Aus dem Kinosessel in "ein Filmstudio"

Saarbrücken. Wenn am Sonntagabend unzählige Ophüls-Filmfestivalfans allen Ermüdungserscheinungen zum Trotz ins Saarländische Staatstheater strömen, um einem Opernabend beizuwohnen, dann wäre dies nur auf den ersten Blick verwunderlich. Denn Regisseurin Inga Levant lässt die Ende des 19

Saarbrücken. Wenn am Sonntagabend unzählige Ophüls-Filmfestivalfans allen Ermüdungserscheinungen zum Trotz ins Saarländische Staatstheater strömen, um einem Opernabend beizuwohnen, dann wäre dies nur auf den ersten Blick verwunderlich. Denn Regisseurin Inga Levant lässt die Ende des 19. Jahrhunderts entstandenen, gefühlsgeladenen und melodiereichen Opern "Cavalleria Rusticana" von Pietro Mascagni und "Der Bajazzo" von Ruggero Leoncavallo in einem Filmstudio spielen. Eine raffinierte Strategie, um Filmfestivalbesucher ins Theater zu locken? "Nein", versichert Friedrich Eggert lachend. "Das war Zufall." Zum ersten Mal gastiert der in Berlin lebende Bühnen- und Kostümbildner am Staatstheater, wo er den optischen Rahmen des bevorstehenden Opernabends gestaltet. Obwohl Friedrich Eggert zum ersten Mal in Saarbrücken zu Gast ist, ist die Arbeit am Saarländischen Staatstheater für ihn doch eine Art Heimspiel. Denn mit Regisseurin Inga Levant, die bereits zweimal am Staatstheater gastierte, arbeitet Eggert des öfteren zusammen. "Wir haben beide viel Spaß dabei, gemeinsam etwas zu entwickeln und zu schauen, in was für einer Welt so ein Stoff heute noch funktioniert", erzählt Eggert, der seit 1998 als freier Bühnen- und Kostümbildner für Schauspiel und Oper an zahlreichen deutschen und internationalen Theatern tätig ist. Tage hätten Inga Levant und er bei der Vorbereitung der aktuellen Produktion damit verbracht, Bücher zu durchforsten, Filme anzusehen und sich mit den Geschichten der beiden Opern auseinanderzusetzen. Herausgekommen ist dabei ein Konzept, das durch den Kunstgriff "Spielort Filmstudio" eine verbindende Klammer zwischen den beiden Opern schafft und die Idee vom "Spiel im Spiel", die im "Bajazzo" zum Tragen kommt, auch auf die "Cavalleria Rusticana " überträgt. So erleben die Zuschauer eine Handlungsebene in der erkennbar künstlichen Attrappenwelt des Filmstudios, während sich die Haupthandlung mit ihren emotionalen Verstrickungen hinter den Kulissen abspielt. Für dieses Wechselspiel von Illusion und Realität nutzt Friedrich Eggert die Drehbühne des Staatstheaters: Platz findet hier neben einer südländisch anmutenden Dorfplatz-Kulisse auch die Künstlergarderobe des Filmstudios, in der das wirkliche Schicksal seinen Lauf nimmt. Für die kostümbildnerische Gestaltung der "Filmszenen" ließ sich Friedrich Eggert von der "Sandalen-Ästhetik" alter Historienfilme, den Verfilmungen der Opern "Cavalleria Rusticana" und "Der Bajazzo" sowie der Filmsprache Federico Fellinis inspirieren. Unterstrichen wird der Verweis auf diese Ära der Filmgeschichte durch Originalrequisiten wie eine alte Filmkamera, eine Leihgabe des Saarländischen Rundfunks. raePremiere: Sonntag, 1. Februar, 19.30 Uhr, Großes Haus.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort