Begeisterte Schüler und ein (zu) routinierter Schriftsteller

Saarbrücken. Kinder und Bücher, das ist eine Beziehung, die man gar nicht früh genug festigen kann. Um den Nachwuchs in die Welt der Literatur einzuführen, lädt die Grundschule Hohe Wacht regelmäßig Autoren ein. Jetzt machte Tino, eine Größe unter den Kinderbuchautoren, Station in den ersten Klassen

Saarbrücken. Kinder und Bücher, das ist eine Beziehung, die man gar nicht früh genug festigen kann. Um den Nachwuchs in die Welt der Literatur einzuführen, lädt die Grundschule Hohe Wacht regelmäßig Autoren ein. Jetzt machte Tino, eine Größe unter den Kinderbuchautoren, Station in den ersten Klassen. Ein Blick in seine Biografie zeigt: Als Kind wollte Tino zunächst die Berufe vom Clown bis hin zum Rockmusiker ergreifen. Doch Geschichten, die er während seines Zivildienstes in einem Kindergarten zum Besten gab, belehrten ihn eines besseren. Die besten Ideen, sagt er, kommen ihm in der heimischen Badewanne in der Nähe von Karlsruhe. Oft illustriert er seine Geschichten selbst. Wenn Tino allerdings wie im letzten Jahr 300 Termine wahrnehmen muss, kann es durchaus vorkommen, dass Kollegen die Bilder zeichnen. Vielleicht wäre weniger manchmal mehr. Denn Tino ist einerseits Autor zahlreicher zauberhafter Kindergeschichten, auf der anderen Seite aber jemand, der den Stress vieler Lesereisen mit einer gewissen maskenhaften Routine kompensiert. In der Grundschule Hohe Wacht ermuntert Tino die Kleinen zum Einstieg, Fragen zu seiner Person zu stellen. Die sprudeln schier über vor Begeisterung. Einer will die Schuhgröße wissen, die nächste, wie viele Bücher er geschrieben hat. "Ich wünsch mir eines von deinen Büchern zum Geburtstag", piepst begeistert ein Mädchen. Statt sich zu freuen, quittiert Tino dies mit "Das war aber keine Frage!" und nimmt sich des nächsten ausgestreckten Zeigefingers an. Ein schaler Beigeschmack bleibt auch, als Tino einen Block nimmt, um mit den Kindern ein Phantasietier auf Papier zu bannen. Denn gezeichnet wird nicht zwingend, was die Erstklässler mit schier unerschöpflicher Kreativität vorschlagen, sondern das, was dem Autor gerade ins Konzept zu passen scheint. Zum Glück nehmen es die Kleinen nicht allzu krumm, zumindest bei den Schülern überwiegt der Spaß an den Geschichten. Die sind auch wirklich famos und mit viel Liebe zum Detail ausgearbeitet. Großen Anklang finden die Erlebnisse aus Indien, die Tino als Maharadscha zum Besten gibt. Auch "Mein Freund, der Delfin" begeistert die Zuhörer. Zum Abschluss darf sich jedes Kind von Tino eine Zeichnung wünschen. Und wenn man ihn da so umringt von den Kleinen sitzen sieht, scheint der Terminstress von ihm abzufallen. Dann schimmert wieder der Autor durch, dem die Bedürfnisse seiner kleinen Leser eine echte Herzensangelegenheit sind.

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