35 000 Mal Sicherheit für Bäume
Saarbrücken. Was für ein Job! Philippe Le Hir (großes Foto) ist Baumkontrolleur. Von denen gibt es in Saarbrücken gleich zwei, und die beiden Männer tun nichts anderes, als durch die Stadt zu fahren und die Saarbrücker Bäume auf ihre Standfestigkeit zu überprüfen. Was zunächst skurril klingt, hat einen sehr ernsten Hintergrund, erklärt Le Hirs Chefin Carmen Dams (Foto: Will)
Saarbrücken. Was für ein Job! Philippe Le Hir (großes Foto) ist Baumkontrolleur. Von denen gibt es in Saarbrücken gleich zwei, und die beiden Männer tun nichts anderes, als durch die Stadt zu fahren und die Saarbrücker Bäume auf ihre Standfestigkeit zu überprüfen. Was zunächst skurril klingt, hat einen sehr ernsten Hintergrund, erklärt Le Hirs Chefin Carmen Dams (Foto: Will). Die Leiterin des Amtes für Grünanlagen, Forsten und Landwirtschaft: "Es gibt versicherungs- und strafrechtliche Regelungen, die uns verpflichten, alle Bäume regelmäßig zu kontrollieren." Wenn nämlich ein Baum umfällt, dann könnte im schlimmsten Fall für den Schaden sogar die Amtsleiterin verantwortlich gemacht werden. Dams: "Ich will schließlich nicht im Gefängnis landen!" Stellt Philippe Le Hir einen Schaden fest, dann wird ein aufwendiges Verfahren in Gang gesetzt, in dem verschiedene Beteiligte entscheiden, ob gefällt wird oder nicht (siehe Info).Die beiden Baum-Checker haben alle Hände voll zu tun. In Saarbrücken gibt es nämlich mehr als 35 000 einzeln stehende Bäume. Dams: "20 000 an den Straßen, 15 000 in Parks." Insgesamt ist das Amt für 282 Hektar bewachsene Flächen in der Stadt zuständig. Hinzu kommen 150 Spiel- und Bolzplätze sowie 60 Teiche und 136,5 Kilometer fließende Gewässer. Das alles muss gepflegt, repariert, neu bepflanzt und gesäubert werden. Die Amtsleiterin: "Diese 282 Hektar sind aber nicht so sehr viel. Wir sind damit Schlusslicht aller Großstädte." Allerdings sei auch das relativ zu sehen. Saarbrücken habe nämlich für eine Großstadt außergewöhnlich viel Wald und sei deswegen letztlich mit Fug und Recht als eine sehr grüne Stadt zu bezeichnen. Carmen Dams und ihre Kollegen aus der Forstabteilung müssen sich um 2100 Hektar Stadtwald kümmern - von der Holzernte bis zur Bejagung fällt da jede Menge Arbeit an.
Für die sind 140 Leute im Amt beschäftigt. Insgesamt lässt sich die Stadt Saarbrücken ihre Verschönerung durch lebendes Grün 6,5 Millionen Euro kosten.
Saarbrücken grün zu machen, ist dabei ein Ganzjahres-Job. Im Winter zum Beispiel ruht zwar die Natur, nicht aber die Arbeit an und in ihr. "Wir machen's da wie die Bauern", erzählt Dams. " Wir gehen im Winter in den Wald." Wenn nichts wächst, wird dort nämlich Holz gemacht und anschließend auf Rechnung der Stadtkasse verkauft. Das lohnt sich, denn die Holzpreise sind stark gestiegen, und so ist zumindest die Bewirtschaftung des Saarbrücker Stadtwaldes inzwischen kein Zuschussgeschäft mehr.
In der Stadt selbst sind die Gehölzschnitte zu erledigen, und auch hier muss manchmal ein größerer Baum fallen, wenn er morsch ist. Dams: "Das führt in dieser Zeit dann oft zu Beschwerden."
Das ganze Jahr über müssen sich die "Grünen" in der Verwaltung aber mit zwei allgegenwärtigen Dauer-Ärgernissen auseinandersetzen. "Hundekot und Müll", nennt die Amtsleiterin. "Wir werden dem einfach nicht mehr Herr". Ein derartig unsoziales Verhalten könne sie nicht verstehen. Ihr nächster Satz aber ist dann durchaus auch als Kampfansage an eben dieses Verhalten zu verstehen: "Ich kann mich mit solchen Disziplinlosigkeiten einfach nicht abfinden!"
Hintergrund
Wenn die Kontrolleure des Grünamtes feststellen, dass ein städtischer Baum marode und damit zu Gefahr für Menschen oder Sachwerte geworden ist, können sie ihn trotzdem nicht einfach fällen lassen. Amtsleiterin Carmen Dams: "Wir müssen dann beim Amt für Umweltschutz der Stadt die Fällung beantragen." Ein Mitarbeiter dieser Behörde sieht sich in einem solchen Fall den betroffenen Baum dann noch einmal an. Stimmt er zu, kann gefällt werden. Stimmt er nicht zu, müssen sich die beiden Ämter irgendwie einigen. Dams: "Es gibt auch schon den einen oder anderen Fall, wo dann ein externer Gutachter ranmuss." aw