30 Stunden Tibet in 90 Minuten

Kleinblittersdorf. Die Philosophie? Emotional sein. Dem Kunden Mut zum Polarisieren assoziieren. Kein Mittelmaß abliefern. "Einfache Sachen machen wir nicht", sagt Jürgen Schnetzer

Kleinblittersdorf. Die Philosophie? Emotional sein. Dem Kunden Mut zum Polarisieren assoziieren. Kein Mittelmaß abliefern. "Einfache Sachen machen wir nicht", sagt Jürgen Schnetzer. "Das geht gegen meinen Bauch!" Schnetzer ist Chef von VJS, Agentur für Film und visuelle Kommunikation, wo der neue Dokumentarfilm von Ex-Ophüls-Chef Boris Penth über den tibetischen Philosophen Sogyal Rinpoche geschnitten wurde. Mit sieben Angestellten, hauptsächlich Mediengestaltern und Kommunikationsdesignern, Azubis und freien Mitarbeitern residiert VJS in Kleinblittersdorf auf rund 400 Quadratmetern auf Schloss Falkenhorst.So viel Platz braucht's, weil hier in Sachen Dokumentation und Imagefilm Komplettlösungen entstehen: vom Konzept über "Storyboard", Drehbuch, Disposition, Kameraarbeiten, "Visional Effects", (3D-)Animationen, Sprechertexte und Printsachen bis zum so genannten "Finishing", wo dem Endprodukt ein einheitlicher "Look" verpasst wird. Dass Schnetzer wie selbstverständlich viele englische Begriffe verwendet, liegt zum einen an der Branche, aber auch daran, dass VJS international arbeitet. Findet sich hier zu Lande keine geeignete "Location", geht's mit der Kamera auch mal nach Tirol, in die Bretagne, nach Norwegen, Rotterdam, Paris, Wien oder gar in die USA. Im Auftrag der Saarstahl-Tochter Saarschmiede wurde zum Beispiel gerade in London und Schottland gedreht. "90 Prozent passieren in Europa", erzählt Schnetzer, der das Prinzip des Polarisierens schon bei der Auswahl des Drehorts pflegt und Landschaftliches neben Großstädtisches setzt. Schnetzer stammt aus dem rheinland-pfälzischen Klingenmünster und studierte nach einer Ausbildung zum Fachkrankenpfleger für Psychiatrie Freie Kunst und Kommunikationsdesign an der HBK (Hochschule der Bildenden Künste) Saar. Dort hatte er von 2002 bis 2008 eine feste Stelle als Dozent, erfüllt jedoch jetzt nur noch einen Lehrauftrag für Film und Video. Seine Firma VJS gründete er bereits 1988 im zarten Alter von 24 Jahren als kleinen Zwei-Mann-Betrieb, bis 2005 war der Firmensitz in Dudweiler. Auftraggeber und Aufträge wurden allmählich immer größer; ARTE, IDS Scheer oder Villeroy & Boch gehören ebenso zu seinen Kunden wie die EU, für die gerade eine wissenschaftliche Dokumentation über Teilchenbeschleuniger in Planung ist. Auch TV-Werbespots für Peter Müller hat VJS schon realisiert. Zufrieden ist Schnetzer erst, wenn ein Film nicht nur visuell, sondern auch inhaltlich stimmt. Um etwa Penths buddhistischen Dokumentarfilm "Ancient Wisdom for the Modern World" aus gut 30 Stunden Material auf knapp 90 Minuten (sowie eine 60-Minuten-Fassung fürs holländische Fernsehen) zusammenzuschneiden, ging er gemeinsam mit Penth drei Wochen in Klausur. kek

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