Bäume kommen in den Bach

Völklingen. Der Köllerbach in Völklingen kommt raus aus seinem begradigten Korsett. Schon im Sommer soll man den Bach in Völklingen wieder in seiner ursprünglichen Form erleben. Das heißt nun zunächst: Standortfremde Gewächse wie Fichten, Lärchen und Pappeln werden abgeholzt

Völklingen. Der Köllerbach in Völklingen kommt raus aus seinem begradigten Korsett. Schon im Sommer soll man den Bach in Völklingen wieder in seiner ursprünglichen Form erleben. Das heißt nun zunächst: Standortfremde Gewächse wie Fichten, Lärchen und Pappeln werden abgeholzt. Und da läuft die Uhr des Naturschutzrechtes mit, denn ab Ende Februar beginnt für die Tierwelt wieder die Brut- und Setzzeit.

Vorbei an Stadion und Freibad

Die Garten- und Landschaftsbau-Firma Floratec aus Rehlingen-Siersburg hat mit den Rodungen am Simschelweiher begonnen. Von dort aus werden sich die Männer unter Vorarbeiter Stephan Biller in Abschnitten von jeweils 200, 300 Metern die insgesamt 1,4 Kilometer lange Renaturierungsstrecke vornehmen. Diese führt vorbei an Stadion und Freibad durch die Anlagen an der Stadionstraße bis hin zur Hohenzollernstraße Nähe Stadtwerke, wo der Bach endgültig in einer Röhre unter der Innenstadt verschwindet.

Als man seinerzeit den Köllerbach begradigte, hat man erst recht nicht an eine naturnahe Auenbepflanzung gedacht. Und aus dieser Zeit sind dann als größte Herausforderung für die Landschaftsgärtner die Pappeln geblieben: inzwischen richtige Riesen, vor zirka 80 Jahren gepflanzt, mit Stammdurchmessern bis zu 1,20 und Höhen bis zu 40 Meter. "Die sind gefährlich für die Fußgänger, teilweise innen faul. Da können Kronenäste ausbrechen, und auch die Standsicherheit ist gefährdet, weil sie in sumpfigem Gelände stehen", sagt Stephan Biller.

Die Männer rücken den Wackelkandidaten mit Motorsägen zu Leibe, lassen sie dann kontrolliert fallen. Biller, gelernter Forstwirt, seit 18 Jahren im Geschäft, weiß, wie man's macht, ohne dass etwas schief geht. Die Pappeln werden dann mit einem Traktor an den Weg gerückt, um dort auf Abnehmer ("zum Schreddern, Heizen oder vielleicht auch für die Möbelindustrie") zu warten.

Auch Fichten und Lärchen müssen, weil nicht standortgerecht, dran glauben. Doch diese Bäume werden gleich an Ort und Stelle verwendet. Sie werden ins künftige Bachbett eingebaut, damit sie die Sohle gegen Ausspülung schützen. Und die gefällten Bäume werden dann später durch erwünschte Gehölze wie Erlen, Weiden und Eschen ersetzt.

Das neue Bett des Köllerbachs, das sich weitgehend dem Verlauf vor der Begradigung annähert, ist bereits geplant. Hier und da wird jetzt auch ein Baum oder Gehölz entfernt, weil es dem neuen Lauf im Wege steht. Michael Boes, Projektleiter bei der federführenden RAG Montan Immobilien GmbH, will Ende Januar mit den Erdarbeiten (ebenfalls ab Simschel) starten.

Das werden dann schlammige Zeiten entlang des Köllerbachs. Doch Boes hofft, dass nach vier Monaten Bauzeiten das Gröbste überstanden ist. Und dann kann sich das neue, standortgerechte Grün entlang des Bachlaufs ausbreiten.

Hintergrund

In Völklingen wird auf der Länge von 1,4 Kilometern die letzte große Teilstrecke der Köllerbach-Renaturierung in Angriff genommen. Die Maßnahme soll rund eine Million Euro kosten und im Sommer abgeschlossen sein. Durchgeführt wird sie von der RAG Montan Immobilien (MI) GmbH. Das Wasser- und Schifffahrtsamt des Bundes bezahlt sie als Ausgleichsmaßnahme für den Saarausbau.

 Die Rodungsarbeiten entlang der Köllerbachs sind am Simschel gestartet. Die Landschaftsgärtner, hier im Bild Stephan Biller, müssen bis Ende Februar fertig sein. Fichten- und Lärchenstämme werden gleich vor Ort zur Befestigung des Bachbetts genutzt. Foto: Jenal

Die Rodungsarbeiten entlang der Köllerbachs sind am Simschel gestartet. Die Landschaftsgärtner, hier im Bild Stephan Biller, müssen bis Ende Februar fertig sein. Fichten- und Lärchenstämme werden gleich vor Ort zur Befestigung des Bachbetts genutzt. Foto: Jenal

Nach den Rodungen werden rund 13 000 Kubikmeter Massen ausgebaggert, Befestigungen auf rund 5000 Quadratmetern Wasserfläche gelöst. Die bisherigen Uferumrandungen werden abgerissen. Überall, wo es möglich ist, soll das Gewässer verbreitert, sollen die Böschungen abgeflacht werden. Am früheren Bouleplatz ist eine Nassfläche mit Inselchen geplant, zu überqueren auf Trittsteinen. er

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