Als Kaiser Maximilian in St. Wendel vorbeischaute

Herr Martin, ein kaiserlicher Besuch in St. Wendel - das war 1512 doch wohl ein Ereignis.Werner Martin: Ganz sicher. Der Kaiser kam am 31. März, dem Mittwoch vor dem Palmsonntag, in die Stadt, blieb vermutlich mehrere Tage hier und wohnte in der Burg

 Werner Martin. Foto: privat

Werner Martin. Foto: privat

Herr Martin, ein kaiserlicher Besuch in St. Wendel - das war 1512 doch wohl ein Ereignis.Werner Martin: Ganz sicher. Der Kaiser kam am 31. März, dem Mittwoch vor dem Palmsonntag, in die Stadt, blieb vermutlich mehrere Tage hier und wohnte in der Burg.

Was war der Anlass?

Martin: Es kann angenommen werden, dass er bereits 1508 auf seiner Durchreise kurz hier war, womöglich aber nicht viel Zeit hatte. Vier Jahre später bot sich ihm wieder die Möglichkeit, St. Wendel zu besuchen und näher anzusehen. Der Kaiser war im März nach Trier gekommen, wo einige Wochen später der Reichstag stattfand. Von hier aus unternahm er einen Ausflug nach St. Wendel, der als Jagdausflug getarnt wurde.

Was hat ihn damals an St. Wendel wohl besonders interessiert?

Martin: Ganz sicher der Dom. Es ist anzunehmen, dass er sich die Deckenmalereien angesehen hat. Diese Malereien waren damals quasi ein politisches Programm, weil sie die Wappen der Herrschaft und der Hierarchie zeigten. Bekannt ist, dass er den heiligen Wendelin in seine "Sipp-, Mag- und Schwägerschaft" aufgenommen und ihn einfach in seine Ahnenreihe eingebaut hat. Nicht überliefert ist allerdings, ob er sich von dem damaligen Pfarrer die Gebeine des Heiligen in der Lade zeigen ließ.

Seinerzeit herrschte in St. Wendel ein reges Wallfahrtsleben. Sicher war Maximilian davon beeindruckt.

Martin: Ja, wahrscheinlich so sehr, dass er nach seiner Rückkehr nach Trier den Kurfürsten drängte, den Heiligen Rock aus dem Altar herauszuholen, wo er seit 1196 eingemauert war.

Das hatte, wie man weiß, für Trier bedeutsame Folgen.

Martin: Das Ereignis war wohl der Auslöser dafür, dass der Heilige Rock bis heute regelmäßig ausgestellt wird. Am 3. Mai 1512 sollen zum Auftakt dieser Wallfahrten 80 000 Pilger nach Trier gekommen sein. Maximilian verfolgte damit eine klare Absicht. Er sagte sich: Wallfahrer bringen Geld - und Geld brauche ich für den Zug gegen die Türken, den ich vorhabe.

Sind die Leute ab dieser Zeit mehr nach Trier als nach St. Wendel gepilgert?

Martin: Es ist bekannt, dass Anfang des 16. Jahrhunderts die Wallfahrten zum heiligen Wendelin weniger geworden sind. Meiner Meinung war das nicht auf den Einfluss der Reformation zurückzuführen, sondern auf die Heilig-Rock-Wallfahrten.

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