Barrierefreiheit fängt im Kopf an

Saarbrücken. Mit humorvollen Postkarten wirbt der Behindertenbeirat der Landeshauptstadt jetzt dafür, mehr auf die Bedürfnisse behinderter Menschen zu achten. 12000 Postkarten mit vier unterschiedlichen Motiven liegen ab sofort zwei Wochen lang an 150 Standorten im Regionalverband aus. "Kostenlos erhältlich sind die Postkarten unter anderem an der Information im Rathaus St

Saarbrücken. Mit humorvollen Postkarten wirbt der Behindertenbeirat der Landeshauptstadt jetzt dafür, mehr auf die Bedürfnisse behinderter Menschen zu achten. 12000 Postkarten mit vier unterschiedlichen Motiven liegen ab sofort zwei Wochen lang an 150 Standorten im Regionalverband aus. "Kostenlos erhältlich sind die Postkarten unter anderem an der Information im Rathaus St. Johann, in Apotheken, Bäckereien und Geschäften", sagte Herbert Temmes, der Vorsitzende des Behindertenbeirates, am Mittwoch in der Stadtpressekonferenz. Ein Teil der Postkarten werde von den Mitgliedern des Behindertenbeirats verteilt. Ganz bewusst wolle der Beirat nicht den Zeigefinger heben und an die Moral appellieren, sondern mit satirischen Motiven des Magdeburger Cartoonisten Phil Hubbe zum Nachdenken anregen. "Wir möchten so auch Menschen erreichen, die sich noch nie mit dieser Thematik befasst haben", so Temmes. Entstanden sei die Idee in der Arbeitsgemeinschaft "Barrierefreies Bauen und Wohnen", die im Laufe ihrer Beratungen zu dem Ergebnis gekommen sei, "dass es an Informationen zum Thema in Form von Broschüren und Flyern nicht mangelt". Die gesetzlichen Vorschriften der Landesbauordnung und des Gleichstellungsgesetzes seien bekannt. Gleichwohl gebe es noch Neubauten und Veranstaltungen, bei denen "aus Gedankenlosigkeit" nicht auf Barrierefreiheit geachtet werde. "Je nach Behinderung sind die Bedürfnisse sehr unterschiedlich", sagt Martina Stapelfeldt-Fogel, die Geschäftsführerin des Behindertenbeirates. Daher seien auf den Postkarten nicht nur Rollstuhlfahrer, sondern auch Blinde und Contergangeschädigte zu sehen. Bürgermeister Kajo Breuer begrüßte die Postkartenaktion. "In den Köpfen der Menschen muss sich etwas verändern", meint Breuer. Die "kompetente und engagierte Arbeit des Behindertenbeirates" habe bereits einige Verbesserungen gebracht. Ziel des Behindertenbeirats in der Landeshauptstadt sei ein "Design für alle", eine barrierefreie Stadt, die allen Bewohnern eine Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ermögliche, erklärte Stapelfeldt-Fogel. Um diesem Ideal näher zu kommen, habe sich der Behindertenbeirat immer wieder mit zugeparkten Behindertenparkplätzen, Bushaltestellen und Bauprojekten wie dem Eurobahnhof beschäftigt und entsprechende Empfehlungen ausgesprochen. Bei der Umsetzung stoße der Beirat jedoch "an Grenzen". Dabei, so Stapelfeldt-Fogel, müsse "barrierefreies Bauen nicht teurer sein". So mache es etwa bei der Sanierung eines Bades keinen Unterschied, ob man ein konventionelles Bad einrichtet oder eines, das von allen Menschen benutzt werden kann. Positiv bewertet Herbert Temmes das gewachsene Selbstbewusstsein behinderter Menschen: "Behinderte fordern ihre Rechte ein. Denn sie möchten ganz normal am öffentlichen Leben teilnehmen."

Auf einen BlickAnsprechpartner für Behinderte und deren Angehörige sind die Bezirksbehindertenbeauftragten Dunja Fuhrmann (Dudweiler), Edmund Minas (West), Heinz Streit (Mitte) und Peter Lausberg (Halberg) sowie die Gesamtbehindertenbeauftragte der Landeshauptstadt, Elisabeth Geiger, Tel. (0681) 635161. Hilfe bieten auch die Behindertenberatungsstellen der LHS im Haus Berlin, Tel. (0681) 9053346 und in Dudweiler, Tel. (06897) 797201. rae

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