Jost will Saar-Natur retten Auch die Unke macht das Saarland aus

Saarbrücken · Minister Jost legt ein Heft vor, in dem es um den Erhalt der Natur-Vielfalt geht. Zudem kämpft das Saarland im Bundesrat gegen Glyphosat.

 Eine Gelbbauchunke.

Eine Gelbbauchunke.

Foto: dpa/A3778 Fredrik von Erichsen

Der Titel der neuen Broschüre von Saar-Umweltminister Reinhold Jost (SPD) dürfte bei den Bürgern, für die sie bestimmt ist, erstmal für Stirnrunzeln sorgen. Und wer den Titel „Saarländische Biodiversitätsstrategie“ flüssig aussprechen will, kann das im ersten Anlauf wohl nur, wenn er ein Schlückchen „Hundsärsch“ genossen hat. Das ist jener typisch saarländische Mispelbrand, den 1999 der damalige Bundesfinanzminister und SPD-Chef Oskar Lafontaine weltweit bekannt machte, als er nach seinem jähen Rücktritt den vor seinem Haus in Saarbrücken stundenlang auf Neuigkeiten lauernden Journalisten davon einschenkte. Gestern Mittag schenkte Jost dem nach 26 Jahren scheidenden Chef der Landespressekonferenz, Michael Kuderna (SR), in der Staatskanzlei eine Flasche mit dem Rachenputzer.

„Diese Broschüre richtet sich aber nicht nur an Experten, sondern an alle Bürger“, erklärte Jost bei der Vorstellung des 83-seitigen Din-A-4-Heftes. Der Plan für die Rettung der Vielfalt der Arten im Saarland ist nach Josts Angaben nicht erst seit den Alarmmeldungen etwa über das „dramatische Insektensterben“ entstanden. „Diese Diskussion macht nur wieder die Brisanz des Themas deutlich“, sagte Jost. Er kündigte für 2019 eine neue „Rote Liste“ mit den am meisten vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten im Saarland an.

Zu den aktuell stark vom Aussterben bedrohten Arten zählen laut Josts Broschüre die Pflanzen Berg-Wohlverleih, vielen unter dem Namen Arnika bekannt, die auf die heilenden Kräfte der Homöopathie-Arznei vertrauen. Ganz ausgestorben hierzulande ist leider der Sumpf- oder Moorbärlapp. Bei den Tierarten steht der aus den Windkraft-Standort-Debatten bekannte Greifvogel Rotmilan auf der Vorwarnliste. Bereits stark gefährdet ist jedoch die Gelbbauchunke, um deren Erhalt sich auch der Illinger Naturfreund Helmut Jochem bereits seit Jahrzehnten intensiv kümmert. Der Kiebitz ist der Broschüre zufolge im Saarland am stärksten vom Aussterben bedroht.

Eher unglücklich zeigte sich Jost über die bisherigen „Ansiedlungserfolge“ fremder Arten im Saarland. „Den Riesenbärenklau werden wir wohl nie mehr wegbekommen“, so Jost resigniert. Die bis zu drei Meter hoch wuchernde Pflanze beinhaltet Giftstoffe. Ebenso verhalte es sich mit dem Fisch Schwarzmeergrundel, der sich in den heimischen Gewässern rapide ausbreite.

Dazu, dass der vor etwa 150 Jahren hierzulande ausgestorbene Wolf bisher einen Bogen ums Saarland macht, obwohl es mehrere Sichtungen des grauen Räubers in Lothringen und Rheinland-Pfalz gab, sagte Jost: „Ich bedauere es, aber es lässt mich nicht gram werden.“ Jost hat bereits einen „Wolfs-Management-Plan“ in der Schublade liegen, falls Isegrim doch noch die Landesgrenzen überquert.

In acht Handlungsfelder hat Jost seinen Bio-Vielfalts-Plan unterteilt. Dazu zählen Äcker und Wiesen, Auen und Gewässer, die Wälder, die Schutzgebiete und die Grünflächen in den Kommunen. In besonderem Maße will der Minister den Biolandbau fördern. Bereits heute werden 17 Prozent der Äcker ökologisch bewirtschaftet, Josts Ziel sind allerdings 25 Prozent bis 2022. Um die Vorreiterrolle des Saarlands beim Naturschutz zu unterstreichen, bringt die CDU/SPD-Landesregierung im Bundesrat eine Gesetzesinitiative ein, die zum Ziel hat, den Einsatz des Unkrautvernichters Glyphosat (Handelsname: Round-up) zu begrenzen. Wie Jost erläuterte, soll die Glyphosat-Nutzung für Privathaushalte verboten werden, ebenso wie die Ausbringung in Kitas, auf Friedhöfen, in Parkanlagen und als Unkrautvernichter vor der Ernte auf den Äckern. Glyphosat steht laut UN-Medizinern im Verdacht, Krebs auszulösen.

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