Bergbau, die "Seele des Saarlandes"

Saarbrücken. Das Ausbildungsbergwerk in Velsen wird von der RAG nicht verfüllt, sondern für eine symbolische Pacht von einem Euro an den Trägerverein gegeben. Das war kurz vor der Podiumsrunde, zu der die Linke vor Ort eingeladen hatte, bekannt geworden. So weitete sich am Montagabend der Blick auf gesamtstrategische Fragen. Das Podium war mehrheitlich "links" besetzt

Saarbrücken. Das Ausbildungsbergwerk in Velsen wird von der RAG nicht verfüllt, sondern für eine symbolische Pacht von einem Euro an den Trägerverein gegeben. Das war kurz vor der Podiumsrunde, zu der die Linke vor Ort eingeladen hatte, bekannt geworden. So weitete sich am Montagabend der Blick auf gesamtstrategische Fragen. Das Podium war mehrheitlich "links" besetzt. Entspannt ging es zu und konstruktiv. Nur der Abfall-Unternehmer Josef Paulus, Eigentümer einiger Gebäude auf dem Velsener Areal, polterte gegen das Podium: Weil er sich übergangen fühlt vom Verein Erlebnisbergwerk Velsen e.V. Und weil er der Landesregierung - vertreten durch den Leiter des Lenkungskreises Bergbauflächen, Wirtschafts-Staatssekretär Joachim Kiefaber (FDP) - aus eigener Erfahrung keinerlei Gestaltungskraft in Sachen Industriekultur zutraut. Kiefabers Plädoyer für ein landesweit abgestimmtes Vorgehen bei der Bergbauflächen-Folgenutzung, sprich für mehr Geduld auch in Velsen, wertete Paulus als ineffektiven Hinhalte-Prozess. "Macht zuerst mal ein Projekt richtig, bevor Ihr ein Gesamtkonzept entwickelt!", rief Paulus - und blieb damit allein. Denn auch der Parlamentarische Geschäftsführer der Linken im Saar-Landtag, Heinz Bierbaum, hatte sich zu einem systematischen Vorgehen bekannt. Was seinen Bundestags-Kollegen Thomas Lutze nicht hinderte, Kiefaber aufzufordern, in Velsen eine Anschubfinanzierung zu leisten. Doch der Staatssekretär befürchtet einen Sündenfall Velsen, der einen Bürgermeister-Ansturm auslösen könnte. 18 Bergbau-Denkmäler warteten schließlich auf Rettung, so Kiefaber. Besonders viele im Regionalverband, darauf machte Jürgen Trenz (Linke) aufmerksam und forderte mehr Mitsprache ein.In Velsen läuft es aber vorerst ohne Staat - jedoch mit der RAG. Das Unternehmen fühlt sich dem Standort verpflichtet. Man werde den Verein mit der Aufgabe nicht allein lassen, so Harry Laufer (ehemals RAG Bildung), ohne konkret zu werden. Vereins-Chef Volker Etgen wollte die Politik aber doch nicht ganz aus der Pflicht lassen: Man brauche sie als Türöffner und Wegweiser, um sich im Förder-Topf-Labyrinth richtig zu bewegen. Zugleich gelte: "Unterhaltung und Betrieb wird uns wirtschaftlich gelingen."

Nicht ganz so zukunftsfroh zeigten sich Zuhörer. Der Erhalt sei nur ein Etappensieg: "Die Arbeit fängt erst an!" Der Lehrstollen garantiere kein Alleinstellungsmerkmal, hieß es, stehe in Konkurrenz zu 200 Erlebnisbergwerken. Nur im Zusammenspiel mit den Denkmälern auf dem Gelände und als Partner des Museums Carreau Wendel in Freyming ergäben sich touristische Nutzungs-Chancen. Profitdenken? Zu Beginn hatte Moderator Lothar Schnitzler (Linke) betont, der Bergbau sei mehr als "die Frage, was es kostet", nämlich die "Seele des Saarlandes". Dass letztere bisher nicht gestreichelt wurde, machte Hubert Kesternich (Initiative Völklinger Hütte) klar: Was in Velsen bisher vom Verein geleistet worden sei, wäre eigentlich "Aufgabe staatlicher Kulturpolitik gewesen". ce

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