Berg stand Pate für den Namen Thull

Namensforscher Wolfgang Reget geht für die SZ der Herkunft von Familiennamen auf den Grund, heute dem Namen von SZ-Leserin Elfriede Weber-Thull aus Merzig

Namensforscher Wolfgang Reget geht für die SZ der Herkunft von Familiennamen auf den Grund, heute dem Namen von SZ-Leserin Elfriede Weber-Thull aus Merzig. Thull, Thoull, Tull, Toll, Tholl, Thol, Tol - das Verbreitungsgebiet all dieser auf einen gemeinsamen Ursprung zurückreichenden Namensvarianten ist nahezu identisch: Man findet sie fast ausschließlich in West- und Südwestdeutschland, also vom Saarland ausgehend über die Eifel, Luxemburg und Belgien bis in den Köln-Düsseldorfer Raum. Die Häufung des Namens in diesem Raum lässt die Vermutung berechtigt erscheinen, dass er auch hier seinen Ursprung hat. Bei Thull handelt es sich um einen Wohnstättennamen. Mit einem solchen Namen wurden Menschen bezeichnet, die an einer bestimmten, auffälligen Wohnstelle lebten. Ausgangspunkt bei der Entstehung des Namens dürfte der Raum Echternach in Luxemburg gewesen sein. Südlich der Stadt erhebt sich ein Berg, der durch seine charakteristische Erscheinung der Landschaft ein besonderes Aussehen verleiht, der Thull. Dessen exponierte Lage zog schon in der Antike die Menschen an. Zur Zeit der Kelten diente er als Kultstätte. Ende des 16. Jahrhunderts wurde er bei Hexenprozessen als Tanzplatz erwähnt. Der Abtei Echternach diente der Thull als Hochgerichtsplatz. Dieser eigentümliche Berg diente manchen Menschen, die an seinem Fuße siedelten, als Namensgeber. Thull ist ein Wort aus der keltischen Sprache, das für einen erhöhten Punkt oder Berg gebraucht wurde. Die Kelten (oder Gallier) bewohnten weite Gebiete West- und Mitteleuropas. So ist es nicht erstaunlich, dass im keltischen Siedlungsraum zahlreiche Erhebungen mit Thull bezeichnet wurden, die Orten als Namensgeber dienten, zum Beispiel Toul und Toulon (Frankreich) oder Toledo in Spanien.

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