Deutlich über Vor-Corona-Niveau RS-Virus, Erkältung, Grippe: Krankmeldungen im Saarland erreichen Höchststand

Saarbrücken · Die Krankmeldungen im Saarland erreichen einen neuen Höchststand. Vor allem Atemwegserkrankungen sind stark angestiegen, aber nicht wegen Corona.

Saarland: RS-Virus, Erkältung, Grippe – Krankmeldungen auf Höchststand​
Foto: dpa/Maurizio Gambarini

Im Saarland hat die Zahl der Arbeitsunfähigkeits-bescheinigungen (AUs) in der vergangenen Woche einen Höchstwert erreicht und liegt deutlich über dem Vor-Corona-Niveau. Das gilt auch für die Krankschreibungen wegen Atemwegserkrankungen. Fast dreimal so viele Menschen waren in der vergangenen Woche wegen einer Atemwegsinfektion krankgeschrieben wie in der gleichen Kalenderwoche vor der Pandemie im Jahr 2019. Das zeigt eine aktuelle Auswertung der IKK Südwest unter ihren Versicherten im Saarland, in Rheinland-Pfalz und Hessen. Zu den ausgewerteten Atemwegserkrankungen gehören unter anderem Influenza, Bronchitis und Lungenentzündung.

Jeder Berufstätige fehlt sechs Prozent seiner Arbeitszeit

Ein Rekordhoch beim Krankenstand im Saarland meldet auch die Techniker-Krankenkasse – und das obwohl noch nicht alle Daten von November und Dezember vorliegen. Derzeit liegt der Krankenstand bei TK-versicherten Erwerbstätigen schon bei 5,93 Prozent, das heißt, im Schnitt fehlt jeder Berufstätige krankheitsbedingt rund sechs Prozent seiner Arbeitszeit. Der Bundesschnitt liegt mit derzeit 5,14 Prozent spürbar niedriger.

Im Saarland sei der Krankenstand mit 4,87 Prozent zuletzt 2018 annähernd so hoch gewesen wie jetzt, sagt Stefan Groh, der Leiter der TK-Landesvertretung Saarland. „Besonders Erkältungskrankheiten sorgen in diesem Jahr für die hohen Zahlen. 2018 waren die TK-versicherten Erwerbstätigen an der Saar durchschnittlich 2,8 Tage wegen solcher Erkrankungen ausgefallen, 2022 sind es bereits jetzt 5,7 Fehltage.“ Insgesamt sei die durchschnittliche Zahl der Fehltage je Erwerbsperson im Jahresvergleich von 2018 und 2022 schon jetzt von 17,8 auf 21,6 gestiegen. Bundesweit gab es einen Anstieg von 15,5 auf 18,8 Fehltage je Erwerbsperson im Schnitt.

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Der Vorstand der IKK Südwest, Professor Dr. Jörg Loth, hat die Analyse seiner Krankenkasse ausgewertet: „Die Grippewelle hat früher begonnen als sonst. Hinzu kommt, dass derzeit weitere Erkältungsviren, wie das RS-Virus oder Schnupfen- und Erkältungsviren verstärkt im Umlauf sind. Das führt unter anderem zu der außergewöhnlich hohen Zahl an Krankmeldungen aufgrund von Atemwegserkrankungen.“ Nach erneut hohen Fallzahlen in der ersten Oktober-Hälfte hätten sich die Inzidenzen des Covid-19-Virus deutlich nach unten entwickelt, sodass das Virus unseren Alltag nicht mehr spürbar beeinträchtige, erklärte Loth. „Dennoch gilt es gerade in dieser kalten Jahreszeit weiterhin aufmerksam zu bleiben.“

Die IKK Südwest berichtet, dass in ihrem Einzugsbereich in der vergangenen Woche 42 903 Versicherte krankgeschrieben waren, davon 1914 wegen einer Atemwegsinfektion. Im Jahr 2019 seien zum gleichen Zeitpunkt lediglich 16 735 Versicherten krank gewesen, darunter 673 Menschen mit einem Atemwegsinfekt. „Abstands- und Kontaktbeschränkungen haben in den vergangenen beiden Pandemie-Jahren dazu geführt, dass die klassischen Erkältungswellen ausgeblieben sind. Das Immunsystem musste sich weniger mit den für eine Infektion verantwortlichen Krankheitserregern befassen. Jetzt wird das nachgeholt. Und eine Grippe-Erkrankung schützt zum Beispiel nicht vor einer Infektion mit einem anderen Virus. Man kann sich also mit verschiedenen Krankheitserregern anstecken“, sagt Loth.

Bei leichten Atemwegserkrankungen können sich Patienten für bis zu sieben Tage auch telefonisch von ihrem Hausarzt krankschreiben lassen. Eine Verlängerung um weitere sieben Tage ist einmalig möglich. Diese Corona-Sonderregelung wurde zuletzt bis zum 31. März 2023 verlängert.

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