Auf dem Fußballplatz hat alles angefangen

St. Ingbert. Dass in einem Fußballverein Fußball gespielt wird, und Tennis in einem Tennisverein, ist doch klar. Wer aber jetzt denkt, dass in dem St. Ingberter "Gulasch e.V." gekocht wird, der irrt. Und wer versucht, den 2006 gegründeten Verein, der jedoch auf eine elfjährige Geschichte zurückblicken kann, in eine Schublade zu stecken, der ist zum Scheitern verurteilt

 Am Mädchen-und-Jungen-Brunnen in der St. Ingberter Fußgängerzone präsentiert sich ein Teil des Gulasch e.V.: Oben: Florian Legleitner (Ultra), von links: Mathias Heib (Steve), Jens Hartz (Hartzstriker), Kai Schöneck (Ecke), Markus Voit (Maggus), Julian Thyson (Julez), Johannes Kasper (Jogi), Tim Klein (Jimbo), Michael Güngerich (Keiko). Foto: Oliver Bergmann

Am Mädchen-und-Jungen-Brunnen in der St. Ingberter Fußgängerzone präsentiert sich ein Teil des Gulasch e.V.: Oben: Florian Legleitner (Ultra), von links: Mathias Heib (Steve), Jens Hartz (Hartzstriker), Kai Schöneck (Ecke), Markus Voit (Maggus), Julian Thyson (Julez), Johannes Kasper (Jogi), Tim Klein (Jimbo), Michael Güngerich (Keiko). Foto: Oliver Bergmann

St. Ingbert. Dass in einem Fußballverein Fußball gespielt wird, und Tennis in einem Tennisverein, ist doch klar. Wer aber jetzt denkt, dass in dem St. Ingberter "Gulasch e.V." gekocht wird, der irrt. Und wer versucht, den 2006 gegründeten Verein, der jedoch auf eine elfjährige Geschichte zurückblicken kann, in eine Schublade zu stecken, der ist zum Scheitern verurteilt. Den noch jungen Verein als Traditionsverein zu bezeichnen ist gewagt, trifft aber zu.Denn Traditionen am Leben zu erhalten ist das, was sich die derzeit 25 Mitglieder auf die Fahnen geschrieben haben. "Wir wollen, dass auch jüngere Menschen nicht vergessen, was hier früher los gewesen ist, wenn etwa die Kirmes in die Stadt kam", schildert der Gulasch-Vorsitzende Florian "Ultra" Legleitner. "Samstags haben dann die Kneipen gebrummt, sonntags war Ruhe und montags ging es zum Abschluss wieder richtig rund", führt der erst 27-Jährige weiter aus. "Momentan", sagt Legleitner, "ist das ein bisschen eingeschlafen." Rituale wie diese könnten in Vergessenheit geraten. "Die Generation nach uns kennt das schon nicht mehr."

Traditionen bewahren und Traditionen schaffen - auch das gehört zu Gulasch. Jedes Vereinsmitglied wird mit einem Spitznamen dekoriert. So wie Kai Schöneck, genannt "Ecke": "An jedem freien Tag wollen wir irgendetwas machen. So ein Tag ist zum Beispiel der 1. Mai. In diesem Jahr gab Gulasch für morgens zehn Uhr die Tischtennishalle als Treffpunkt aus. Von hier aus ging es dann gemütlich zum Rohrbacher Weiher, mit selbst gebauten Bollerwagen, Grillgut und Musik. Auch dieser Brauch, von dem einst jeder zwischen 15 und 35 Jahren in der Stadt wusste, ist in den vergangenen Jahren immer mehr ausgestorben. "Hinterher sagten die Leute: Toll, was an diesem Tag los war", schildert Ecke.

Auch an die erste eigene Veranstaltung überhaupt denken die Mitglieder gerne zurück: Das war im Jahr 2005 der so genannte Biermarathon. Wieder ging es dazu zum Rohrbacher Weiher. Die Aufgabe bestand darin, zu dritt einen Kasten Bier über eine bestimmte Distanz zu tragen - und ihn dabei leer zu trinken. 100 Teilnehmer wollten sich diesen Spaß nicht entgehen lassen. Doch mit solchen Geschichten tat sich der Verein keinen Gefallen, wie Ecke erklärt: "Früher galten wir als reiner Saufverein. Dieses Etikett los zu werden, war eines unserer Anliegen." Gelungen ist dieser Image-Transfer durch eine sportlichere Ausrichtung. Fest im Jahresprogramm der Gulasch-Truppe verankert sind Spaß-Veranstaltungen wie die aus Tennis, Squash und Badminton bestehende Rückschlag-Spiele-Schlacht. Seit 2006 fahren stets zehn bis 15 Teams auf der Kartbahn um den Gulasch-Cup, im vergangenen Jahr kam noch ein Boule-Turnier dazu - als Weltcup deklariert.

Es verwundert nicht, dass der Verein immer beliebter wird. Doch nicht jeder, der mit dabei sein möchte, darf es auch. "Wir wollen keine Mitglieder dabei haben, die nur ihre Beiträge zahlen." Ihre Neulinge nennen sie Füchse, und die müssen erst eine Bewährungszeit überstehen, bevor sie sich als Vollmitglied bezeichnen dürfen. Das bedeutet: keine passiven Mitglieder - und keine Frauen. Dass sie bei Gulasch keine Rolle spielen, hat mit den Ursprüngen der Gemeinschaft zu tun, die auf dem Fußballplatz entstand. Um die Jahrtausendwende bildeten die DJK und der SV St. Ingbert eine Spielgemeinschaft im A-Jugendbereich. "Im Jahr 2000 sind wir dann beim Fastnachtsumzug mitgelaufen", erinnert sich Michael "Keiko" Güngerich. Doch dazu musste ein Motto her, Gulasch war geboren. Heute sind die jungen Männer froh, dass sie unter sich sind. "Gulasch ist auch eine Art Zufluchtsort", begründet "Hartzstriker" Jens Hartz.

Auf einen Blick

Die nächste Aktion des Gulasch e.V. steht am 10. Juni, dem Freitag vor dem Pfingstwochenende, an. Dann steigt um 21 Uhr "El Classico" im St. Ingberter Betzentalstadion. Es spielt zwar nicht Real Madrid gegen den FC Barcelona, aber immerhin erwarten die Jungs von Gulasch 250 Besucher zum Fußballspiel gegen die Beckers Buwen. obe

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