Atomendlager Bure bleibt erste Wahl in Frankreich

Bure · In Deutschland beginnt die Atom-Endlagersuche gerade neu. Beim Nachbarn Frankreich gibt es nur eine Wahl: Bure – 150 Kilometer vor der Grenze zum Saarland. Wenn alles nach Plan läuft, soll dort in fünf Jahren gebaut werden.

Die Weiler um den geplanten französischen Atomendlager-Standort scheinen ausgestorben. In einem riesigen Labor 500 Meter unter der Erde neben dem Dorf herrscht indes geschäftiges Treiben. Rund 150 Kilometer von der Grenze zum Saarland entfernt erforschen seit Jahren Wissenschaftler die Bedingungen für die Lagerung der Unmengen von mittel- und hochradioaktiven Abfällen aus den 58 französischen Atomkraftwerken.

Anders als in Deutschland ist in Frankreich kein alternativer Standort in Sicht. Nach den Plänen der Gesellschaft für Atommüll (Andra) sollen bei Bure die Stollen für das Endlager von 2018 an gebuddelt werden, der erste strahlende Müll soll 2025 eingelagert werden. Das Tongestein bietet laut Andra für mindestens 100 000 Jahre Schutz vor der Strahlung. Andra ist um Transparenz bemüht, schleust Besuchergruppen durch ihr Felslabor: Einen halben Kilometer fährt ein ratternder Fahrstuhl in die Tiefe. Dort bohren Arbeiter und messen Wissenschaftler in gelben Warnwesten an der Decke Rohre und Kabelstränge. Waagerechte Bohrlöcher mit rund 70 Zentimeter Durchmesser wurden in die Wand getrieben. In solche Mulden sollen später einmal auf eine Haltbarkeit von 5000 bis 7000 Jahre ausgelegte Stahlbehälter mit dem strahlenden Abfall geschoben und zunächst für 100 Jahre gelagert werden. Was dann mit dem Müll geschieht, sollen künftige Generationen entscheiden. Kritiker bleiben skeptisch. "Da werden vollendete Tatsachen geschaffen, während noch geforscht wird", sagt die saarländische Grünen-Abgeordnete und frühere Umweltministerin Simone Peter. Sie verweist auf eine amerikanische Studie von 2011, nach der Fragen zu Hohlräumen und Felsspalten, Trinkwasseradern und vor allem dem Temperaturverhalten des Gesteins noch offen sind.

Die Bevölkerung vor Ort schweigt weitgehend. Die strukturschwache Region profitiert von Arbeitsplätzen. Die Departements Haute-Marne und Meuse bekommen je 30 Millionen Euro im Jahr aus Paris. Das ist so viel wie sonst in ein Departement fließt, in dem ein Atomkraftwerk mit drei Reaktorblöcken gebaut wird.

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