Ensemble ein. Nach dem vom Publikum enthusiastisch aufgenommenen Abend soll die "Roda de Choro" am 31. Oktober in die dritte Runde gehen. Der Ort steht noch nicht fest. sedi

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