110 Mitarbeiter verlieren ihren Job

Merzig. "Das ist wie eine Ohrfeige." Betriebsrat Heinz Zender aus Nohn ist sauer. Eben haben er und seine Kollegen im Merziger Drahtcord-Werk erfahren, dass die Halle zwei bis Ende März geschlossen werden soll. Auf einer Belegschaftsversammlung teilte ihnen das Unternehmen mit, dass etwa die Hälfte der 230 Arbeitsplätze von der Schließung betroffen sein werden

Merzig. "Das ist wie eine Ohrfeige." Betriebsrat Heinz Zender aus Nohn ist sauer. Eben haben er und seine Kollegen im Merziger Drahtcord-Werk erfahren, dass die Halle zwei bis Ende März geschlossen werden soll. Auf einer Belegschaftsversammlung teilte ihnen das Unternehmen mit, dass etwa die Hälfte der 230 Arbeitsplätze von der Schließung betroffen sein werden. Wer genau entlassen wird, ist noch nicht sicher.Wut im Bauch hat auch Peter Bopp. "Ich arbeite zwar in Halle eins, aber das nützt mir gar nichts", sagt der Merziger. Denn nicht nur Mitarbeiter aus Halle zwei würden entlassen. Gekündigt werde nach Alter, vermutet Ferdinand Weidig, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Völklingen. Melina Evangeliste, Sprecherin bei Pirelli, neben Continental Anteilseigner der Drahtcord-Werke, kann das nicht bestätigen. Evangeliste: "Die Verhandlungen beginnen ja jetzt erst. Sie Sozialplan-Kriterien sind aber auf jeden Fall Gegenstand der Verhandlungen." Peter Bopp reicht es jetzt schon. "Seit Jahren halten wir hier die Knochen hin. Und jetzt schmeißen sie die Leute raus." Den Frust teilt Gerd Spath, Betriebsratschef der Drahtcord-Werke: "Ich arbeite seit 38 Jahren hier, habe die Firma entstehen sehen. Es tut schon weh, was jetzt geschieht." Entsprechend niedergeschlagen sei die Stimmung im Unternehmen. Doch Betriebsrat und Gewerkschaft wollen nicht aufgeben. Die Belegschaft habe einen Altersdurchschnitt von 54 Jahren. Für viele Mitarbeiter sei in drei bis vier Jahren Altersteilzeit möglich. "Das wäre eine Alternative", sagt Spath. Doch der Ausverkauf des Unternehmens habe schön länger begonnen. Im Frühjahr seien erst wieder 68 Maschinen aus Merzig ins rumänische Werk geliefert worden. Das Werk übernimmt die Arbeit der Mitarbeiter aus Halle zwei in Merzig jetzt komplett. Und viel billiger. Ein Arbeiter in Rumänien verdient nach Angaben von Spath im Monat zwischen 250 und 300 Euro, in Deutschland sind es zehn Mal so viel.Dass das Ende so plötzlich kommt, hätte dennoch niemand vermutet. Ferdinand Wendig: "Die Wirtschaftskrise hat die Entscheidung wohl beschleunigt." Das macht Betriebsrat Spath unheimlich traurig, "weil es jetzt so endgültig erscheint". Zenner: "Vor 15 Jahren hieß es, Drathcord ist eine gute Firma. Das ist heute vorbei. Wo sollen wir denn jetzt hin in unserem Alter." und Kommentar "Das ist wie eine Ohrfeige."Heinz Zenner, Betriebsrat"Seit Jahren halten wir hier die Knochen hin. Und jetzt schmeißen sie die Leute raus." Peter Bopp

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