Katastrophenszenario in Cattenom 24 Stunden, um den Super-Gau zu verhindern

Cattenom · Eine schnelle nukleare Eingreiftruppe übt diese Woche ein Katastrophenszenario im grenznahen Atomkraftwerk Cattenom.

 Cattenom ist ein umstrittenes Atomkraftwerk. Foto: dpa

Cattenom ist ein umstrittenes Atomkraftwerk. Foto: dpa

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Rund 100 Männer und Frauen aus ganz Frankreich proben diese Woche im lothringischen Kernkraftwerk Cattenom für den Ernstfall. Sie gehören der schnellen nuklearen Eingreiftruppe "Farn" an. Diese war nach der Katastrophe von Fukushima vom französischen Staatskonzern EdF gegründet worden, um in jedem Atomkraftwerk (AKW) des Landes eingreifen und dort innerhalb von maximal 24 Stunden Druckluft-, Wasser- und Stromversorgung wiederherstellen zu können. Sechs Mal im Jahr übt die "Farn", die an vier Regionalstützpunkten stationiert ist und insgesamt 300 Mitglieder zählt, verschiedene Katastrophenszenarien. In Cattenom ist sie jetzt bereits zum zweiten Mal. Wie bei der ersten Übung im Dezember 2015 wird eine extreme Situation nachgestellt, bei der das lothringische AKW nach einer Naturkatastrophe wie einem Erdbeben, Überschwemmungen oder Orkanböen von der Außenwelt komplett abgeschnitten ist. Einer der vier Reaktoren von Cattenom ist beschädigt. Er muss wieder mit Wasser gekühlt werden, um eine Kernschmelze zu verhindern. Um die entsprechenden Ventile zu aktivieren, müsste aber erstmal die Stromversorgung wiederhergestellt werden.

"Ab dem Moment, wo wir die Farn kontaktieren, müssen die Teams binnen zwölf Stunden vor Ort sein", erklärt Thierry Rosso, Leiter des AKW Cattenom. "Die Farn funktioniert ähnlich wie eine Militäreinheit. Viele ihrer Mitglieder haben früher in der Armee gearbeitet oder waren bereits in Katastrophenlagen im Ausland eingesetzt wie zum Beispiel beim Tsunami in Asien." Vor Ort arbeitet die "Farn" Hand in Hand mit der internen Krisenintervention in Cattenom zusammen, die den Einsatz leitet.

Die Spezialeinheit, die 72 Stunden als autarke Einheit arbeiten kann, unterstützt die Stammbelegschaft mit einer beeindruckenden Ausstattung. "Neben geländetauglichen Lkws verfügen wir über Transportboote und einen Puma-Helikopter, um Material wie zum Beispiel Stromaggregate über mehrere Kilometer hinweg zu transportieren", erklärt "Farn"-Chef Pierre Eymond, der die Übung in Cattenom verfolgt.

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