Appell an die Zivilcourage

Saarbrücken. In einer Gedenkrede an die Pogromnacht vom 9. November 1938 hat am Montag der Vorsitzende der Synagogengemeinde Saar Richard Bermann in der Synagoge in Saarbrücken vor 250 Gemeindemitgliedern und Besuchern an die Zivilcourage der Deutschen appelliert

Saarbrücken. In einer Gedenkrede an die Pogromnacht vom 9. November 1938 hat am Montag der Vorsitzende der Synagogengemeinde Saar Richard Bermann in der Synagoge in Saarbrücken vor 250 Gemeindemitgliedern und Besuchern an die Zivilcourage der Deutschen appelliert. Jeder könne bereits in seinem eigenen Lebensumfeld einschreiten, etwa wenn am Stammtisch abwertende Witze über Juden, Türken, Schwarze oder Schwule erzählt werden, so Bermann. Alle Deutschen seien aufgefordert, sich tagtäglich für den Schutz der Menschenwürde und die Stärkung der Zivilcourage einzusetzen. Bermann wertete in seiner Rede die Reichspogromnacht vor 71 Jahren als "das offizielle Signal zum größten und schlimmsten Volksmord in der Geschichte der Menschheit". In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden Synagogen und Gebetshäuser angezündet, jüdische Geschäfte und Wohnungen geplündert sowie unzählige Menschen verhaftet und ermordet. Das deutsche Volk wurde in jener Nacht Zeuge, "wie Menschenrechte und Menschenwürde mit den Füßen getreten wurden", jedoch sei es nicht dagegen eingeschritten. Nur wenige, wie die Kirchenmänner Bernhard Lichtenberg und Dietrich Bonhoeffer hätten öffentlich ihren Unmut geäußert.Statt wie in den Vorjahren lasen nicht Zeitzeugen im Anschluss an den Gottesdienst aus ihren Autobiografien vor, sondern junge Gemeindemitglieder trugen Texte von Jugendlichen, die nach Auschwitz deportiert worden waren. bera

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