Wie Abiturienten im Saarland ihren Abschluss feiern Beim Abiball kann es edel und schick werden
Saarbrücken · Tanz in der Turnhalle oder lieber ein schickes Event? Heute feiern die meisten Abiturienten im Saarland ihren Abschluss. Das kann auch schon mal teurer werden.
Glanzvoll geht in dieser Woche nach der letzten Abitur-
prüfung, dem mündlichen Abitur, für die Zwölft- und Dreizehntklässler des Saarlandes die Schulzeit zu Ende. Dass der offiziellen Zeugnisverleihung eine zweite von den Schülern organisierte Feier, der sogenannte Abiball, folgt, ist heutzutage keine Besonderheit mehr. Und dass eine Jahrgangsstufe dafür bis zu 20 000 Euro ausgibt, ebenso wenig.
Die Vorbereitungen beginnen oft schon ein bis zwei Jahre vorher. Um das für den Abiball benötigte Geld zu verdienen, werden Kuchen in Pausen verkauft, in Supermärkten Tüten gepackt, Abi-Finanzpartys veranstaltet, Flyer verteilt und es wird in die Stufenkasse eingezahlt. Auf zahlreichen Internetseiten findet man Tipps, wie man seinen Abiball plant. Zudem gibt es viele Motto-Vorschläge. Das zeigt: Der Abiball ist bei den meisten Abiturienten ein großes Thema. Wie groß die Feier ausfällt, liegt dann bei den Schülern. Der Ball selbst wird aber meist, zumindest noch hier im Saarland, von Schülerkomitees geplant. Und das ist nicht wenig Arbeit.
Entschieden wird über das Programm, die Wahl des Caterers, die DJs sowie die passende Deko. In Großstädten sieht das oft anders aus: Dort werden für die Planung Eventfirmen, die sich darauf spezialisiert haben, beauftragt. „Das Ganze ist in den letzten Jahren explodiert. Erst wollte man eine größere Halle mieten, dann die ganze Familie einladen und dann einen Sektempfang. Dabei werden die Abibälle immer aufwendiger und auch teurer“, bemerkt Felix Hauer von der Marienschule Saarbrücken. Der von ihm mitorganisierte Abiball seines Jahrgangs findet in der Congresshalle in Saarbrücken statt, ein bei den Abiturienten der Landeshauptstadt beliebter Veranstaltungsort. So sind ein eigens für den Abend engagierter Fotograf, ein Fotoautomat und ein Schokoladenbrunnen am Nachspeisenbuffet auf einem Abiball auch keine Seltenheit mehr.
Es geht aber auch anders. „Wir haben versucht, die Kosten unseres Abiballs möglichst gering zu halten, und uns deswegen für die Riegelsberger Mehrzweckhalle als Veranstaltungsort entschieden“, erzählt Helena Frey, Schülerin des Saarbrücker Ludwigsgymnasiums und Organisatorin des diesjährigen Abiballs.
Der Lehrerin Andrea Schmidt des Ludwigsgymnasiums sind in den letzten Jahren im Saarland keine Veränderungen aufgefallen. Der eigentliche Wandel vom Abiball in der Turnhalle zu einer schicken Location habe schon vor 30 Jahren stattgefunden, sagt Schmidt. In den 2000ern habe das Ganze seinen Höhepunkt erreicht. Da seien alle Mädchen mit langen Abendkleidern zum Abiball erschienen. Jetzt würde das Ganze wieder etwas legerer werden.
Etwas wurde aber doch anders, findet Maike Sorce, Eventmanagerin der Congress- und Saarlandhalle: „Seit 2015 bieten wir gesondert das Abiballpaket an, und das wird verstärkt genutzt.“ Das Paket beinhaltet Raummiete, Bühne, Ton- und Lichttechnik sowie das nötige Personal. „Wie viel die Schüler dafür ausgeben, variiert noch einmal zwischen den verschiedenen Schulen und von Jahr zu Jahr. Was aber doch auffällt, ist, dass viele Abiturjahrgänge sich in Richtung der Deko immer mehr am amerikanischen Vorbild einer Abschlussfeier orientieren.“ Gemeint damit ist die sogenannte „Prom“, die an amerikanischen Highschools einen großen Stellenwert einnimmt und meist sehr schick ausfällt. Und dazu gehört auch das passende Kleid.
Damit nicht zwei Mädchen am großen Abend das gleiche Kleid tragen, wird zusätzlich eine Whatsapp-Gruppe gegründet, in die die Mädchen ein Foto ihres für den Abend gekauften Kleides schicken. Zu dem Kleid oder Anzug kommt dann noch die Eintrittskarte für den Abiball. Diese kostet 20 bis 30 Euro, Getränke nicht mit inbegriffen. Im Vergleich zu größeren Städten Deutschlands mit Karten für 80 Euro ist das noch billig. Trotzdem kann das für manche Familien schon einmal zum Problem werden.
Darüber hat sich auch die diesjährige Abiturstufe des Ludwigsgymnasiums Gedanken gemacht. „Jeder soll an diesem Abend dabei sein können. Für Schüler und deren Familien, die die Karten für 25 Euro nicht bezahlen können, übernehmen wir die Kosten mit Geld aus der Stufenkasse oder mit Hilfe des Schulvereins“, so Frey. Außerdem habe man versucht, den Preis für eine Karte möglichst gering zu halten, was aber nur bedingt funktioniert hätte. Auf gutes Essen und Musik wolle man doch nicht verzichten. Schließlich soll der Abend ein besonderer werden.
Egal, ob es ein großer und pompöser Abiball wie in Deutschlands Großstädten oder eine entspannte Feier mit Familie, Freunden und Lehrern wird: Was am Ende für die Schüler zählt, ist, dass sie nochmal einen Abend zusammen mit ihrer Stufe verbringen und feiern, dass sie es geschafft haben, ehe sie sich in alle Richtungen zerstreuen.