Ärzte denken über Ausstieg aus Kassenärztlicher Vereinigung nach

Saarbrücken. Einen möglichen Ausstieg aus der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) bereiten saarländische Ärztevertreter derzeit vor. "Es fehlen mehrere Milliarden im System. Wenn es nicht besser wird, dann müssen wir es verlassen", erklärt Dr. Dirk Jesinghaus, Vorsitzender des Facharztforums Saar, dem 180 Fachärzte angehören

Saarbrücken. Einen möglichen Ausstieg aus der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) bereiten saarländische Ärztevertreter derzeit vor. "Es fehlen mehrere Milliarden im System. Wenn es nicht besser wird, dann müssen wir es verlassen", erklärt Dr. Dirk Jesinghaus, Vorsitzender des Facharztforums Saar, dem 180 Fachärzte angehören. Zwar sei das KV-System, bei dem die Kassenärztlichen Vereinigungen das Geld der Krankenkassen an die Ärzte verteilen, grundsätzlich gut. Es fehle aber nicht nur an Geld, sondern das System sei auch durch Gesetze und Bürokratie überlastet. Dr. Jesinghaus will, dass sich dies ändert: "Die Lage der saarländischen Ärzte hat sich in den vergangenen Jahren zunehmend verschlechtert. Wir suchen derzeit neue Möglichkeiten und Wege." Diese könnten durch den Ausstieg aus der KV gefunden werden. Für den jeweiligen Arzt würde dies zunächst den Verlust der Kassenzulassung bedeuten, er dürfte seine Patienten nur noch privatärztlich behandeln. Wenn mehr als zwei Drittel der niedergelassenen Ärzte einer Region aussteigen, tritt der Versorgungsnotstand ein. Dann können neue Abrechnungsmodelle mit den Krankenkassen geschaffen werden.Ob es im Saarland so weit kommt, kann derzeit niemand sagen. Bei den aktuellen Gesprächen der Ärztevertreter gehe es vor allem darum, die juristischen Folgen eines solchen Schrittes zu klären, sagt Dr. Eckhart Rolshoven, Vorstandsmitglied der saarländischen Ärztekammer. "Die Gesetzeslage ist sehr kompliziert. Die Ärzte können nach einem Ausstieg erst nach sechs Jahren wieder in die KV eintreten."Verständnis für die Überlegungen der Ärzte zeigt Dr. Gunter Hauptmann, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung im Saarland. "Seit 20 Jahren wird den Ärzten versprochen, dass sie mehr Geld erhalten und, dass es im nächsten Jahr besser wird. Aber nichts geschieht." Deshalb verstehe er, dass die Ärzte die Geduld verlieren. "Die Ausgaben für niedergelassene Haus- und Fachärzte sowie Psychotherapeuten in Deutschland betragen derzeit rund 20 Milliarden. Wir brauchen aber 4,5 Milliarden Euro mehr." Das würde rund 20 Prozent mehr Gesamthonorar für die saarländischen Ärzte bedeuten und wirtschaftliche Nöte zumindest lindern. "Wir verwalten zurzeit den Mangel, das versuchen wir der Politik klarzumachen", so Hauptmann.

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