Amtsgericht hat eine neue Chefin

St Wendel · Ihr Handeln sei durchdacht, die Menschlichkeit in ihrem Tun stets spürbar – mit diesen Worten beschrieb Justiz-Staatssekretärin Anke Morsch am Freitag Juristin Birgit Junker. Vom Strafvollzug wechselte diese nun als Direktorin ans St. Wendeler Amtsgericht. Jetzt war die offizielle Amtseinführung.

 Birgit Junker vor ihrer neuen Wirkungsstätte. Seit Oktober ist sie die neue Direktorin des St. Wendeler Amtsgerichtes. Foto: B&K

Birgit Junker vor ihrer neuen Wirkungsstätte. Seit Oktober ist sie die neue Direktorin des St. Wendeler Amtsgerichtes. Foto: B&K

Foto: B&K

"Managerin auf der Lerchesflur", "Chefin der schweren Jungs" - diese Schlagzeilen hat Birgit Junker bereits über sich gelesen. Nach knapp 25 Jahren im Strafvollzug beginnt für die 53-jährige Juristin nun beruflich ein neues Kapitel: Seit Anfang Oktober ist sie Direktorin des St. Wendeler Amtsgerichtes.

Es sei der richtige Zeitpunkt für eine neue Herausforderung gewesen, sagte Junker im SZ-Gespräch. Vom Strafvollzug ins Strafrecht - das wäre wohl in den Augen vieler der nahe liegende Wechsel gewesen. Doch Birgit Junker beschäftigt sich nun mit einem ganz anderen Bereich: dem Familienrecht. Erste Verhandlungen als Richterin hat sie bereits hinter sich gebracht, Scheidungen ausgesprochen. "Die Emotionalität, die bei diesen Verhandlungen im Raum steht, ist sehr groß", so die Juristin. Da kämen ihr Fähigkeiten wie Konflikt- und Krisenmanagement, die sie im Vollzug gelernt hat, zugute. Auch Lebenserfahrung und Fingerspitzengefühl seien wichtig.

Bislang haben Anhörungen mit Kindern den größten Eindruck bei der Juristin hinterlassen. "Es ist erstaunlich, wie erwachsen diese Kinder mit für sie schwierigen Situationen umgehen", sagte Junker. Mit Spaß und Eifer arbeitet sich die 53-Jährige in ihr Rechtsgebiet ein. "Für mich ist alles neu. Das hilft mir auch über den Übergangsschmerz hinweg", sagt Junker. Denn immerhin war sie ein Vierteljahrhundert im Strafvollzug tätig. Und so waren bei ihrer offiziellen Amtseinführung als Amtsgerichtsdirektorin in St. Wendel auch ehemalige Kollegen aus dem Strafvollzug zugegen. Ebenso wie die neuen und künftigen Wegbegleiter.

"Der Einstieg in St. Wendel ist mir leicht gemacht worden. Ich habe ein gut geführtes Amtsgericht übernommen", sagte Junker während der Feierstunde am Freitagvormittag. Die 53-Jährige bedankte sich bei Justiz-Staatssekretärin Anke Morsch, die sich für den Wechsel eingesetzt, so ihren Wunsch nach neuer Herausforderung unterstützt habe.

"Justiz erfüllt keinen Selbstzweck, sie ist für die Bürger da", betonte Anke Morsch. Deshalb würden trotz Sparzwang keine Gerichte geschlossen. "Wir müssen aber überlegen, wie wir noch effizienter arbeiten können." Der elektronische Rechtsverkehr, der 2018 in Kraft tritt, ist eine der Aufgaben, die auf Birgit Junker in St. Wendel zukommen. Für diese und andere Herausforderungen wünschte Staatssekretärin Morsch der Juristin viel Erfolg. "Sie hat in einer bewegten Zeit den Vorsitz des Amtsgerichts übernommen", so Morsch.

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Zur PersonBirgit Junker ist 53 Jahre und seit Oktober Direktorin des St. Wendeler Amtsgerichtes. 1989 begann die Juristin ihre Tätigkeit beim Strafvollzug. Als Stellvertretende Leiterin wechselte sie zwischen der Justizvollzugsanstalt (JVA) für Jugendliche in Ottweiler und der JVA für Erwachsene in Saarbrücken auf der Lerchesflur. Von 1998 bis 2002 leitete sie die JVA in Ottweiler, von 2002 bis September 2013 die JVA in Saarbrücken. Dort waren zuletzt 360 Bedienstete und 620 Gefangene. In St. Wendel beschäftigt sie sich nun mit Familienrecht. Am Amtsgericht sind 45 Beschäftigte. evy

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