Gerst ist zurück Bald schlägt die Stunde für Saarländer Maurer im All

Saarbrücken · Rekord-Raumfahrer Alexander Gerst ist aus dem All zurück. Der nächste Deutsche dort könnte der Saarländer Matthias Maurer sein.

 Matthias Maurer, ESA-Astronaut, steht in einem Modell des Columbus-Moduls der Internationalen Raumstation ISS. Er war nach Alexander Gerst als zweiter Deutscher zum Team der Esa-Astronauten gestoßen.

Matthias Maurer, ESA-Astronaut, steht in einem Modell des Columbus-Moduls der Internationalen Raumstation ISS. Er war nach Alexander Gerst als zweiter Deutscher zum Team der Esa-Astronauten gestoßen.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Alexander Gerst ist gestern nach Monaten im Orbit sicher gelandet. Nun hofft der Koordinator der Bundesregierung für die Luft- und Raumfahrt, Thomas Jarzombek, dass auch der zweite deutsche ESA-Astronaut Matthias Maurer aus Oberthal bald seinen ersten Raumflug durchführen werde. Die Esa arbeitet derzeit an einem Einsatz des 48-jährigen Saarländers in der Schwerelosigkeit. 2020/21 könnnt er zur Internationalen Raumstation fliegen oder vielleicht an einer chinesischen Raumfahrtmission teilnehmen. Maurer wäre der zwölfte Deutsche im All.

Als Kind wollte der Oberhtaler mal ganz „gewöhnliche“ Berufe ergreifen, Berufe wie Pilot oder Formel-1-Fahrer. Als Erwachsener überlegt es sich Matthias Maurer dann doch noch mal anders. Er will plötzlich hoch hinaus.

Was für den größten Teil der Menschheit ein ganzes Leben lang unerreichbar bleibt, könnte für den 48-jährigen Astronauten aus Oberthal in absehbarer Zeit Realität werden. So hat es Esa-Chef Jan Wörner versprochen: „Wir werden es schaffen, dass innerhalb der nächsten drei Jahre geflogen wird.“

Maurer hat den Weg dafür geebnet. Seine Grundausbildung hat er im September abgeschlossen, er darf sich nun offiziell Esa-Astronaut nennen. Der Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation (Esa) überreichte ihm vor wenigen Wochen das gerahmte Astronauten-Zertifikat – ein Zeugnis, das sich nur wenige Auserwählte an die Wand hängen können. Was ihm jetzt noch fehlt, ist das Training für die genaue Mission, die er eines Tages antreten wird. Maurer wäre der zwölfte Deutsche im All.

Die Plätze zu den Sternen sind begrenzt. „Wir als Esa haben einen Flug zur ISS pro Jahr für das Astronautenkorps mit gerade sieben aktiven Astronauten“, rechnet Maurer vor. Zwei davon seien bereits bedient – der deutsche Gerst ist gestern zurückgekommen, der Italiener Luca Parmitano hat ein Ticket für 2019. „Das heißt, wir sind nun fünf Kollegen im Wartemodus“, sagte Maurer vor einigen Wochen. Die anderen seien zwar alle schon geflogen – das bedeute aber nicht automatisch, dass die Wahl nun auf ihn falle. „Die anderen wollen ja auch gerne wieder hoch“, sagt er. „Weltraum macht süchtig.“

Maurer hat einen Doktortitel in Materialwissenschaft. 2008 bewarb er sich beim Esa-Astronautenprogramm und ließ 8500 Bewerber hinter sich. 2017 wurde verkündet, dass er nun Teil des aktiven Esa-Astronautenkorps ist – als zweiter Deutscher neben Gerst.

Hinter ihm liegt eine knüppelharte Ausbildung. In Schweden wurde Maurer bei bitterkalten Temperaturen in ein Überlebenstraining geschickt, ohne Schlafsack, ohne Zelt, ohne Proviant. Er lernte Russisch und Chinesisch und verbrachte 16 Tage in einer Station unter Wasser. Simulation einer Mars-Mission.

In den USA trainierte Maurer auch in einem riesigen Becken, in dem die ISS nachgebaut wurde, Weltraumspaziergänge. Ziel der mehrstündigen Tauchgänge ist es, in kurzer Zeit alles kennen zu lernen, was kaputt gehen kann – und das ist viel. „Es wird daher richtig Gas gegeben und man wird mit Absicht müde gemacht“, berichtet Maurer. Da in dem Szenario sein Partner irgendwann bewusstlos wird, müsse man ihn ständig im Blick behalten und dann ganz schnell in die Raumstation ziehen. „Man muss also mental und körperlich immer zu 100 Prozent da sein“, sagt Maurer – immer unter dem kritischen Blick der Prüfer. „Nach jedem dieser Tauchgänge war ich reif für’s Wochenende.“

Maurer weiß, dass er bald alles in einem sein wird: Entdecker, Botschafter, Held der Kinderzimmer. Kurz blickt er dennoch auch zurück ins Saarland. „Meine Großväter waren einfache Bergarbeiter im Kohlebergbau“, sagt er. „Die hätten sich nie im Leben vorstellen können, dass ich mal Astronaut werde.“

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