Saarbrücker Zeit-Phänomene
Zeit ist schon eine praktische Angelegenheit. Wenn es sie nicht gäbe, würde vermutlich alles gleichzeitig passieren.
Und mir reicht ja meistens schon das, was gerade passiert. Wobei: Wenn es diese Wurmlöcher gäbe, wäre das schon faszinierend. Wurmlöcher sind Dinger, durch die Zeitreisen möglich sein könnten. Ich würde das jetzt gerne erklären, habe aber auch nicht so richtig verstanden, warum durch die Krümmung der Raumzeit und andere Phänomene Reisen in die Vergangenheit prinzipiell möglich sein sollen.
Was ich weiß: Wer aus der Zeit fallen will, kann das hier und jetzt tun. In der "Tante Anna" schräg gegenüber der Basilika St. Johann ist es zum Beispiel immer kurz vor halb elf. Jedenfalls behauptet das die große Uhr, die dort hängt. Aber auch wenn es so wirkt, als sei die Zeit stehen geblieben: In der "Tante Anna" sind schon 20 Jahre vergangenen. Für eine Kneipe ist das eine lange Zeit. Und das die Uhr immer kurz vor elf zeigt, ist sicher ein Trick: Klaus, der Wirt, der betont, dass die "Tante Anna" nicht sein Lebenswerk ist, will den Gästen vorgaukeln, dass es noch gar nicht so spät ist und man noch nicht nach Hause muss.
Hinter den Trick der katholischen Kirche bin ich allerdings noch nicht gekommen. Die Uhren der Christkönigkirche in St. Arnual zeigen zwei verschiedene Uhrzeiten an - und keine stimmt. Wenn es zum Beispiel kurz nach halb vier ist, zeigt die eine Uhr halb fünf, die andere kurz nach elf. Vielleicht ist eine Warnung in Anlehnung an dieses biblische "Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen", in dem es heißt: "Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde."
Also mir ist die "Tante Anna"-Taktik lieber. Mit dem Jüngsten Gericht und so können sich die himmlischen Heerscharen ruhig noch etwas Zeit lassen.