Abitur-Feiern immer festlicher

Saarbrücken. Die Abitur-Feier ist für viele Schüler und Schülerinnen der erste richtige Grund, sich herauszuputzen, die Abendgarderobe aufzustocken und frühzeitig Termine mit dem Coiffeur des Vertrauens zu vereinbaren. Die Abifeiern gleichen daher heute oft festlichen Abendveranstaltungen, Abiturienten und Abiturientinnen sind wie Ballbesucher aufgetakelt

 Abiturfeiern haben sich gewandelt: Während der Abiturjahrgang des Sulzbacher Theodor-Heuss-Gymnasiums 1962 sich noch etwas legerer kleidete (l.), trägt der Abi-Jahrgang 2011 des Gymnasiums Wendalinum in St. Wendel Abendgarderobe. Foto: Reitz/B & K

Abiturfeiern haben sich gewandelt: Während der Abiturjahrgang des Sulzbacher Theodor-Heuss-Gymnasiums 1962 sich noch etwas legerer kleidete (l.), trägt der Abi-Jahrgang 2011 des Gymnasiums Wendalinum in St. Wendel Abendgarderobe. Foto: Reitz/B & K

Saarbrücken. Die Abitur-Feier ist für viele Schüler und Schülerinnen der erste richtige Grund, sich herauszuputzen, die Abendgarderobe aufzustocken und frühzeitig Termine mit dem Coiffeur des Vertrauens zu vereinbaren. Die Abifeiern gleichen daher heute oft festlichen Abendveranstaltungen, Abiturienten und Abiturientinnen sind wie Ballbesucher aufgetakelt.Dabei ist dieser hohe Stellenwert, wie ihn die Abifeier heute am Abschluss der schulischen Laufbahn einnimmt, ein relativ neuer Trend, wie Schulleiter Albrecht Adam von der Marienschule in Saarbrücken erklärt. Noch in den 70er Jahren, sicher auch "im Nachklang der 68er-Bewegung", habe man der Abiturverleihung an sich wenig Wert beigemessen, sagt Adam, der seinerzeit sein Zeugnis von der Schul-Sekretärin überreicht bekam. Die vergleichsweise aufwendige Gestaltung heutiger Feierlichkeiten mit Buffet, Abendgarderobe und Zeremonie gehe aber von den Schülern aus: "Es sind vor allem die Schülerinnen und Schüler, die da signalisieren, was sie wollen - und was eben nicht." Die heutige Festkultur sei daher sicher auch eine gesellschaftliche Erscheinung. Man müsse sich aber überlegen, ob "das Pendel nicht vielleicht ein Stück weit zur falschen Seite" ausschlage.

Abendgarderobe übertrieben?

Ähnlich sieht das Helene Neis, die Schulleiterin der Willi-Graf-Realschule in Saarbrücken, wo der Schulabschluss in vergleichbarer Form gefeiert wird, wie an den Gymnasien. Dass auch hier die Schüler "sehr schick angezogen" zu der "großen und feierlichen" Zeremonie mit Verleihung der Abschlusszeugnisse erscheinen, findet sie gut, Abendgarderobe und allzu aufwendige Aufmachungen bezeichnet aber auch sie als "übertrieben". Die heutigen Abschlussfeiern sieht sie aber als "angemessener", als die zu Ihrer eigenen Schulzeit (Abitur-Jahrgang 1976). Diese seien "lange nicht so feierlich" und nicht mit den heutigen Zeremonien zu vergleichen.

Auch Joachim Klesen, Vorsitzender der Landeselternvertretung der Gymnasien, findet die "tendenziell eher galamäßig" aufgezogenen Feierlichkeiten heutzutage dem Anlass durchaus angemessen. Die festliche Kleidung der Abiturienten sieht er als Zeichen dafür, "dass man sich in die Gesellschaft integrieren möchte", wohingegen der "Lässig-Look" der 70er und 80er Jahre wohl eher der "Abgrenzung zu Eltern und Autoritäten" gedient habe. Bei seiner eigenen Abiturverleihung im Jahr 1981 sei es dabei bereits festlich zugegangen, erinnert er sich, auch damals schon seien Anzug und Krawatte an der Tagesordnung gewesen.

Bei den Abschlussfeierlichkeiten an saarländischen Gesamtschulen geht es dagegen weitaus ungezwungener zu. Die meist von den engagierten Schülerinnen und Schülern selbst organisierten Feiern fänden in lockerem Rahmen statt, sagt Egon Griem, Vorsitzender der Landeselternvertretung der Gesamtschulen, mit den Abiturfeiern an Gymnasien seien sie nicht zu vergleichen.

Dass der Trend in Richtung immer förmlicherer Abifeiern an den Gymnasien tatsächlich von den Schülern ausgeht, bestätigt Alexander Zeyer, der Vorsitzende der Gesamtlandesschülervertretung des Saarlandes, der selbst noch die zwölfte Klasse besucht. Noch vor wenigen Jahren seien die Feierlichkeiten anlässlich der Abitur-Verleihung "noch nicht so formell und edel" gewesen, wie heute. Dass die Abiturienten die Feiern bewusst so planen und organisieren, findet aber auch er angemessen. Für die meisten sei der Tag immerhin "der wichtigste in ihrem bisherigen Leben".

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