100 Länder - eine Sprache

Saarbrücken. "Felican novan jaron!", wünscht Iris von Wunsch-Teruel aus Berlin, heißt übersetzt: "Ein frohes neues Jahr!". Die Gymnasiastin ist dreisprachig aufgewachsen: Deutsch, Spanisch und Esperanto, die Sprache, in der sie ihrer Neujahrsgrüße aussprach

 Iris von Wunsch-Teruel liest "Den kleinen Prinzen" in der Kunstsprache Esperanto. Foto: hth

Iris von Wunsch-Teruel liest "Den kleinen Prinzen" in der Kunstsprache Esperanto. Foto: hth

Saarbrücken. "Felican novan jaron!", wünscht Iris von Wunsch-Teruel aus Berlin, heißt übersetzt: "Ein frohes neues Jahr!". Die Gymnasiastin ist dreisprachig aufgewachsen: Deutsch, Spanisch und Esperanto, die Sprache, in der sie ihrer Neujahrsgrüße aussprach. Iris ist eine von 183 Teilnehmern aus 13 Ländern, die derzeit die Europa-Jugendherberge in Saarbrücken zum "Esperanto-Land" machen.

Der gleichnamige Verein hat für eine Woche zum internationalen Neujahrstreffen eingeladen. Das Programm ist abwechslungsreich, darin eingebunden viele Möglichkeiten für die 60 Kinder, die mit ihren Eltern angereist sind. Für sie ist es selbstverständlich, gemeinsam zu basteln oder zu spielen und sich dabei in Esperanto zu unterhalten. "Mehr als die Hälfte haben diese Sprache als Muttersprache gelernt", erklärt Louis von Wunsch-Rolshoven, Vorsitzender des Vereins "EsperantoLand" und außerdem Iris' Vater. Seine Tochter ist begeisterte Esperantosprecherin, schließlich könne sie sich so mit Menschen aus über hundert Ländern unterhalten. "Es ist eine Sprache, die verbindet", sagt sie.

Der Philologe Ludwik Lejzer Zamenhof kreierte die Kunstsprache, die heute als Plansprache anerkannt ist, und veröffentlichte sie 1887 in einem Lehrbuch. Sein Wunsch, sie international zur Sprache der Verständigung zu machen, erfüllte sich bisher nicht. "Ich glaube nicht daran, dass eine internationale Zusammenkunft darüber nachdenken wird, sie zu etablieren", meint Wunsch-Rolshoven. Aber er sei zuversichtlich, dass Esperanto sich weiter verbreiten wird, "weil es mehr und mehr Menschen gibt, die sich damit identifizieren können." Der Vorsitzende sieht Esperanto nicht im Widerspruch zu der eigenen Muttersprache und auch nicht zur Weltsprache Englisch. "Die meisten Esperantosprecher lernen heute erst Englisch oder eine andere Fremdsprache", sagt Wunsch-Rolshoven. Esperanto sei jedoch leichter zu lernen als andere Sprachen. Man bräuchte dafür etwa ein Drittel weniger Zeit, als für andere Fremdsprachen.

Für Tochter Iris ist es das Normalste der Welt geworden, sie chattet weltweit mit Gleichgesinnten in dieser Sprache. "Das Internet ist ohnehin die beste Verbreitungsform der Sprache", meint ihr Vater. Iris liest Bücher in Esperanto oder hört Musik. Zwei Konzerte und eine Kabarettvorführung kann sie sich während ihres Aufenthaltes in Saarbrücken anhören und ansehen. Silvester feiert sie gemeinsam mit den anderen Familien, die meist aus Europa, aber auch aus Kanada oder Russland kommen. hth

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