"Auch hier brannte die Synagoge"Übergriffe fanden oft unter Beifall statt

Saarbrücken. Der Vorsitzende der Synagogengemeinde Saar, Richard Bermann, und die Saarbrücker Oberbürgermeisterin, Charlotte Britz (SPD), haben am Sonntag mit rund 350 Besuchern der Veranstaltung "Wider das Vergessen" in der Saarbrücker Synagoge den Opfern der Pogromnacht gedacht (wir berichteten). Die Reichspogromnacht vom 9./10

Saarbrücken. Der Vorsitzende der Synagogengemeinde Saar, Richard Bermann, und die Saarbrücker Oberbürgermeisterin, Charlotte Britz (SPD), haben am Sonntag mit rund 350 Besuchern der Veranstaltung "Wider das Vergessen" in der Saarbrücker Synagoge den Opfern der Pogromnacht gedacht (wir berichteten). Die Reichspogromnacht vom 9./10. November 1938 stellt mit den Synagogenverbrennungen und den Übergriffen auf Juden den Übergang zur systematischen Judenverfolgung in der Zeit des Nationalsozialismus dar. Richard Bermann beschrieb die Ereignisse am 9. November 1938 als den "Beginn des dunkelsten Zeitalters der deutschen Geschichte". Charlotte Britz betonte, dass sich auch im Saarland diese Szenen abgespielt haben. "Auch hier brannte die Synagoge." Bermann und Britz waren sich einig darüber, dass "wir auf Grund unserer besonderen Geschichte Verantwortung dafür haben, dass Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz in Deutschland nie wieder nährboden finden". Den Wiedereinzug rechtsextremer Parteien in die Parlamente betrachten beide mit Erschrecken, wobei Richard Bermann ein NPD-Verbot forderte. Britz erinnerte aber auch an Positivbeispiele. Etwa Jugendliche, die sich gegen Rechtsextremismus engagieren. Nach dem Gedenkgottesdienst fand an der Fassade der Synagoge eine Lichterprojektion statt und die Glocken der Kirchen läuteten als Zeichen des Gedenkens. Saarbrücken. Das Adolf-Bender-Zentrum hat zum Gedenken die Wanderausstellung "Reichspogromnacht - Was geschah am 9.11.1938 im Saarland" auf die Beine gestellt. Sie ist bis 21. November in der Synagogengemeinde Saar, Lortzingstraße 8, in Saarbrücken zu sehen. Nüchtern werden die Übergriffe in der ReichsPogromnacht im Saarland Geschildert, die, wie Willi Portz vom Adolf-Bender-Zentrum erklärt, "vor allen Augen und häufig unter Beifall der Bevölkerung stattfanden". Daneben sind Bilder der einst 14 Synagogen im Saarland zu sehen. Lediglich die Synagoge in Saarbrücken wurde wieder aufgebaut. Oft, so Portz, hätten die Täter in der Nachkriegszeit milde Urteile erhalten. Führungen für Schulklassen sind möglich, nach dem 21. November ist die Ausstellung im Neunkircher Jugendzentrum "Komm" zu sehen, im Dezember dann in der Realschule Nalbach. juenÖffnungszeiten der Ausstellung in der Saarbrücker SynagoGe: Mo-Do 9-12/14-18 Uhr und Fr 9-13 Uhr, Kontakt: Telefon, (06851) 81802

Auf einen BlickDie Grünen im Landtag fordern eine Verbesserung der Erinnerungsarbeit. Insbesondere Schüler sollten verstärkt in lokalen Projekten die Ereignisse in ihrem Wohnort in der Pogromnacht aufarbeiten, so die Abgeordnete Claudia Willger-Lambert. juen

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