CDU-Spitze Kramp-Karrenbauer Favoritin für Merkel-Nachfolge
Berlin/Saarbrücken · Die Kanzlerin gibt den CDU-Vorsitz ab und kündigt ihren Rückzug aus der Politik bis 2021 an. Die frühere Saar-Ministerpräsidentin steht vor einer Kampfkandidatur gegen Merz und Spahn.
Nach dem desaströsen Abschneiden der CDU bei der Landtagswahl in Hessen ist das Ende der Ära Angela Merkel besiegelt. Die 64-Jährige gibt die Parteiführung noch in diesem Jahr ab, will aber bis zum Ende der Wahlperiode, also längstens bis 2021 Bundeskanzlerin bleiben. Dann wolle sie sich ganz aus der Politik zurückziehen, sagte Merkel gestern in Berlin. Sie ist seit 18 Jahren CDU-Chefin und seit 13 Jahren Kanzlerin.
Die Nachfolge an der Parteispitze wird auf dem CDU-Parteitag Anfang Dezember in Hamburg geregelt. Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer und Gesundheitsminister Jens Spahn kündigten laut Merkel ihre Kandidatur in den Parteigremien an. Übereinstimmenden Berichten zufolge will neben mehreren Außenseitern auch der frühere Unionsfraktionschef Friedrich Merz seinen Hut in den Ring werfen. Der 62-jährige Jurist gilt als stramm konservativ und wurde einst von Merkel aus dem Amt gedrängt. Auch der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet hält sich eine Bewerbung für den Posten offen.
In wenigen Wochen könnte es damit die erste Kampfabstimmung um den CDU-Bundesvorsitz seit 1971 geben. Damals unterlag der spätere Kanzler Helmut Kohl in der Saarbrücker Saarlandhalle deutlich gegen Rainer Barzel. Nach Ansicht des Trierer Parteienforscher Professor Uwe Jun geht die Saarländerin Kramp-Karrenbauer als Favoritin ins Rennen um die Merkel-Nachfolge. „Sie hat eine recht breite Unterstützer-Koalition“, sagte Jun der SZ. Dazu zählt er große Teile der Parteiführung, die Frauen-Union, den Arbeitnehmerflügel und den liberalen Parteiflügel. Dies könne sich aber ändern, wenn auch Laschet antrete, der ebenfalls dem liberalen Flügel zugerechnet wird. Jun sagte, die innerparteiliche Popularität von Kramp-Karrenbauers Konkurrent Spahn sei nicht besonders groß. Merz ist für Jun klarer Außenseiter. Die Chefin der Frauen-Union, Annette Widmann-Mauz, betonte gestern bereits die Unterstützung für Kramp-Karrenbauer. „Wir werden unser Gewicht in die Waagschale werfen“, sagte sie mit Blick auf den Parteitag.
Der Vorsitzende der Saar-CDU, Tobias Hans, bezeichnete Kramp-Karrenbauers Kandidatur als „folgerichtig“, nachdem sie ihr Ministerpräsidenten-Amt abgegeben habe, um sich in den Dienst der Partei zu stellen. „Es geht nicht nur um den Austausch von Köpfen; es muss auch eine inhaltliche Erneuerung geben.“ Dafür stehe Kramp-Karrenbauer. „Sie hat die Erfahrung als Regierungschefin und hat vor allem gezeigt, dass sie Wahlen gewinnen kann.“ Damit verkörpere sie wie keine andere das Prinzip Volkspartei. „Auch deswegen hat sie optimale Chancen.“ Saar-SPD-Vize Eugen Roth sagte mit Blick auf die anderen Kandidaten: „Ich glaube, dass sie die verschiedenen Flügel und Positionen vereinen kann, während andere mehr spalten würden.“