40 Jahre Unfallchirurgie in Homburg"Bei uns ist der Notfall der Regelfall"

Homburg. Vor 40 Jahren wurde am Universitätsklinikum des Saarlandes erstmals eine eigenständige Abteilung für Unfallchirurgie eingerichtet. Das war für die damalige Zeit ein zukunftsweisender Schritt, betont der heutige Leiter, Professor Tim Pohlemann. In Hannover hatte man 1970 erstmals einen eigenen Lehrstuhl für Unfallchirurgie eingerichtet, bald darauf folgte schon Homburg

Homburg. Vor 40 Jahren wurde am Universitätsklinikum des Saarlandes erstmals eine eigenständige Abteilung für Unfallchirurgie eingerichtet. Das war für die damalige Zeit ein zukunftsweisender Schritt, betont der heutige Leiter, Professor Tim Pohlemann. In Hannover hatte man 1970 erstmals einen eigenen Lehrstuhl für Unfallchirurgie eingerichtet, bald darauf folgte schon Homburg. Damit, so Pohlemann, sei ein wichtiger Schritt für eine Qualitätssteigerung in diesem Bereich getan worden.Denn zuvor war die Notfallmedizin eine Unterabteilung der allgemeinen Chirurgie. Durch ihre Eigenständigkeit konnte sie Abläufe verbessern, die Organisation straffen und sich neu ausrichten. Andere Kliniken folgten dem Beispiel, was heute zu Folge hat, dass Deutschland weltweit in der Notfallversorgung führend sei, so Pohlemann.

Allein in Homburg gebe es eine lange Warteliste von ausländischen Gastmedizinern, die das System der deutschen Notfallversorgung kennen lernen möchten. Maximal drei Kandidaten können für einige Wochen aufgenommen werden. In Homburg war man dank der eigenständigen Abteilung auch bald führend in der Mikrochirurgie, in der Behandlung von Wirbelsäulenverletzungen und in der Beckenchirurgie. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse seien beachtlich, da schon früh eigenständig gearbeitet werden konnte, betont Pohlemann, der auch Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie ist. In dieser Funktion baute er auch ein Traumanetzwerk aus - eine gegenseitige Unterstützung zertifizierter Kliniken zur besseren Versorgung von Unfallopfern. maa Wie würden Sie den Bereich der Unfallchirurgie charakterisieren?

Pohlemann: Bei uns ist der Notfall der Regelfall. Wir arbeiten mit dem Unplanbaren. Deshalb müssen die Abläufe klar definiert werden. Auch die Ausrüstung, die eine Klinik für Notfälle vorhalten muss, ist genau definiert. Für die Notfallmedizin gilt, dass 80 Prozent Organisation ist, 20 Prozent ist Medizin. Nur, wer gut auf alles vorbereitet ist, kann Notfälle professionell auffangen.

Sie sind seit elf Jahren in Homburg tätig und habe zwei Rufe ausgeschlagen, einer davon nach Zürich. Was gefällt Ihnen hier?

Pohlemann: Das Team. Notfallmedizin kann kein Arzt alleine machen, das ist echte Teamarbeit, da müssen alle zusammen anpacken. Ich habe eine Top-Struktur im Saarland vorgefunden und sie weiter ausbauen können. Auch die Zusammenarbeit mit den Kollegen aus den anderen Klinikumsbereichen ist hervorragend. Wir haben hier eine Qualitätsarbeit aufgebaut, die ihresgleichen sucht. Das hätte ich anderswo so nicht vorgefunden.

Woran erkennt man Qualität?

Pohlemann: An ganz einfachen Zahlen. Wir konnten die Sterblichkeitsrate bei Unfällen von 40 Prozent vor zehn Jahren auf heute unter zehn Prozent senken. Und das bei stetig steigender Patientenzahl. 2001 hatten wir 2620 Eingriffe pro Jahr, heute sind wir bei fast 4000 Fällen. Foto: SZ

Zur Person

Tim Pohlemann wurde 1958 in Mannheim geboren und studierte in Heidelberg Medizin. 1983 erfolgte die Approbation als Arzt. Pohlemann ist Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie. maa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort