Aktionsbündnis Naturnutzer im Saarland pochen auf mehr Respekt

Rehlingen-Siersburg · Ein neues Bündnis aus Waldbesitzern, Jägern, Anglern und anderen will einen Gegenpol zu „ideologisch motivierten Naturschützern“ bilden.

 Michael Klein, Vorsitzender des Aktionsbündnisses Naturnutzer im Saarland, mit seinem Jagdhund und den Hinterwälder-Rindern.

Michael Klein, Vorsitzender des Aktionsbündnisses Naturnutzer im Saarland, mit seinem Jagdhund und den Hinterwälder-Rindern.

Foto: Dieter Ackermann

„Ich liebe zwar meine Hinterwälder-Rinder, aber ein Hinterwäldler bin ich deshalb noch lange nicht“, auch wenn Michael Klein das mit einem verschmitzten Augenzwinkern versichert, lässt der großgewachsene Waldbesitzer keinen Zweifel daran, dass er seine eigene Standortbestimmung durchaus ernst meint. Aus der festen Überzeugung heraus, dass die im Saarland noch vielerorts erhaltene attraktive Natur vor allem der generationenübergreifenden und nachhaltigen Nutzung durch die Grundeigentümer zu verdanken ist, engagiert der 66-Jährige sich als Vorsitzender des neuen Aktionsbündnisses der Saarlandnutzer (SLN), das sich bereits in einer Gesprächsrunde mit Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) und Umweltminister Reinhold Jost (SPD) vorgestellt hat.

Inzwischen haben sich die Saarlandnutzer als eine Art Dachverband des Bauernverbandes, des Waldbesitzerverbandes, der Forstbetriebsgemeinschaft Saar, der AG der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer, der Vereinigung der Jäger des Saarlandes, des Fischereiverbandes, des Landesverbandes Gartenbau sowie des Verbandes der Gartenbauvereine aufgestellt. „Damit vertreten wir an der Saar bereits rund 200 000 Mitglieder, die sich den Naturschutz durch eine verantwortungsbewusste und nachhaltige Nutzung der Natur auf die Fahnen geschrieben haben“, sagt Klein. Letztlich sei es ihnen zu verdanken, dass es heute an der Saar überhaupt noch schützenswerte Natur mit einer vergleichsweise großartigen Biodiversität gibt.

Auf seiner Terrasse in Rehlingen-Siersburg, Gut Hessmühle, schildert der SLN-Vorsitzende der SZ, warum er und seine Mitstreiter nicht mehr länger tatenlos zusehen wollen, „wie andere Naturschutzverbände eine Art Alleinvertretungsanspruch für ihr mitunter ideologisch begründetes Naturschutzverständnis auch auf Kosten der betroffenen Grundeigentümer reklamieren.“ Der 66-Jährige: „Das ist uns zu Jamaika-Zeiten so richtig klar geworden, als zum Beispiel Jagdkritiker begeistert beim Reizbegriff ,Waldschutzjagd‘ aufjohlten und die Jagd auf Schalenwild zur bloßen Schädlingsbekämpfung degradieren wollten.“

Aus der damaligen Erkenntnis heraus, dass der Naturschutzbegriff in der öffentlichen Wahrnehmung in eine Schieflage geraten sei, hätten sich dann empörte Grundeigentümer und andere besorgte Naturnutzer zu einem Runden Tisch zusammengefunden, ein Vorläufer der SLN. Klein: „Mit dem heutigen Umweltminister Reinhold Jost haben wir es zwar zum Glück wieder mit einem durchaus kritischen, zugleich aber objektiven und vor allem kompetenten Gesprächspartner zu tun, aber der zunehmende Regulierungsdrang aus Brüssel – nicht selten zu Lasten der Natur und damit der Naturnutzer – zwingt uns weiterhin zu einem engen Schulterschluss.“

Eine effektivere Öffentlichkeitsarbeit spiele dabei eine ganz wichtige Rolle. Der SLN-Vorsitzende: „Was nützen beispielsweise der Natur und damit uns allen die vielen von uns angelegten Streuobstwiesen, wenn die Menschen lieber beim Discounter um die Ecke das zum Teil von weit her geholte Obst kaufen? Wenn Äpfel und Birnen dann am Boden verfaulen, holt sich die Natur diese Flächen wieder zurück.“

Klein ist Waldbauer und gleichzeitig passionierter Jäger – verträgt sich das? „Damit habe ich null Probleme. Der von mir als Waidmann angestrebte Gleichklang zwischen Wald und angepasstem Wildbestand, den ich auch mit der Jagdwaffe nicht aus dem Auge verliere, gibt Ökonomie und Ökologie gleichzeitig eine Chance.“

Offiziell haben sich die Saarlandnutzer bereits 2017 konstituiert. „Derzeit befinden wir uns immer noch in der „Etablierungsphase“, sagt der gelernte Diplom-Forstwirt und langjährige Chef des Saarforsts. „Wir suchen den Schulterschluss mit weiteren engagierten Naturnutzern.“ Damit wolle man sich als sachlicher Gegenpol zu zum Teil ideologisch motivierten Naturschützern aufstellen.

Klein macht auch deutlich, warum er sich im eigenen Forst-Familienbetrieb eine kleine Herde von Hinterwälder-Rindern hält. „Ich möchte einerseits diese uralte Rasse hierzulande gerne erhalten. Und zum anderen weiß ich die Steaks dieser widerstandsfähigen Rinder überaus zu schätzen.“

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