Alte Schmelz kannte starke Frauen

St. Ingbert. Das denkmalgeschützte Ensemble der Alten Schmelz in St. Ingbert ist ein historisches Kleinod. Und eine Fundgrube. Einen weiteren Schatz heben will Susanne Nimmesgern. Die 46-Jährige forscht im Auftrag der "Initiative Alte Schmelz" über das Leben zweier Frauen, die zu ihrer Zeit eine bemerkenswerte Rolle im St

 Den Charme der renovierten Arbeiterhäuser auf der Alten Schmelz hat Susanne Nimmesgern bereits für sich entdeckt. Sie arbeitet an dem Projekt "Starke Witwen". Foto: Kerstin Malter

Den Charme der renovierten Arbeiterhäuser auf der Alten Schmelz hat Susanne Nimmesgern bereits für sich entdeckt. Sie arbeitet an dem Projekt "Starke Witwen". Foto: Kerstin Malter

St. Ingbert. Das denkmalgeschützte Ensemble der Alten Schmelz in St. Ingbert ist ein historisches Kleinod. Und eine Fundgrube. Einen weiteren Schatz heben will Susanne Nimmesgern. Die 46-Jährige forscht im Auftrag der "Initiative Alte Schmelz" über das Leben zweier Frauen, die zu ihrer Zeit eine bemerkenswerte Rolle im St. Ingberter Eisenwerk gespielt haben: Katharina Loth und Sophie Krämer. Beide wurden früh zu Witwen, beide führten das Unternehmen über einen langen Zeitraum. Und mit großem Erfolg.Im Rahmen einer ABM-Stelle hat die Initiative die promovierte Historikerin für zunächst ein halbes Jahr engagiert, das Leben der "starken Witwen" Loth und Krämer zu recherchieren. Die Ergebnisse sollen in eine Publikation münden. Wie seitenstark diese Veröffentlichung werden wird, muss die Faktenlage erweisen.Interessantes Thema Nimmesgern ist von dem Thema jedenfalls sehr angetan: "Ich bin glücklich, in einem solchen Projekt tätig sein zu dürfen." Das Thema passt in ihre wissenschaftliche Biografie. Die Magisterarbeit, erläutert die Forscherin, habe sie über Frauen bei Villeroy & Boch geschrieben. Das Thema ihrer Doktorarbeit hieß "Weibliche Angestellte und Beamtinnen bei der Stadt Saarbrücken". Mit der regionalen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts sei sie vertraut. Und sie weiß: "Es ist eine absolute Besonderheit, dass zwei Frauen über einen langen Zeitraum hinweg ein solches Werk geleitet haben." Loth, die aus einer Eisenhüttenfamilie stammte, hatte als Witwe 1743 die erst zehn Jahre zuvor gegründete Schmelz übernommen und zu einer ersten Blüte geführt. Sophie Krämer hatte dagegen ganz andere Vorbedingungen. Sie war Tochter eines Saarbrücker Kaufmanns. 1803 übernahm die Unternehmerin zunächst als Pächterin und später als Besitzerin das St. Ingberter Werk. Alfons Blug, zweiter Vorsitzender der Schmelz-Initiative, erläutert, der Verein sei auf das Thema aufmerksam geworden, als kürzlich im Zuge der Sicherungssanierung der Möllerhalle deren Glocke vom Turm gehoben wurde. Der Name Sophie Krämers sei in sie hineingraviert. Der Name Katharina Loths ist zudem eng verknüpft mit dem Rentrischer Lottenhammer. Davon ist heute im Stadtteil nicht mehr viel zu sehen. Loth hatte das Werk seinerzeit aufgebaut. Starke Charaktere Blug: "Beides waren starke Frauen, die sich auch gegen Anfeindungen der Männerwelt durchgesetzt haben." Ihre Bedeutung will der Verein im Zusammenhang mit dem, was heute noch auf der Alten Schmelz und in Rentrisch von den bald 300 Jahren Industriegeschichte zu sehen ist, ins Bewusstsein der Bürger rufen."Die beiden Frauen hatten wirklich viel Biss", sagt Susanne Nimmesgern. Und ganz nebenbei wird sie sich bei ihren Recherchen um das Schicksal all der anderen Frauen kümmern, die in verschiedenen Tätigkeiten im Werk gearbeitet hatten.Unter dem Thema "Frauen auf der Alten Schmelz" bietet Susanne Nimmesgern eine Führung auf der Alten Schmelz an am Sonntag, 14. Dezember, ab elf Uhr. Treffpunkt ist das Konsum-Gebäude.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort