Jahresbericht 2017 Bei der Seelsorge klingelte 15 000 Mal das Telefon

Saarbrücken · Die Telefonseelsorge Saar hat gestern ihre Zahlen für das Jahr 2017 vorgestellt. Insgesamt klingelte knapp 15 000 Mal das Telefon. Rund 9000 Anrufe führten zu intensiven Seelsorge- und Beratungsgesprächen. Knapp 300 Menschen suchten die Beratungsstelle persönlich auf. Im Fokus des Jahresberichts stand allerdings diesmal die Onlineberatung, denn was früher rein über das Telefon und über persönliche Beratungen lief, ist mittlerweile auch im Internet angekommen. „Vor allem jüngere Menschen suchen den Kontakt zu uns über E-Mail und Chat“, sagt Heidrun Mohren-Dörrenbächer, katholische Leiterin der Einrichtung. Etwas über 66 Prozent der Anfragen kamen auf diesem Weg von Menschen zwischen 15 und 40 Jahren. Und da die Online-Kommunikation als anonymer empfunden werde, würden sich die Menschen auch eher zutrauen über vermeintliche Tabu-Themen wie sexuelle Gewalt zu sprechen.

 Traude Weiskopf berät ehrenamtlich via Online-Chat bei der Telefonseelsorge.

Traude Weiskopf berät ehrenamtlich via Online-Chat bei der Telefonseelsorge.

Foto: Bistum Trier/Dominik Holl

Insgesamt kam es zu 469 Mailwechseln. 35 mal wurde über ein spezielles Chat-Programm beraten, das die Anonymität der Anfragenden garantiert, so der hauptamtliche Mitarbeiter Christoph Fleck. Allerdings steckte im vergangenen Jahr diese Form der Online-Beratung im Saarland noch in den Kinderschuhen. „Allein im ersten Quartal dieses Jahres gab es bereits über 50 Chats“, sagt Fleck. Die Nachfrage nach Onlineberatungen sei enorm. Termine, die von der Telefonseelsorge angeboten werden, seien in der Regel direkt ausgebucht. Ähnlich die Situation bei den E-Mails: „Manchmal schieben wir eine Welle von Mails vor uns her“, verdeutlicht Mohren-Dörrenbecher die Situation. Daher sei man dringend auf der Suche nach neuen ehrenamtlichen Mitarbeitern.

In diesem Jahr bietet die Evangelisch-Katholische Telefonseelsorge Saar dafür erstmals eine integrierte Ausbildung an. „Dabei wird jede und jeder Ehrenamtliche erst einmal für eines der Medien ausgebildet, da jedes ganz spezifische Kenntnisse und Fertigkeiten erfordert“, erklärt Volker Bier, der evangelische Leiter der Einrichtung. Die Sprache im Chat sei besonders wichtig. Hinzu komme die Herausforderung, keine Stimme zu hören, aus der der Berater vielleicht den Gemütszustand des Klienten herauslesen kann. Bevor beraten werden darf, müsse intensiv über ein Jahr ausgebildet werden. Und dabei müssen sich die Beratenden auch ihren eigenen Problemen stellen, um bei der Konfrontation mit ähnlichen Situationen die Professionalität zu wahren.

Am Telefon der Seelsorge war Einsamkeit mit fast 20 Prozent 2017 wieder der häufigste Gesprächsstoff. Gefolgt von depressiver Stimmung (16,5 Prozent). Diese war allerdings online führend mit elf Prozent. Gefolgt von Ängsten (neun Prozent) und familiären Beziehungen (sechs Prozent).

Kontakt zur Telefonseelsorge unter Tel. (08 00) 111 01 11.

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