Auf der Spur der Schwarzen Mörtelbiene

Blieskastel/Gersheim. Wenn Rainer Ulrich, in Wiesbach beheimateter Schmetterlings-Experte der "Naturforschenden Gesellschaft des Saarlandes - Delattinia" vom Bliesgau redet, gerät er ins Schwärmen. "Nirgendwo im Saarland ist die Vielfalt an Schmetterlingen so groß wie hier

Blieskastel/Gersheim. Wenn Rainer Ulrich, in Wiesbach beheimateter Schmetterlings-Experte der "Naturforschenden Gesellschaft des Saarlandes - Delattinia" vom Bliesgau redet, gerät er ins Schwärmen. "Nirgendwo im Saarland ist die Vielfalt an Schmetterlingen so groß wie hier. Gerade für Wärme liebende Tier- und Pflanzenarten hat Deutschland nur wenige vergleichbar gute Lebensräume zu bieten", zollte er gestern Mittag in den Räumen des Biosphären-Zweckverbandes in Blieskastel der Region großes Lob. Ulrichs Begeisterung kommt nicht von ungefähr. Seit 30 Jahren durchstreift er den Bliesgau auf der Suche nach Schmetterlingen, doch sein bisher bedeutendster Fund ist ein ganz anderes Insekt: die Schwarze Mörtelbiene. Vor knapp einem Jahr fand Ulrich zusammen mit seiner Kollegin Maren Bergmann in Gersheim an heißen Kalksteinwänden ungewöhnliche, eierförmige Insekten-Nester aus Sand, Speichel und Nektar. Erst im Frühherbst bei der Katalogisierung und Bestimmung seiner vielen Fotos fanden die merkwürdigen Objekte wieder sein Interesse. Ulrich holte sich Rat bei Bienen-Experten. Die bestätigten eine wissenschaftliche Sensation: den nördlichsten bisher bekannten Fund einer Kolonie von Schwarzen Mörtelbienen. Diese sehr seltene Wildbienen-Art wurde bisher in Deutschland nur an drei Stellen in Baden-Württemberg sowie an drei weiteren Stellen in Österreich und der Schweiz gefunden. Mörtelbienen sind im Mittelmeerraum zahlreich anzutreffen. Dort finden sie optimale Lebensräume mit bei Sonneneinstrahlung sehr heiß werdenden Gesteinswänden in unmittelbarer Nachbarschaft zu trockenen Wiesen mit buntem Blumenbesatz, bevorzugt Esparsetten und Hornklee. Deren Nektar benötigen die Bienen in großen Mengen für den Nestbau. Vergleichbare Lebensbedingungen herrschen in den Sonnenlagen des südlichen Bliesgaus. Den genauen Fundort hält Ulrich geheim, aus Angst, die mit 90 nachgewiesenen Nestern recht große Kolonie könnte von unachtsamen Schaulustigen beschädigt werden. Foto: Carlo Schmude

Hintergrund

 Die weiblichen Mörtelbienen schillern metallisch. Wenn in den Mörtelklumpen Löcher zu sehen sind, wurde ein Nest aus dem Vorjahr nochmals zum Bauen benutzt. Die Nester an der Wand sehen aus wie Mörtelklumpen. Fotos: Rainer Ulrich/Delattinia

Die weiblichen Mörtelbienen schillern metallisch. Wenn in den Mörtelklumpen Löcher zu sehen sind, wurde ein Nest aus dem Vorjahr nochmals zum Bauen benutzt. Die Nester an der Wand sehen aus wie Mörtelklumpen. Fotos: Rainer Ulrich/Delattinia

 Rainer Ulrich

Rainer Ulrich

 Die weiblichen Mörtelbienen schillern metallisch. Wenn in den Mörtelklumpen Löcher zu sehen sind, wurde ein Nest aus dem Vorjahr nochmals zum Bauen benutzt. Die Nester an der Wand sehen aus wie Mörtelklumpen. Fotos: Rainer Ulrich/Delattinia

Die weiblichen Mörtelbienen schillern metallisch. Wenn in den Mörtelklumpen Löcher zu sehen sind, wurde ein Nest aus dem Vorjahr nochmals zum Bauen benutzt. Die Nester an der Wand sehen aus wie Mörtelklumpen. Fotos: Rainer Ulrich/Delattinia

 Rainer Ulrich

Rainer Ulrich

Welchen Weg die Schwarzen Mörtelbienen aus dem Mittelmeerraum bis in den Bliesgau genommen haben, ist unklar. Sie könnten aus Baden-Württemberg vermutlich über das Elsass und Lothringen oder aus Südfrankreich über das Rhonetal ins Saarland eingewandert sein. Hilfreich auch in dieser Frage könnten weitere Fundorte der Biene oder noch besser ihrer Nester sein. Hinweise an Rainer Ulrich, Eiweilerstraße 116, 66 571 Wiesbach, Tel. (0 68 06) 8 45 39, Mail: ulrich.butterfly@t-online.de. cas

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort