"Saarländisch zischt ganz schön"

Saarbrücken. Mit 19 Jahren kam Iulia Popescu (29) von Arad in Rumänien nach Saarbrücken. "Um hier zu studieren", erklärt sie. "Saarbrücken war die erste Stadt, die sich auf meine Bewerbung gemeldet hat." Seitdem trennen sie 1200 Kilometer und zehn Jahre von ihrer Geburtsstadt

 Bücher aus Rumänien verbinden Iulia Popescu mit ihrem Geburtsland. Auch englischsprachige Literatur mag sie. Foto: Iris Maurer

Bücher aus Rumänien verbinden Iulia Popescu mit ihrem Geburtsland. Auch englischsprachige Literatur mag sie. Foto: Iris Maurer

Saarbrücken. Mit 19 Jahren kam Iulia Popescu (29) von Arad in Rumänien nach Saarbrücken. "Um hier zu studieren", erklärt sie. "Saarbrücken war die erste Stadt, die sich auf meine Bewerbung gemeldet hat." Seitdem trennen sie 1200 Kilometer und zehn Jahre von ihrer Geburtsstadt.Mittlerweile hat die gebürtige Rumänin nicht nur ihren Magister der Geisteswissenschaften in der Tasche, sondern seit Dezember auch die doppelte Staatsbürgerschaft. "Ich musste meine rumänische Nationalität nicht aufgeben, um Deutsche zu werden." Seit 2000 haben EU-Bürger mit dem neuen Staatsangehörigkeitsrecht nicht mehr die Qual der Wahl. "Doppelt ist gut", findet die 29-Jährige, "weil ich mich mit beiden Ländern identifiziere."

Etwa ein halbes Jahr hat sie auf ihre Einbürgerung gewartet. Fragt man sie, wo ihre Heimat ist, antwortet Popescu, ohne zu zögern: "Saarbrücken", und schiebt grinsend nach: "St. Johann." Seit viereinhalb Jahren wohnt sie hier mit ihrem Freund in einer hellen Wohnung mit riesigem Balkon. Über der Türschwelle hängt ein Hufeisen. "Rumänen sind sehr abergläubisch", erklärt sie, "und ich kann mich davon auch nicht befreien. Das ist in mir drin." So darf in ihrer Wohnung nicht gepfiffen werden, "weil man sonst Geld verliert. Auch so ein Aberglaube", sagt sie schmunzelnd.

Seit September arbeitet sie beim Landesjugendring Saar als Projektmitarbeiterin für Migration. "Das passt natürlich. Außerdem absolviere ich noch einen Aufbaustudiengang: Deutsch als Fremdsprache." Für die 29-Jährige war Deutsch aber nie wirklich fremd. "Arad liegt in Siebenbürgen, und da gibt es viele Deutschstämmige. Ich habe seit der Grundschule eine bilinguale Schule besucht. Alle Fächer wurden sowohl in Rumänisch als auch Deutsch unterrichtet." Und trotzdem war der erste Kulturschock in Saarbrücken die Sprache. "Der Dialekt war ein echter Schock. Ich kannte ja nur das Hochdeutsch aus der Schule. Im Bus und der Bahn habe ich hier nur 'Schschschsch' gehört", erinnert sie sich. "Das Saarländisch zischt ganz schön."

Nach mehr als zehn Jahren hat sich die junge Frau aber nicht nur an den Dialekt gewöhnt, sondern ist "in manchen Sachen deutscher als die Deutschen. Das behauptet zumindest mein Freund", sagt sie lachend. "Er findet meinen Ordnungssinn und die Überpünktlichkeit sehr deutsch."

Manchmal vermisst sie ihre alte Heimat, vor allem ihre Eltern. "Uns trennen 1200 Kilometer. Meine Mutter leidet unter der Distanz. Aber wir telefonieren viel und versuchen, uns wenigstens einmal im Jahr zu sehen." In ihrer Muttersprache spricht sie zwar nicht mehr jeden Tag, "aber neben den Telefonaten lese ich rumänische Bücher. So kriege ich noch viel von der Kultur mit". Wenn Iulia Besuch aus Rumänien bekommt, gibt es einen Ort, den jeder sehen muss: "Die Tante Anna. Das ist seit sieben Jahren meine Stammkneipe. Ich habe sogar meinen Freund dort kennengelernt."

 Bücher aus Rumänien verbinden Iulia Popescu mit ihrem Geburtsland. Auch englischsprachige Literatur mag sie. Foto: Iris Maurer

Bücher aus Rumänien verbinden Iulia Popescu mit ihrem Geburtsland. Auch englischsprachige Literatur mag sie. Foto: Iris Maurer

 Bücher aus Rumänien verbinden Iulia Popescu mit ihrem Geburtsland. Auch englischsprachige Literatur mag sie. Foto: Iris Maurer

Bücher aus Rumänien verbinden Iulia Popescu mit ihrem Geburtsland. Auch englischsprachige Literatur mag sie. Foto: Iris Maurer

Zurück in ihre alte Heimat will sie nicht mehr. "Die Mentalität mit 'Kommst du heute nicht, kommst du morgen' passt nicht zu mir."

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