Nach Entführung einer Prostituierten Saarländische und spanische Polizisten zerschlagen Menschenhändler-Ring

Saarbrücken/Valencia · Die Entführung einer Prostituierten vor einer Saarbrücker Disko führte die Kriminalbeamten bis nach Valancia. Dort gelang den Polizisten mit der „Operation Palmera“ ein großer Coup.

 Im Saarland nahmen die Ermittlungen ihren Anfang. SEK-Beamte durchsuchten im Dezember 2018 ein Haus in Völklingen nach der vermissten Prostituierten.

Im Saarland nahmen die Ermittlungen ihren Anfang. SEK-Beamte durchsuchten im Dezember 2018 ein Haus in Völklingen nach der vermissten Prostituierten.

Foto: BeckerBredel

Durch gemeinsame Ermittlungen über die Grenzen hinweg haben saarländische und spanischen Polizisten 16 Mitgliedern eines internationalen Menschenhändlerringes das Handwerk gelegt. Ausgangspunkt der Geschichte war die Entführung einer 22-jährigen Prostituierten vor der Diskothek „Kufa“ in Saarbrücken vor knapp einem Jahr. Die verschleppte Rumänin war demnach nach Valencia in Spanien gebracht worden, wo sie weiterhin zur Prostitution gezwungen wurde.

Laut dem saarländischen Landespolizeipräsidium stellte sich während der weiteren Ermittlungen heraus, dass ein zweiter Fall von Zwangsprostitution aus dem Saarland dem europaweit tätigen Menschenhändlerring zuzuordnen war. Im April 2018 waren nämlich zwei junge Prostituierten, ebenfalls aus Rumänien, vom Saarbrücker Straßenstrich in ein Neunkircher Bordell geflüchtet. Die 21- und 22- Jährigen waren damals von einem Landsmann mit angeblichen Heiratsversprechen gelockt worden und stattdessen als Zwangsprostituierten auf dem Straßenstrich in der Saarbrücker Hochstraße gelandet. Im Oktober 2018 wurde ihr Zuhälter im spanischen Valencia dingfest gemacht und ins Saarland ausgeliefert. Wegen Zwangsprostitution und Zuhälterei wurde der 21-jährige Rumäne vom Saarbrücker Amtsgericht zu einer Haftstrafe von 23 Monaten auf Bewährung verurteilt.

Weiter ins Rollen kam der Fall durch eine Auseinandersetzung auf der Autobahn bei Geislautern. Dort war ein Autounfall in eine Messerstecherei ausgeartet. Recherchen ergaben, dass die Hintergründe für diese Taten ebenfalls im Rotlichtmilieu zu suchen waren, so die saarländische Polizei. Es gelang den Ermittlern, durch umfassende Aussagen eines 27-jährigen Rumänen und einer 26-jährigen Rumänin, Bezüge zu der Prostituierten-Entführung an der Diskothek "Kufa", dem Vorfall von April 2018 im Bereich des Straßenstriches Hochstraße sowie nach Spanien herzustellen. Ab diesem Zeitpunkt verlagerten die Angehörigen des Menschenhändlerrings ihre kriminellen Aktivitäten vollständig nach Spanien.

 Die Polizei stellte umfangreiches Beweismaterial in Spanien sicher.

Die Polizei stellte umfangreiches Beweismaterial in Spanien sicher.

Foto: Saarbrücker Zeitung/BPol

Doch die Ermittler waren den Kriminellen weiter auf der Spur. Sie gründeten die Ermittlungsgruppe „Operation Palmera“. Dieser gehören Beamtinnen und Beamte aus Deutschland, Spanien, Eurojust und Europol an. Fünf Polizeibeamte aus dem Saarland waren ebenfalls dabei. Möglich macht das ein Übereinkommen aus dem Jahr 2000 zur Rechtshilfe in Strafsachen zwischen den Mitgliedsländern der Europäischen Union, berichtet Melanie Mohrbach, Sprecherin des Landespolizeipräsidiums Saarland. „Dass wir gemeinsame Fälle mit den spanischen Kollegen bearbeiten, ist nicht alltäglich, doch die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut“, so Mohrbach weiter. Es kristallisierte sich heraus, dass es sich bei den Tätern um einen osteuropäischen Familienclan mit vielen Mitgliedern zwischen 18 und 48 Jahren handelt. Unter Anwendung der sogenannten „Loverboy-Methode“ und durch Ausnutzen persönlicher Zwangs- und Notlagen, zwangen die Clanmitglieder ihre Opfer, auch unter Ausübung von psychischer und physischer Gewalt, mindestens seit dem Jahr 2016 zur Prostitution auf dem Saarbrücker Straßenstrich sowie in Valencia beziehungsweise Alzira. Bisher konnten die Beamte 17 Opfer des Clans ermitteln.

Bei der Festnahme- und Durchsuchungsaktion in Spanien Ende Oktober unterstützten eine Kriminalbeamtin und ein -beamter des Dezernates für Schleusung und Menschenhandel aus dem Saarland die spanischen Behörden. Neben den 16 Festnahmen wurde an dem Tag umfangreiches Beweismaterial sichergestellt. Für ihre Taten werden sich die Clanmitglieder vor der spanischen Justiz verantworten müssen.

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