Auskunft von Reptilien-Experte Giftig oder nicht? Diese Schlangen tummeln sich in den saarländischen Gärten (mit Bildergalerie)

St Wendel · Der Reptilien-Experte Bernd Naumann aus dem Oberthaler Ortsteil Güdesweiler bekommt immer wieder panische Anrufe, weil angeblich die leicht giftige Kreuzotter gesichtet wurde. Ein Überblick, welche Schlangen im Saarland tatsächlich heimisch sind.

Giftige oder ungiftige Schlange? Experte aus dem Saarland klärt auf
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So unterscheiden Sie giftige von ungiftigen Schlangen in Deutschland

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Foto: imago images/blickwinkel/M. Woike via www.imago-images.de

Im christlichen Glauben gilt die Schlange als der Ursprung des Bösen. Sie verführte nicht nur Adam und Eva dazu, den verbotenen Apfel vom Baum der Erkenntnis zu essen, sondern brachte auch Sünde und Tod in die Welt. Bis heute hat sich ihr Image kaum gewandelt. Viele Menschen fürchten und ekeln sich vor den schuppigen Kriechtieren. Nicht jedoch Bernd Naumann. Der Rentner befasst sich schon seit Jahrzehnten mit den Reptilien. Besonders die einheimischen Arten haben es ihm angetan.

Der Fachmann aus dem Oberthaler Ortsteil Güdesweiler liebt es, sich im Garten auf die Lauer zu legen, die Schlangen in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten. Genauso gerne informiert er aber auch über die, wie er sie nennt, „verkannten und unbeliebten Saarländer“. Naumann hofft, dass die Menschen weniger Angst und mehr Respekt vor den Tieren bekommen, wenn sie mehr über diese Lebewesen wissen. Immer wieder hält er daher Vorträge, etwa in Schulen, bei der Polizei und Feuerwehr. Doch er scheint einen Kampf gegen Windmühlen zu führen. Nach wie vor würden viele Leute beim Anblick der Reptilien völlig die Fassung verlieren – was nicht selten grausame Folgen habe.

Es gibt keinen Grund, Ringelnattern anzugreifen

Diese Erfahrung musste auch Clemens Vill machen. Der SZ-Leser aus St. Wendel hat im Nachbargarten eine verletzte Ringelnatter gefunden. „Es ist gut möglich, dass ein Mensch das Tier aus Angst geschlagen hat“, vermutet er. Verständnis hat er für solch eine Reaktion in keinster Weise. „Es besteht kein Grund, Ringelnattern anzugreifen, da sie dem Menschen gegenüber ungefährlich sind“, stellt er klar – und spricht damit Reptilien-Experte Naumann aus der Seele.

Der erklärt, dass es, auch als Folge des Klimawandels, in den vergangenen Jahren im Saarland zunehmend zu Kontakten mit heimischen Schlangen käme. „Wenn sie im eigenen Garten gesichtet werden, erschrecken die meisten Hausbesitzer, greifen zum Telefon, informieren Polizei oder Feuerwehr und fragen, was zu tun sei“, weiß Naumann. Diesen Anruf könne man sich jedoch sparen, denn in unserer Region leben nur zwei Schlangenarten: die Barrenringelnatter (Natrix helvetica) und die Schlingnatter (Coronella austriaca). „Will man wissen, um welche Art es sich handelt, kann man sich mithilfe von Fotos ganz leicht über deren Aussehen informieren“, sagt der Fachmann. Grund zur Panik gebe es aber nicht: Beide Schlangenarten seien für den Menschen ungefährlich.

Fotos: Giftspinne, Riesenzecke, Schlangen und Co. im Saarland und der Großregion​
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Giftspinnen, Riesenzecken, Schlangen und Co. breiten sich im Saarland und in der Großregion aus

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Foto: Jürgen Peter/SZ

Im Saarland gibt es einen Irrglauben zu Giftschlangen

Leider sei jedoch der Irrglauben, dass im Saarland Giftschlangen leben, weit verbreitet. „Dies hat schon hunderte heimische, unter strengem Schutz stehende Schlangen das Leben gekostet“, weiß Naumann. Die Menschen würden die harmlosen Tiere erschlagen, weil sie diese für Kreuzottern halten. Doch der Experte betont: „Seit der letzten Eiszeit leben im Saarland keine Giftschlangen mehr.“ Die Schlingnatter werde wegen ihrer Zeichnung und Färbung oft mit der giftigen Kreuzotter verwechselt. Die Barrenringelnatter hingegen würde wegen ihrer Größe gerne mal für ein exotisches Tier gehalten.

Doch beide Reptilienarten hätten so gar nichts mit bösen Monstern gemein. „Auch wenn man eine Barrenringelnatter in die Hand nimmt, beißt diese nicht“, weiß Naumann. Als einzige Abwehr verspritze sie ein stinkendes Sekret. Wenn sich die Feinde davon nicht abschrecken lassen würden, lege sich das Tier auf den Rücken und stelle sich täuschend echt tot. „Die Schlingnatter beißt zu, wenn man sie in die Hand nimmt. Die Zähnchen sind allerdings so winzig, dass man sie kaum verspürt und ein Biss führt auch zu keinerlei Verletzungen“, erklärt der Reptilien-Experte. Er versichert: „Sollte an einem heißen Sonnentag, wegen offen stehender Terrassentür eine Ringelnatter ins Haus gelangen, so ist die Angst der Schlange größer als die des Menschen und sie versucht, wieder schnellstens in die Freiheit zu gelangen.“

Für alle, die trotzdem noch der Meinung sind, dass im Saarland giftige Schlangen heimisch sind, hat Naumann einen wichtigen Hinweis. Demnach gibt es ein Merkmal, das für sämtliche Schlangen in der Bundesrepublik gültig ist: „ Alle ungefährliche Schlangen Deutschlands haben runde Pupillen, jede Schlange mit einer Spaltpupille ist giftig!“

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