"Bettgeflüster" im Museum 40 Museen im Saarland machen mit

Nohfelden. Der Name steht schon seit fast einem Jahr fest. "Bettgeflüster" soll die neue Ausstellung im Saarländischen Museum für Mode und Tracht in Nohfelden heißen. Was dort gezeigt wird, hat allerdings nichts mit Rock Hudson oder Doris Day und dem gleichnamigen Film aus den 50er Jahren zu tun. Ab dem Internationalen Museumstag, 15

 Rosel Böhmer (links) und Heidi Meier zeigen zwei Negligés aus ihrer Sonderausstellung. Im Hintergrund: die "Baby Doll"-Abteilung. Fotos: Melanie Mai

Rosel Böhmer (links) und Heidi Meier zeigen zwei Negligés aus ihrer Sonderausstellung. Im Hintergrund: die "Baby Doll"-Abteilung. Fotos: Melanie Mai

Nohfelden. Der Name steht schon seit fast einem Jahr fest. "Bettgeflüster" soll die neue Ausstellung im Saarländischen Museum für Mode und Tracht in Nohfelden heißen. Was dort gezeigt wird, hat allerdings nichts mit Rock Hudson oder Doris Day und dem gleichnamigen Film aus den 50er Jahren zu tun. Ab dem Internationalen Museumstag, 15. Mai, wird vielmehr die Geschichte der Nachtwäsche dokumentiert.Die ältesten der rund 50 Kleidungsstücke, die in Nohfelden zu sehen sind, stammen aus der Zeit um 1850. Es sind Nachthemden in einfachem weißen Leinen. "Damals war das Hemd noch das Nachthemd", erklärt Heidi Meier vom Museum, die über Monate Literatur zum Thema gewälzt und im Internet gestöbert hat. Das Nachthemd, das die Arme, den Rumpf und die Beine bis über die Waden bedeckte, ersetzte beim Mann die Unterhose und bei der Frau häufig den Unterrock. Es war Ober-, Unter- und Nachthemd zugleich. Mit der Zeit wurde das Hemd des Mannes etwas kürzer, die Frauen mussten weiterhin die längere Variante tragen. Außerdem mussten Frauen viel länger eine Mütze - erst die Zipfelmütze, dann eine Art Haube - tragen. "Denn der Teufel setzte sich in den Spitzen fest", erzählt Meier von einem alten Aberglauben.

Ab 1900 wurden die Nachthemden der Frau verfeinert - mit Spitzen an Knopfleiste, am Kragen oder an den Armen. Das Nachthemd war aber weiter weiß. Erst in den 30er Jahren kam die Farbe ins Spiel. In den Städten haben, so erzählt Meier, auch erste Frauen einen Pyjama getragen: "Aber hier auf dem Land kamen die Befreiungsjahre erst nach dem Zweiten Weltkrieg - so ganz allmählich." In den 50er Jahren beherrschten dann die "Baby Dolls" die Schlafzimmer - bunte, mädchenhafte, knappe Schlafanzüge und Nachthemden. Hier hat das Museum eine breite Palette zu bieten. Außerdem zu sehen: ein seidenes, apricotfarbenes Nachthemd aus den 50er Jahren, das aus Paris stammt.

Breiten Raum nimmt die Nachtwäsche von heute ein. "Heute ist alles erlaubt", erzählt Rosel Böhmer vom Museum. Frauen tragen sowohl Schlafanzüge als auch Nachthemden. Meier: "Die Vorlieben liegen etwa bei 50 zu 50 Prozent". Es gibt Nachtwäsche in allen Farben und Formen. Kurz, lang, gestreift, mit Spitzen, mit Knöpfen.

Die ausgestellten Stücke stammen aus dem Bestand des Museums. "Wir hatten die Qual der Wahl", erzählt Böhmer. Mangelware seien allerdings Schlafanzüge aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. "Da hat man die Sachen bis zum bitteren Ende getragen", weiß Meier. "Und danach noch als Putzlappen genutzt", fügt Böhmer hinzu. Ebenfalls Mangelware: Fotos. Und das aus einem naheliegenden Grund, erzählt Böhmer: "Wer hat sich schon gern in seinem Nachthemd fotografieren lassen?"

museum-nohfelden.de

Freisen/Nohfelden. Vier Museen aus dem Landkreis St. Wendel beteiligen sich am Internationalen Museumstag am kommenden Sonntag, 15. Mai. Neben dem Museum für Mode und Tracht in Nohfelden sind dies das Landwirtschaftsmuseum in Reitscheid und das Mineralogische Museum in Oberkirchen (beide haben am Sonntag von 13 bis 18 Uhr geöffnet), sowie das Mineralienmuseum Freisen, das von zehn bis 18 Uhr öffnet.

Am Sonntag begehen die Museen in Deutschland, Österreich und der Schweiz den 33. Internationalen Museumstag. Der vom Internationalen Museumsrat jährlich im Mai ausgerufene Tag will auf die Bedeutung und Vielfalt der Museen weltweit aufmerksam machen. Auch in diesem Jahr beteiligen sich rund 40 saarländische Museen. Darunter auch die Völklinger Hütte. Unter dem diesjährigen Motto "Museen, unser Gedächtnis" laden die Museen ein. An diesem Tag ist der Eintritt frei.

Die internationale Eröffnungsveranstaltung findet schon am Freitag, 13. Mai, in Luxemburg statt. Dazu eingeladen hat die Vereinigung der Museen in der Großregion mit Unterstützung des Vereins Kulturraum Großregion und der Asko-Stiftung. Es werden Vertreter der Museen aus vier Staaten und fünf Regionen erwartet. Festrednerin ist die Präsidentin des International Advisory Commitees der Unesco-Welterbe, Rosslyn Russell. red

museumstag.de

Auf einen Blick

Das Museum für Mode und Tracht in Nohfelden ist von Mittwoch bis Freitag von 14 bis 17 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Erwachsene zahlen zwei Euro Eintritt, Schüler, Auszubildende und Studenten sowie Besucher in Gruppen ab zehn Personen einen Euro. Kinder unter zwölf Jahren können kostenlos ins Museum. Informationen: Telefon (0 68 52) 80 91 54.

 Aus der Zeit um 1900 stammen diese Nachthemden - links für den Mann, rechts für die Frau.

Aus der Zeit um 1900 stammen diese Nachthemden - links für den Mann, rechts für die Frau.

Die Ausstellung "Schürzenjäger", die bisher im Museum zu sehen war, geht auf Tournee. Sie ist ab Sonntag, 19. Juni zwei Monate lang im Bauernhaus Habach in Eppelborn zu sehen. him

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