Aus Respekt vor den Opfern

Gersheim. In der Gemeinde Gersheim werden am Samstag, 9. April, Stolpersteine für die Opfer der Verbrechen der Nationalsozialisten verlegt. Um elf Uhr wird in Niedergailbach in der Oberen Straße 10 der erste Stein für Maria Anna in den Boden eingelassen. Ein weiterer Stein folgt in Gersheim in der Hauptstraße 40. Er bezeugt das Schicksal von Charles Wust

 "Stolpersteine" wie dieser werden am kommenden Samstag in Niedergailbach und Gersheim verlegt. Foto: Archiv

"Stolpersteine" wie dieser werden am kommenden Samstag in Niedergailbach und Gersheim verlegt. Foto: Archiv

Gersheim. In der Gemeinde Gersheim werden am Samstag, 9. April, Stolpersteine für die Opfer der Verbrechen der Nationalsozialisten verlegt. Um elf Uhr wird in Niedergailbach in der Oberen Straße 10 der erste Stein für Maria Anna in den Boden eingelassen. Ein weiterer Stein folgt in Gersheim in der Hauptstraße 40. Er bezeugt das Schicksal von Charles Wust. An die Brüder Josef und Simon Löb erinnern zwei Steine in der Hauptstraße 22. Im Anschluss findet in Spohn's Haus eine Gedenkfeier für die Opfer statt.Die Stolpersteine verlegt der Kölner Bildhauer und Künstler Gunter Demnig (Foto: dpa) in den Boden. Bis Februar 2011 hat er bereits 27 000 dieser "Denkmale in Kleinformat" an über 500 Orten europaweit in die Erde gebracht. "Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist", sagt er. Mit seinem Projekt bringt Demnig den Opfern, die in den Konzentrationslagern zu Nummern herabgewürdigt wurden, ihre Namen zurück. Die goldfarbenen Quadrate sollen das Erschrecken darüber wach halten, wozu Menschen fähig sind. Die Namen der Opfer sind in die Messingoberfläche der Stolpersteine von Hand eingehämmert. Um die Namen zu lesen, muss man sich bücken. Dies stellt gleichzeitig symbolisch eine Verbeugung vor den Opfern dar. In dicht besiedelten Gebieten macht die Anhäufung der Stolpersteine "Tatorte" sichtbar, von denen Zeitzeugen oft "nichts gewusst" haben wollen. Bereits 1990 führte Gunter Demnig eine erste Aktion zur Erinnerung an die Deportation von Sinti und Roma aus Köln durch. Mit Kreide zog er eine Spur durch Köln und zeichnete so den Deportationsweg dieser Menschen nach. Die Kreidespur war nicht von Dauer und schnell verblasst. Der Kölner Oberbürgermeister erlaubte dem Künstler daraufhin, 21 Bronzetafeln mit den Hinweis auf die Verschleppung der Opfer ins Pflaster einzulassen. So entstand die Idee der Stolpersteine.

Das Projekt von Gunter Demnig mahnt die Vernichtung von Menschen an, ebenso die gleichzeitige Vernichtung von Kultur, Tradition, Musik und Literatur. Es verkörpert inzwischen weltweit das größte dezentrale Mahnmal. Demnig erinnert an die Vertreibung und Vernichtung der Juden, der Zigeuner, der politisch Verfolgten, der Homosexuellen, der Zeugen Jehovas und der Euthanasieopfer. Auch Menschen, die durch den Terror des nationalsozialistischen Systems in den Suizid getrieben wurden sind Stolpersteine gewidmet. Die Erinnerung an alle Opfer soll lebendig bleiben. red

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