Behinderten-Werkstätten leiden unter Krise

Saarbrücken. Die Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) im Saarland leiden massiv unter der Wirtschaftskrise

Saarbrücken. Die Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) im Saarland leiden massiv unter der Wirtschaftskrise. Die zehn Werkstätten im Land mit ihren insgesamt 3500 Beschäftigten verzeichnen bei der industriellen Fertigung Auftragseinbrüche von durchschnittlich 25 Prozent, wie der Geschäftsführer der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) der Werkstätten, Michael Schmaus, in einem SZ-Gespräch mitteilte. Der industrielle Bereich mache rund zwei Drittel der Gesamtproduktion in den Werkstätten aus. Einzelne Firmen führten Arbeiten, die sie bisher an Werkstätten vergeben hatten, inzwischen selbst aus, um so ihre Stammbelegschaften weiterbeschäftigen zu können.Nach Angaben von Schmaus denken die Werkstätten angesichts der Auftragseinbrüche intensiv darüber nach, die Löhne zu kürzen. Diese lägen derzeit im Schnitt bei 210 Euro im Monat. Zwar würden die Werkstattplätze über Landesmittel finanziert. Dies gelte aber nicht für die Löhne. Diese würden "aus den Umsatzerlösen generiert". Die Werkstatt-Beschäftigten erhalten neben den Löhnen in der Regel die Grundsicherung oder Erwerbsminderungsrenten als ergänzende Sozialleistungen. Laut Schmaus ändert das aber nichts daran, dass sie bei Lohnkürzungen einen erheblichen materiellen Verlust zu beklagen hätten. Vor allem aber seien die Auswirkungen von Lohnkürzungen auf die Beschäftigten "massiv-psychologischer" Natur, unterstrich Schmaus. Denn die Höhe der Löhne trage zu ihrem Selbstwertgefühl bei. Dies gelte insbesondere für Werkstatt-Beschäftigte im industriellen Bereich, die als Leistungsträger über dem Durchschnitt verdienen. Werkstätten, die im Bereich der Automobilzulieferung tätig sind, seien besonders stark von den Auftragseinbrüchen betroffen, sagte Schmaus. Man fange dies derzeit dadurch auf, dass man die Menschen verstärkt in so genannten arbeitspädagogischen Maßnahmen beschäftige."Etwas besser sieht es in Werkstatt-Bereichen wie Landwirtschaft und Kunsthandwerk aus. Überall da, wo die Endverbraucher Kunden sind, halten sich die Probleme noch in Grenzen", erläuterte Schmaus.Der Geschäftsführer der LAG appellierte nachdrücklich an die Politik, die Werkstätten zu unterstützen, indem sie diese bei der Vergabe öffentlicher Aufträge stärker berücksichtigt.

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