6000 Unterschriften kamen zu spät

Merzig. Der bürgerschaftliche Versuch, die umstrittene Verlegung der Merziger Palliativ-Station zu verhindern, ist gescheitert. Die Enttäuschung stand Sabine Strauch, Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft (AG) Altenhilfe Merzig, am Freitag ins Gesicht geschrieben. "Ich hätte mir gewünscht, heute etwas anderes zu hören

 Sabine Strauch übergab SHG-Verwaltungsdirektor Kurt Wahrheit die 6000 Unterschriften. Foto: rup

Sabine Strauch übergab SHG-Verwaltungsdirektor Kurt Wahrheit die 6000 Unterschriften. Foto: rup

Merzig. Der bürgerschaftliche Versuch, die umstrittene Verlegung der Merziger Palliativ-Station zu verhindern, ist gescheitert. Die Enttäuschung stand Sabine Strauch, Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft (AG) Altenhilfe Merzig, am Freitag ins Gesicht geschrieben. "Ich hätte mir gewünscht, heute etwas anderes zu hören." Zuvor hatte Strauch einen prall gefüllten Ordner an Kurt Wahrheit übergeben, den Verwaltungsdirektor des Merziger SHG-Klinikums. Darin enthalten: 6000 Unterschriften gegen den Umzug der Palliativ-Station mit sechs Betten von einem separaten Bau auf die Innere Abteilung im Haupthaus. Doch das "beeindruckende Ergebnis" (Strauch) der Protestaktion, zu der das Seniorenbüro der AG Anfang Dezember aufgerufen hatte, kommt zu spät. "Die Station ist bereits verlegt", erklärte Wahrheit, der die seit Oktober öffentlich heftig debattierte Maßnahme erneut mit "wirtschaftlichen Zwängen" begründete.Ein Defizit von 250 000 Euro, ein Mangel an Auslastung und Personal hätten den Umzug notwendig gemacht, sagte Wahrheit. Schon im Dezember hatte die für Januar geplante Verlegung greifen müssen, als eine "Mindestbesetzung" auf Station nicht mehr gewährleistet war. Die Verlegungspläne aus Kostengründen waren im Oktober bekannt geworden und hatten seither für massive öffentliche Kritik und eine Resolution des Stadtrates gesorgt. An der "finanziellen Notwendigkeit" habe sich indes nichts geändert, erklärte Wahrheit. "Gedeckelte" Budgets der Kostenträger und gestiegene Personalkosten hätten dazu beigetragen, dass das Krankenhaus mit dem "Rücken an der Wand" stehe. "Weitere Synergien zu nutzen" - sprich: weitere Kosten durch Zusammenlegungen von Stationen zu sparen -, schloss Wahrheit nicht aus.

Von einem "falschen Weg" im Gesundheitssystem sprach Strauch. Sie habe Verständnis für die "Notlage" der Klinik, verweise jedoch auf den gesellschaftlichen Auftrag in der Begleitung sterbenskranker Menschen "jenseits von Kostenstellen". Und auf den "hohen Wert der Palliativ-Station in Merzig". Die breite Unterstützung der Unterschriftenaktion zeige "in aller Deutlichkeit, wie hoch diese Station in der Bevölkerung geschätzt wird".

Ausgelegen hätten die Listen im Seniorenbüro, in Kirchen, sozialen Einrichtungen oder bei Privatpersonen nicht nur aus dem Grünen Kreis, deren Angehörige einmal auf der Station begleitet worden seien. "Die Unterschriften sind Ausdruck der Dankbarkeit für die Arbeit auf der Station. Wir können nicht verstehen, warum sie verändert werden soll".

Wahrheit nahm die Unterschriften mit Worten des Bedauerns entgegen. "Wir haben alles versucht, die Station am alten Standort zu erhalten". Er freue sich, "dass die Bevölkerung die Station so gut bewertet." Die "Rückendeckung" sei ein "Motivationsschub", die Versorgung auf der Station weiterhin optimal zu gewährleisten. An Qualität und Betten-Anzahl werde sich nichts ändern. Die neue Station sei in einem Bereich auf der Inneren Abteilung eingerichtet worden, der derzeit noch in "würdevollem Ambiente" gestaltet werde. Für die Belegung der frei gewordenen Etage in dem Nebengebäude gebe es "noch keine Nachfolgeregelung". Eine Rückkehr der Palliativ-Station schloss Wahrheit aus. Auch einer Unterstützung durch Spenden, die Strauch anbot, erteilte er eine Absage: Ein Defizit im sechsstelligen Bereich sei damit leider nicht aufzufangen. "Ich hätte mir gewünscht, heute etwas anderes

zu hören."

Sabine Strauch, AG Altenhilfe

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