Besonders Grenzgänger leiden unter der Krise

Saargemünd. Über die zunehmenden Probleme der Grenzgänger in Zeiten der Krise hat sich gestern die Saargemünder Arbeitnehmerorganisation der Frontaliers vor Journalisten beklagt

Saargemünd. Über die zunehmenden Probleme der Grenzgänger in Zeiten der Krise hat sich gestern die Saargemünder Arbeitnehmerorganisation der Frontaliers vor Journalisten beklagt. Nach Darstellung des Präsidenten im "Comité de Défense des Travailleurs Frontaliers de la Moselle" (Komitee zur Verteidigung der Pendler aus dem Département Moselle), Arsène Schmitt, leiden die Pendler besonders unter Kurzarbeit und Insolvenzen, wenn ihnen Weiterbildungsmaßnahen auferlegt werden. Denn die meisten von ihnen kämen mit der deutschen Sprache nicht gut zurecht und hätten Probleme, den Kursen zu folgen. Andererseits hätten sie in langen Berufsjahren in die deutschen Sozialkassen eingezahlt und damit ein Anrecht auf entsprechende Unterstützung erworben, die ihnen auf französischer Seite in diesem Umfang nicht gewährt werden könne. Dort seien sie auf Sozialhilfe angewiesen. Schmitt machte dabei auf einzelne schwer wiegende Sozialfälle aufmerksam, bei denen Menschen, die drei Jahrzehnte und länger gearbeitet hätten, zu sozialen Bittstellern auf unterstem Niveau geworden seien. So habe einer der 23 000 lothringischen Frontaliers nach sechs Jahren Arbeit in Frankreich und 24 Jahren in Deutschland einen Invaliditätsantrag gestellt, der in Frankreich voll anerkannt worden sei. Im Saarland dagegen habe man ihm zwar die Arbeitsunfähigkeit für alle seine bisherigen Tätigkeiten bescheinigt, jedoch sei ihm eine Aushilfstätigkeit, etwa als Kassierer einer Tankstelle noch zumutbar. Daher sei ihm die Anerkennung der Invalidität verweigert worden. Schmitt: "Wie soll der Mann denn an einen solchen Job herankommen?" In einem andern Fall trete die Berufsgenossenschaft für die Augenverletzung eines Lothringers ein, die er sich bei einem Arbeitsunfall an der Saar zugezogen habe. Doch für die Untersuchung des gesunden Auges müsse die französische Krankenkasse die Kosten übernehmen. Dazu Schmitt: "So eine Schweinerei. Und da reden die noch von Europa."Außerdem macht der Vizepräsident der Frontaliers, Wolfgang Niederländer, darauf aufmerksam, dass unter dem Druck der Konkurrenz inzwischen im Saarland bereits der Fall aufgetreten sei, dass Arbeitnehmer zur Bezahlung von Ausschuss und Makulatur herangezogen würden. Dabei legte er Unterlagen vor, wonach französischen Grenzgängern bei einem Nettolohn von 1200 Euro Ausschusskosten von mehreren tausend Euro auferlegt worden seien.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort