Auswertung der IKK Südwest Kinder im Saarland bekommen immer häufiger Antidepressiva verschrieben

Saarbrücken · Im Saarland werden insgesamt mehr Antidepressiva verordnet. Das zeigt eine Auswertung der IKK Südwest. Besonders stark betroffen von dem Anstieg sind Kinder und junge Erwachsene bis 24 Jahre. Wie der IKK-Vorstand den Anstieg erklärt.

 Innerhalb der vergangenen fünf Jahre hat sich bei Kindern und jungen Erwachsenen bis 24 Jahre im Saarland die Menge der Antidepressiva-Verordnungen mehr als verdoppelt. Das zeigt eine Analyse von Patientendaten der IKK Südwest.

Innerhalb der vergangenen fünf Jahre hat sich bei Kindern und jungen Erwachsenen bis 24 Jahre im Saarland die Menge der Antidepressiva-Verordnungen mehr als verdoppelt. Das zeigt eine Analyse von Patientendaten der IKK Südwest.

Foto: dpa/Annette Riedl

Die Corona-Pandemie hat im Saarland, in Rheinland-Pfalz und Hessen offenbar Einfluss auf die Verschreibung von Antidepressiva. Die Verordnungen sind im vergangenen Jahr 2021 stärker gestiegen als in den Jahren zuvor. Das geht aus einer aktuellen Auswertung der IKK Südwest der Daten ihrer 630 000 Versicherten hervor. Die Analyse zeigt auch, dass die Verschreibungszahlen bereits seit mehreren Jahren konstant steigen – am stärksten bei Kindern und jungen Erwachsenen.

Bilder des Tages aus dem Saarland, Deutschland und der Welt
59 Bilder

Bilder des Tages

59 Bilder
Foto: dpa/Daniel Reinhardt

Im Corona-Jahr 2021 wurden in der Region 76 752 Packungen Antidepressiva verordnet, 2533 mehr als noch im Jahr zuvor (74 219). Seit 2017 ist das der stärkste Anstieg innerhalb eines Jahres. „Nie zuvor wurden mehr Versicherte der IKK Südwest mit depressiven Erkrankungen medikamentös behandelt. Vor allem aber der rasante Anstieg bei Kindern und Jugendlichen ist alarmierend. Unsere Analyse zeigt, dass diese Entwicklung durchaus, aber nicht ausschließlich, ein Produkt der Pandemie sein kann“, sagt Professor Dr. Jörg Loth, Vorstand der IKK Südwest.

Innerhalb der letzten fünf Jahre hat sich bei Kindern und jungen Erwachsenen bis 24 Jahre die Menge der Antidepressiva-Verordnungen mehr als verdoppelt. Aber auch über alle Altersgruppen hinweg wurden zwischen 2017 und 2021 mehr Antidepressiva ärztlich verordnet. Die Häufigkeit stieg seit 2017 regional unterschiedlich an, am stärksten mit rund neun Prozent im Saarland, gefolgt von Hessen und Rheinland mit rund sechs Prozent beziehungsweise drei Prozent. Frauen werden verstärkt mit Antidepressiva behandelt. Bei ihnen haben die Verordnungen mit rund fünf Prozent stärker zugenommen als bei den Männern.

„Nach wie vor ist es ein Problem, dass Patientinnen und Patienten bei der Einnahme von Antidepressiva häufig die Höchstmengen überschreiten oder ihre Therapien ohne ärztliche Rücksprache vorzeitig abbrechen“, erläutert Loth. Die Gründe für die zunehmende Menge von Verordnungen seien vielfältig. Es sei im Sinne der Patienten, wenn sich Experten und Politik damit intensiv auseinandersetzten. Die Forschung hierzu müsse ausgebaut werden. „Die immer weiter steigenden seelischen Leiden finden sich in Krankschreibungen wieder und müssen offenbar verstärkt medikamentös behandelt werden“, sagt Loth. „Auch mit Blick auf den nahenden Corona-Winter braucht es Maßnahmen, die den Betroffenen Halt geben.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort