Finanzaffäre beim Landessportverband Saar Plötzlich fehlen Millionen für Sportanlagen

Saarbrücken · Beim Landessportverband existieren wohl keine Rücklagen mehr für Zuschüsse, die Vereinen im Saarland zugesagt wurden.

 Der Landessportverband muss einen Teil der Saartoto-Gewinne für Bau, Ausstattung und Sanierung von Sportanlagen zur Verfügung stellen. Über die Verwendung der Gelder entscheidet die Sportplanungskommission.

Der Landessportverband muss einen Teil der Saartoto-Gewinne für Bau, Ausstattung und Sanierung von Sportanlagen zur Verfügung stellen. Über die Verwendung der Gelder entscheidet die Sportplanungskommission.

Foto: BeckerBredel

Beim krisengeschüttelten Landessportverband Saar (LSVS) ist für heute eine Personalversammlung angesetzt. Ursprünglich war vorgesehen, dass Sanierungsberater Franz Abel die etwa 100 Mitarbeiter des Verbandes und der Landessportschule über den aktuellen Stand in der millionenschweren Finanzaffäre, die voraussichtlich größere Sparmaßnahmen auslösen wird, informieren soll. Unklar ist, ob der St. Ingberter Rechtsanwalt und Finanzexperte Abel nach seinem überraschenden Rücktritt überhaupt an dem Treffen teilnehmen wird.

Nach heftiger Kritik an einer möglichen Interessenkollision, weil sein Kanzlei-Kollege und Partner Professor Guido Britz LSVS-Präsident Klaus Meiser strafrechtlich vertritt, hat Abel – wie berichtet – am Freitagnachmittag das Handtuch geworfen. Wer sein Amt übernehmen wird, soll voraussichtlich heute Abend in einer Sitzung des LSVS-Präsidiums festgelegt werden. Gespräche mit sanierungserfahrenen Anwälten liefen nach SZ-Informationen über das Wochenende.

Das Innenministerium als Rechtsaufsicht, das mit der Einsetzung eines Staatskommissars droht, drängt darauf, dass die Position kurzfristig besetzt wird. Bis Mitte April läuft eine Frist, bis zu deren Ablauf ein ausgeglichener Wirtschafts- und Finanzplan für 2018 und die Folgejahre sowie die Liquiditätsplanung präsentiert werden muss.

Auf den künftigen LSVS-Sanierer wartet jetzt noch mehr Arbeit. Nach Informationen unserer Zeitung ist davon auszugehen, dass bei dem Verband neben einem bislang bekannten jahresbezogenen Defizit von zwei Millionen Euro noch weitere Lücken klaffen. In einer Sitzung der Sportplanungskommission wurde jetzt bekannt: Für Zuweisungen und Bescheide in der Größenordnung von etwa 3,9 Millionen Euro, die diese Expertenrunde für Bauprojekte an Sportvereine erteilt hat, existieren angeblich beim LSVS keine Rücklagen.

Wie es heißt, soll diese Summe in der letzten, von einem Wirtschaftsprüfer testierten Bilanz für 2016 noch durch einen ausgewiesenen Überschuss gedeckt gewesen sein. Für 2017 existiert noch keine Bilanz. Die letzte Botschaft war aber, dass Darlehen und Rücklagen aufgebraucht seien. Der zwischenzeitlich in den Ruhestand gewechselte Ex-Hauptgeschäftsführer Paul Hans soll damit andere Finanzlöcher gestopft haben. Wie es heißt, soll er auch bei einer großen Genossenschaftsbank versucht haben, einen Überziehungskredit über 2,5 Millionen Euro zu beschaffen, was aber letztlich scheiterte.

Folglich wäre das von der Sportplanungskommission offiziell bereits Vereinen gegen Vorlage entsprechender Nachweise zugesagte Geld nicht (mehr) auf dem LSVS-Konto. Bei den ausgewiesenen 3,9 Millionen Euro soll es sich um Förderzusagen aus den letzten Jahren handeln, die noch nicht abgerufen oder belegt wurden. Experten sagen, dass die Vereine gegen Vorlage von Kostennachweisen darauf einen Rechtsanspruch haben.

Der Sportplanungskommission, in der Landtagsabgeordnete, Staatssekretäre, Sachverständige und Sportvertreter sitzen, stehen nach den entsprechenden Richtlinien jährlich 22,75 Prozent des so genannten „Sportachtels“ zu. Der LSVS ist bekanntlich neben dem Land Gesellschafter der Saarland Sporttoto GmbH (Saartoto), die ein Achtel ihres Gewinnes an den LSVS überweisen muss. Davon ist wiederum ein fester Teil für Projekte der Planungskommission zu reservieren.

Vorsitzender der Sportplanungskommission ist derzeit der Staatssekretär im saarländischen Innenministerium, Christian Seel (CDU). Auf Anfrage erklärte er gegenüber unserer Zeitung: „Die Kommission hat den Konsolidierungsberater in der letzten Woche aufgefordert, bis zu ihrer nächsten Sitzung im April darzustellen, wie der LSVS die Auszahlung der Gelder der Sportplanungskommission sicherzustellen gedenkt.“

Bislang war es wohl geübte Praxis, dass die Sportplanungskommission nach Prüfung der Vereinsanträge und Kostennachweise den LSVS aufgefordert hat, das Geld zu überweisen. Seit Anfang dieses Jahres ist von der Rechtsaufsicht angeordnet, dass für die Sportplanungskommission reservierte Mittel vom LSVS auf ein Treuhandkonto eingezahlt werden müssen.

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