Halberg Open Air 11 200 feiern ein letztes Mal auf dem Halberg

Saarbrücken · Eine 37-jährige Open-Air-Ära ging zu Ende. Auch viele Fans von einst waren dabei. Ein „emotionaler Tag“ für den SR-Hörfunkdirektor.

 Sänger Wincent Weiss eröffnete am Freitag das letzte Halberg-Open-Air in Saarbrücken.

Sänger Wincent Weiss eröffnete am Freitag das letzte Halberg-Open-Air in Saarbrücken.

Foto: BeckerBredel

„Ey da müsste Musik sein“, sang Wincent Weiss. Und die Menge grölte den Hit des Chart-Stürmers lauthals mit. Beim Halberg-Open-Air von SR-„Unser Ding“ gab es am Freitag wie gewohnt über acht Stunden Live-Musik. Doch nach 37 Jahren wird es zukünftig zu Beginn der Sommerferien still vor den Toren des SR-Funkhauses in Saarbrücken bleiben. Denn der Sender stellt das Schülerferienfest aus Spargründen ein (wir berichteten). Und das bedauerten nicht nur viele Fans, sondern auch die Künstler: „Das ist schon sehr schade, die Location hier ist einfach super“, sagte Weiss.

Abschluss einer Ära

Zum Abschluss dieser Ära wurde jedoch noch einmal kräftig gerockt und gefeiert. Nachdem die letzten Schulgongs vor den Sommerferien verhallten, ertönten auf dem Halberg fette Beats. Und rund 11 200 Fans waren mit von der Partie. Als die ersten bereits beim Soundcheck von Wincent Weiss vor die Bühne durften, fragte dieser sie: „Und wie waren die Zeugnisse?“ Bei seinem knapp einstündigen Auftritt – übrigens der erste von drei an diesem Tag – sprang der Teenie-Schwarm ins Publikum und gab sich passend zu seinem Hit „Unter die Haut“ zum Anfassen nah.

Mike Singer auf der Bühne

Gekreische und Fanplakate mit Liebesbekundungen erinnerten an die Boyband-Ära der 90er Jahre. Verena Welter aus Dudweiler brachte sogar einen Strauß rote Rosen für ihren Schwarm Mike Singer mit: „Von seiner Musik bis zu seinem Charakter gefällt mir einfach alles an ihm“, sagte sie. „Leider kann ich Mike bald nicht mehr live sehen“, bedauerte die Schülerin das Ende des Open Air.

„Wenn das Festival zukünftig woanders stattfindet, kommen wir natürlich auch. Aber das ist leider nicht mehr dasselbe“, sagten Sophia Weirich und Celine Leidner. Die beiden Zwölfjährigen wären sogar dazu bereit, bis zu 15 Euro Eintritt zu bezahlen, wenn sie dafür weiter auf dem Halberg feiern könnten. So, wie das schon ihre Eltern getan hätten.

Viele Eltern mit dabei

Auffallend ist, dass gerade bei der letzten Ausgabe wie in der Anfangszeit wieder viele Mamas und Papas mit ihrem Nachwuchs gekommen waren – wohl auch, um sich quasi von diesem Stück ihrer Jugend zu verabschieden. „Wir sind ganz traurig“, sagten auch Karin Fischer und Anja Groß. Letztere war schon 1985 mit von der Partie, als Modern Talking zu den Top-Acts gehörten: „Ich war damals heimlich da und bin in Ohnmacht gefallen. Wenn das meine Mama erfahren hätte, wären die Ferien gelaufen gewesen“, erzählte sie. Verglichen mit früher sei das Festival heute viel professioneller.

„Einmaliges Festival“

Die vielen Sicherheits-Mitarbeiter fielen Michael Ferber als erstes auf, als er nach 25 Jahren wieder mit seiner zehnjährigen Tochter Tosca das Open Air besuchte. Der gebürtige Saarländer wohnt inzwischen mit seiner Familie in Hannover: „So ein Festival gibt es kein zweites Mal in Deutschland“, steht für ihn fest.

Emotionaler Tag

Nach dem Auftritten von Wincent Weiss wechselte die Musikrichtung — und die Rap- und Hip-Hop-Fans kamen auf ihre Kosten: „Alle Hände in die Luft“, forderte Manu Meta die Zuschauer auf. Esta, Kayef und Majoe heizten der feierlustigen Menge ebenfalls ein.

„Heute ist ein sehr emotionaler Tag“, sagte am frühen Abend SR-Hörfunkdirektor Martin Grasmück. Mit dem letzten Halberg- Open-Air gehe ein Kapitel der SR-Geschichte zu Ende. Der Abschied sei für den Saarländischen Rundfunk aber auch Ansporn für einen Neuanfang. Zum aktuellen Stand der Verhandlungen über ein Nachfolge-Festival wollte sich der SR auf Anfrage nicht äußern. Alle Verantwortlichen zeigten sich zufrieden, dass die Abschluss-Ausgabe noch einmal rundum gelungen und ohne größere Zwischenfälle über die Bühne gegangen war. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hatte bis zum Abend nur rund 30 Behandlungen zu vermelden, darunter zumeist kollabierte Mädchen. „Das Wetter hat uns in die Karten gespielt“, sagte ein Sprecher.

Endgültig Geschichte

 Anja Groß

Anja Groß

Foto: BeckerBredel
 Celine Leidner

Celine Leidner

Foto: BeckerBredel

Gegen 20.30 Uhr verließ Philipp Dittberner die Bühne, die Abbauarbeiten begannen und das Halberg-Open-Air war endgültig Geschichte. Statt Musik ist nach fast vier Jahrzehnten zukünftig zum Start der Sommerferien – wie an allen anderen Tagen des Jahres – wohl nur noch das Vogelzwitschern auf dem von Bäumen umrahmten Gelände zu hören.

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